Österreich

35-Jährige gab sich für Wunschbaby 173 Hormonspritzen 

Nicht immer klappt es mit einem Baby auf Anhieb: Alexandra S. (35) versucht seit drei Jahren, mittels künstlicher Befruchtung schwanger zu werden. 

Christine Ziechert
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Alexandra S. (35) versucht seit drei Jahren, schwanger zu werden.
Alexandra S. (35) versucht seit drei Jahren, schwanger zu werden.
iStock/zVg

Jedes Mal banges Warten, hoffen, zittern: Für viele ist es die schönste (und einfachste) Sache der Welt, Nachwuchs zu bekommen. Für Alexandra S. (35) ist es ein langwieriger Prozess, der bereits drei Jahre lang andauert. Seit Sommer 2019 versucht die Steirerin mittels künstlicher Befruchtung, schwanger zu werden. 

"Es ist ein langwieriger Weg. Als ich meinen Mann damals kennenlernte, haben wir immer verhütet. Jahre später habe ich mir dann gedacht: Das hätten wir uns eigentlich sparen können", nimmt es die Steirerin im Gespräch mit "Heute" mit Humor. Die 35-Jährige heiratete im Mai 2017, danach wurde der Kinderwunsch erst einmal beiseite gelegt: "Damals bin ich in Bildungskarenz gegangen und viel gereist. Und ich habe meinen Job gewechselt", erinnert sich die Psychologin.

Institut übersah wichtigen Befund 

Doch die Sehnsucht nach einem Baby war da und "hat alles dominiert", meint Alexandra S. Nach monatelangem Probieren vermutete die 35-Jährige schließlich Ende 2018, dass etwas nicht stimmt: "Mein erster Gynäkologe war leider sehr nachlässig. Wir haben uns daher an ein großes Kinderwunsch-Institut gewandt. Dort wurde bei mir zwar eine Schilddrüsen-Unterfunktion diagnostiziert, aber ein anderer wichtiger Befund übersehen."

Etwa ein Jahr lang hoffte das Paar wieder auf Nachwuchs – vergeblich: "Wir wechselten zu einem kleineren Institut. Dort erfuhren wir, dass das Spermiogramm meines Mannes nicht in Ordnung ist, er hat zu wenig gute Spermien. Im ersten Institut wurde das offenbar übersehen", meint Alexandra S. 

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    JESSICA GOW / AFP / picturedesk.com
    "Der ganze Prozess ist eine unglaubliche körperliche Belastung"  - Alexandra S.

    Endlich war die konkrete Ursache gefunden, die Behandlung mit künstlicher Befruchtung (IVF) begann: "Der ganze Prozess ist eine unglaubliche körperliche Belastung. Ich muss mir zweimal täglich selbst Hormone spritzen, um die Eizellenproduktion zu stimulieren. Bei einem normalen Zyklus entwickeln sich ein bis zwei Eibläschen – aufgrund der Stimulation waren es bei mir zehn. Hormone verhindern dann, dass der Eisprung stattfindet. Wenn die Eizellen reif sind, werden sie mittels Punktion herausgeholt und unter dem Mikroskop mit den Spermien befruchtet", erklärt Alexandra S.

    Danach folgt die kritische Phase und banges Warten: "Etwa fünf Tage später sieht man, ob die Befruchtung geklappt hat und sich die Eizellen teilen. Ist das der Fall, wird der Embryo mittels Nadel in die Gebärmutter eingesetzt. Damit sich der Embryo gut in der Gebärmutterschleimhaut einnisten kann, muss ich wieder Hormone nehmen – insgesamt habe ich mir so schon 173 Hormonspritzen gesetzt", berichtet die 35-Jährige.

    "Zwei Babys habe ich leider in der 10. Schwangerschaftswoche verloren" - Alexandra S.

    Insgesamt neun Embryos sind bisher durch die künstliche Befruchtung entstanden, drei Mal bekam die Steirerin zwei  transferiert – mittels Punktion und Kryotransfer (Übertragung von eingefrorenen Eizellen, Anm.): "Zwei Babys habe ich dann leider in der 10. Schwangerschaftswoche verloren. Und auch, wenn wir uns immer wieder die Frage stellen: 'Warum klappt es nicht?', ist die Hoffnung noch da", so Alexandra S.

    Neben den physischen und psychischen Strapazen ist auch die finanzielle Belastung groß. Denn die künstlichen Befruchtungen werden zwar vom IVF-Fonds mitfinanziert (der Selbstbehalt beträgt etwa 20 bis 25 Prozent, Anm.), aber: "In Summe haben wir inklusive Medikamente für unser Wunschbaby schon rund 8.000 Euro ausgegeben, das Weihnachts- und Urlaubsgeld geht für den Kinderwunsch drauf", erzählt die 35-Jährige.

    "Wir setzen uns an sich kein Limit, was den Kinderwunsch betrifft" - Alexandra S.

    Einen Versuch möchte die 35-Jährige dennoch wagen: "Wir setzen uns an sich kein Limit, was den Kinderwunsch betrifft. Aber ich weiß, dass ich es nicht ewig machen kann, weil es einfach eine große körperliche Belastung ist. Wir ziehen auch Alternativen in Betracht, wie ein Pflegekind oder eine fremde Embryonen-Spende im Ausland."

    Wichtig ist Alexandra S. vor allem aber der offene Umgang mit dem Thema – sie twittert daher auch über ihre Erfahrungen: "Künstliche Befruchtung sollte kein Tabu sein. Ich würde mir wünschen, dass der Umgang damit viel gelassener wird. Und auch, dass es mehr Aufklärung darüber gibt und die Menschen sensibler mit Betroffenen und dem Thema umgehen."

    Im Jahr 2021 führten die österreichischen Kinderwunsch‐Zentren im Rahmen des IVF‐Fonds 12.218 IVF‐Versuche an 7.609 Paaren durch. Bei 9.657 Versuchen fand ein Embryotransfer statt, der in 3.354 Fällen (34,7 %) zu einer Schwangerschaft führte. Die Baby‐Take‐home‐Rate pro Transfer betrug auf der Grundlage der Versuche aus dem Jahr 2020 27,6 Prozent.