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36 Tränengas-Tote und 25 ermordete Polizisten

Heute Redaktion
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Die bei einem Fluchtversuch getöteten Islamisten in Ägypten sind nach Angaben des Innenministeriums durch von der Polizei eingesetztes Tränengas gestorben. Bei dem Vorgehen der Polizei seien am Sonntag 36 Muslimbrüder erstickt. Die Polizei setzte das Tränengas ein, um einen Ausbruchsversuch aus einem Gefangenen-Transport zu verhindern. Bei einer Explosion auf dem Sinai wurden außerdem 25 Polizisten getötet. Der Anwalt des früheren ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak rechnet nach eigenen Worten mit einer baldigen Freilassung seines Mandanten. In Brüssel berieten am Montag die 28 Botschafter der EU-Staaten über eine gemeinsame Position der EU-Länder zu Ägypten. Doch der britischer Außenminister meint, dass der "Einfluss begrenzt" sei.

, um einen Ausbruchsversuch aus einem Gefangenen-Transport zu verhindern. Bei einer Explosion auf dem Sinai wurden außerdem 25 Polizisten getötet. Der Anwalt des früheren ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak rechnet nach eigenen Worten mit einer baldigen Freilassung seines Mandanten. Die EU-Außenminister sollen an diesem Mittwoch in Brüssel über die Reaktion der Europäischen Union auf die eskalierende Gewalt in Ägypten beraten.

Die neuen Machthaber in Kairo wollen sich auch durch Kritik westlicher Geberländer nicht von ihrem harten Kurs gegen die entmachteten Muslimbrüder abbringen lassen. Sie kündigten am Wochenende eine Politik der "eisernen Faust" an und diskutierten über ein Verbot der Islamisten-Organisation. Die Islamisten-Bewegung mobilisierte am Sonntag erneut Tausende von Anhängern, die gegen den "Militärputsch" demonstrierten.

Explosion riss 24 Polizisten in den Tod

Bei einer Bombenexplosion im Norden der Sinai-Halbinsel sind am Montag mindestens 24 Polizisten getötet worden, verlautete aus Armeekreisen. Demnach ereignete sich der Zwischenfall nahe der Stadt Rafah an der Grenze zum Gazastreifen. Unbekannte hätten zwei Fahrzeuge der Polizei mit Panzerfäusten angegriffen.

Bei einer Geiselnahme während eines Ausbruchs von festgenommenen Muslimbrüdern in Kairo starben am Sonntag mindestens 36 Menschen. Die bereits am Samstag festgenommenen Männer hätten am Sonntag während ihres Transports zu einem Gefängnis einen Polizeioffizier als Geisel genommen und einen Fluchtversuch unternommen. Andere Polizisten hätten von außen durch die Fenster des Gefangenentransporters das Feuer eröffnet und alle Insassen des Fahrzeugs erschossen.

An Tränengas erstickt

Das Staatsfernsehen meldete am Abend, eine Gruppe von Bewaffneten habe versucht, den Transport zu stoppen, mit dem 612 Gefangene in die Haftanstalt gebracht werden sollten. Es entbrannte nach diesen Angaben ein Gefecht zwischen der Polizei und den Angreifern. Dabei seien 36 der Angreifer getötet worden. Das Innenministerium hatte zuvor erklärt, die bei dem Fluchtversuch getöteten Islamisten seien durch von der Polizei eingesetztes Tränengas gestorben. Eine Person aus dem Umfeld der Justiz sagte der Nachrichtenagentur Reuters hingegen, die Islamisten seien auf dem Weg zum Gefängnis in einem überfüllten Transportfahrzeug der Polizei erstickt.

Die Muslimbruderschaft sprach am frühen Montagmorgen von 52 Toten und forderte eine internationale Untersuchung des "abscheulichen Verbrechens" und anderer Vorfälle nach der Absetzung vom Präsident Mohammed Mursi.

Eine ursprünglich für Sonntag geplante Kundgebung auf dem Roxy-Platz in Kairo wurde von den Muslimbrüdern "aus Sicherheitsgründen" abgesagt. Auf den Dächern der umliegenden Häuser seien "Schläger und Scharfschützen" gesichtet worden, hieß es. Eine Kundgebung vor dem Verfassungsgericht fiel nach Angaben des staatlichen Fernsehens aus, weil die Sicherheitskräfte die Straßen rund um das Gebäude weiträumig abgesperrt hatten.

EU-Botschafter beraten

Die Europäische Union hat am heutigen Montag Beratungen über eine Reaktion auf die jüngste Eskalation im Ägypten-Konflikt aufgenommen. Die Botschafter der 28 EU-Staaten kamen am Vormittag in Brüssel zu einer Sondersitzung des "Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees" (PSK) zusammen. Dabei wurde vereinbart, dass die EU-Außenminister am Mittwoch zu einem Sondertreffen in Brüssel zusammenkommen sollen, verlautete aus Ratskreisen.

Merkel prüft "Stopp der Waffenexporte"

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel will angesichts der Gewalt in Ägypten einen Stopp der Waffenexporte in das Land prüfen. "Wir werden die Situation neu bewerten müssen", sagte sie am Sonntag im ZDF. Eine Beschränkung der Waffenexporte sei ein denkbarer Weg, der dortigen Regierung deutlich zu machen, "dass Gewalt nicht akzeptabel ist".

Seit der Räumung von zwei Protestlagern der Islamisten am Mittwoch sind nach offiziellen Angaben mindestens 750 Menschen Opfer der Gewalt geworden, darunter 57 Polizisten.

Der Armeechef, General Abdel Fattah al-Sisi, forderte die Muslimbrüder auf, ihren Protest aufzugeben. Stattdessen sollten sie sich wieder am politischen Prozess beteiligen. Gleichzeitig drohte Al-Sisi, die Sicherheitskräfte würden nicht schweigend zuschauen, wie die Entwicklung des Landes von den Anhängern Mursis sabotiert werde.