Österreich

Traurige Bilanz: Jeden Tag ein Toter auf Österreich ...

Heute Redaktion
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410 Menschen kamen 2019 bei Verkehrsunfällen ums Leben. Jedes siebte Opfer war nicht angegurtet. Todesfälle, die laut ÖAMTC vermeidbar gewesen wären.

Im Jahr 2019 kamen in Österreich laut vorläufigen Zahlen des Innenministeriums insgesamt 410 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben – alleine in Niederösterreich waren es 98. Jeder zweite Verkehrstote (199) saß dabei in einem Pkw.

Für ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé eine unerfreuliche Entwicklung: "In der Vergangenheit ging die Anzahl der getöteten Pkw-Insassen deutlich zurück. Waren es vor 20 Jahren noch 549, verringerte sich diese Zahl bis 2018 trotz deutlich mehr zugelassener Autos und gestiegener Fahrleistungen auf 181." Besonders bedenklich: 28 Prozent (55) der getöteten Pkw-Insassen waren nicht angegurtet.

"Viele Opfer wären vermeidbar gewesen"

"Unbegreiflich, dass auch nach mehr als 40 Jahren Gurtpflicht in Österreich so viele Lenker und Mitfahrer mit ihrem Leben spielen", zeigt sich der Experte des Mobilitätsclubs verwundert. "Zwar bedeutet auch der Gurt keinen hundertprozentigen Schutz, [...] eine Vielzahl an Getöteten wäre aber vermeidbar gewesen."

36 Verkehrstote gab es auf Autobahnen und Schnellstraßen; das bedeutet einen Anteil von 8,8 % an allen Verkehrstoten und einen leichten Anstieg um 2 oder 5,9 % gegenüber 2018 (34). Der Großteil der tödlichen Unfälle ereignet sich auf Bundesstraßen (204 Getötete), Landesstraßen (104) bzw. anderen Straßen (66).

Knapp einhundert Pkw-Insassen kamen dabei bei einer Frontalkollision ums Leben. "Unachtsamkeit (25,6 %) oder nicht angepasste Geschwindigkeit (24,8 %) waren dabei die häufigsten Unfallursachen", berichtet Nosé. Gleich dahinter rangieren laut Innenministerium Vorrangverletzung (13,4 %), Fehlverhalten von Fußgängern (10,4 %), Überholen (6,4 %) und Missachtung von Geboten/Verboten (5,3 %).

4,8 Prozent der tödlichen Unfälle gehen auf Herz-/Kreislaufversagen/akute Erkrankungen am Steuer zurück. Alkoholisierung war bei 23 oder 6,8 % der tödlichen Unfälle gegeben.

Zahl getöteter Kinder dramatisch gestiegen

Eine weitere negative Auffälligkeit in der Bilanz des Vorjahres: Nahezu jeder vierte Verkehrstote war ein Fußgänger oder Radfahrender – 14 Prozent mehr als 2018.

Schulkind bei Verkehrsunfall in Wildschönau getötet:

16 Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren kamen im Straßenverkehr 2019 ums Leben, davon 6 als Fußgänger und 2 Mitfahrer in einem Fahrradanhänger. Vier der Kinder waren auf dem Schulweg getötet worden. Ein dramatischer Anstieg, denn 2018 waren nur drei Kinder und 2017 acht Kinder tödlich verunglückt.

ÖAMTC fordert mehr elektronische Assistenzsysteme

"Laut aktuellem Verkehrssicherheitsprogramm des Verkehrsministeriums wurde für 2020 eine Halbierung der Anzahl der Toten auf Basis der Jahre 2008 bis 2010 festgelegt. Das wären 2020 maximal 311 Verkehrstote – ein Wert, der aus aktueller Sicht nicht erreichbar scheint", hält Nosé fest.

Denn der Trend zeigt, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Verkehrstoten nahezu stagniert – es bedürfe laut ÖAMTC also noch intensiver Anstrengungen, um die Situation deutlich zu verbessern. Großes Potenzial, schwere Unfälle zu vermeiden, sieht der Experte in elektronischen Fahrerassistenzsystemen, die menschliches Fehlverhalten und Unachtsamkeit kompensieren können – darunter z.B. Notbremssysteme, Abstandsregelung, Spurhalteassistent und Toter-Winkel-Warner.

"Generell ist festzuhalten: Menschen machen Fehler, deshalb sollten vor allem Straßenraum und Fahrzeugtechnik solche Fehler verzeihen können", so der ÖAMTC-Experte abschließend.