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Rassismus-Vorwurf gegen Quentin Tarantino

Kareem Abdul-Jabbar findet nichts Gutes an der Darstellung seines Freundes Bruce Lee in "Once Upon a Time ... in Hollywood".

Heute Redaktion
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In Tarantinos neuem Hollywood-Märchen wird Martial-Arts-Ikone Bruce Lee als großgoscherter Raufbold gezeigt. Am Set einer Fernsehproduktion legt er sich mit dem Stuntman Cliff Booth (Brad Pitt) an, der ihn mit Schmackes in eine Autotür schleudert.

Der echte Bruce Lee verstarb 1973. Sein früherer Schüler und Freund Kareem Abdul-Jabbar, in den USA als NBA-Profi berühmt geworden, übt nun heftige Kritik an Tarantino. Der Filmemacher habe Lee auf "schludrige und ziemlich rassistische Weise" porträtiert, schreibt der 72-Jährige in seiner Kolumne beim "Hollywood Reporter".

Prügelnder King, betrunkener Dalai Lama

Da hätte man auch gleich Dr. Martin Luther King einen Kellner vermöbeln, oder den betrunkenen Dalai Lama die Limousine des tibetischen Botschafters verunstalten lassen können, meint Abdul-Jabbar. Er gesteht Tarantino zwar Freiheiten in der Darstellung historischer Persönlichkeiten zu, bemängelt aber das Fehlen einer "grundlegenden Wahrheit".

Tarantino habe Bruce Lee zum Klischee eines asiatischen Amerikaners im Filmbiz gemacht – obwohl der Schauspieler zeitlebens gegen diese Klischees kämpfte. Ein Angeber, der sich zu Prügeleien hinreißen ließ, sei er nie gewesen.

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Kampf als letzte Option? Tarantino sieht das anders

"Ich war mehrere Male mit Bruce unterwegs, als ein irgendein Trottel ihn laut zu einem Kampf herausforderte", schreibt Kareem Abdul-Jabbar. "Er hat immer höflich abgelehnt und ist weitergegangen. Die erste Regel von Bruce' Fight Club war es, nicht zu kämpfen – außer es gab keine andere Option. Er verspürte nie den Drang, sich zu beweisen."

In "Once Upon a Time ... in Hollywood" sieht das freilich völlig anders aus. Tarantino selbst ist sich keiner Schuld bewusst. Bruce Lee sei "schon ein arroganter Kerl" gewesen, sagte er in einer Pressekonferenz in Moskau und habe tatsächlich behauptet, sogar Muhammad Ali schlagen zu können. "Die Art und Weise, in der er gesprochen hat. Ich habe da einfach nicht viel dazu erfunden", so Tarantino.

"Once Upon a Time ... in Hollywood" ist seit 15. August in den österreichischen Kinos zu sehen. Eine ausführliche Filmkritik und den Trailer findet Ihr HIER.

(lfd)