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5,87 Promille: Eltern erteilten Sohn tödliche Lektion

Ein Elternpaar aus den USA wollte ihrem Sohn den richtigen Umgang mit Alkohol lehren und versagte dabei völlig. Der Bursche ist tot.

Heute Redaktion
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Joseph und Paulette Richardson aus einem 262 Einwohner zählenden Ort im US-Bundesstaat Wyoming versuchten mit einer drastischen Maßnahme, ihren 16 Jahre alten Sohn Kendal zum Thema Alkohol aufzuklären. Sie wollten dem Jungen, der sie mit dem Wunsch nach einem Drink schon seit drei Jahren "genervt" hatte, mit Taten eine Lektion erteilen, die er nicht mehr vergessen würde. Doch dieses Vorhaben ging gründlich schief.

Mutter und Stiefvater Richardson ließen ihren Teenager aus der Hausbar so viel Alkohol trinken, wie er wollte. Das Gelage, an dem sich auch ein Freund der Familie beteiligte, sollte abschreckende Wirkung haben. Kendal sollte nicht so enden wie sein biologischer Vater - ein Alkoholiker. Von ihm hatte sich Paulette vor Jahren getrennt.

"Wollten ihm Lektion erteilen"

"Wir wollten ihm eine Lektion fürs Leben erteilen", sagten die Eltern der Polizei, nachdem ihre Idee tödlich endete. Laut dem Autopsiebericht starb ihr Sohn in der Nacht nach dem Sauffest "an den Folgen einer akuten Alkoholvergiftung". Seinen Alkoholspiegel errechnete ein Gerichtsmediziner mit unglaublichen 5,87 Promille.

Die Staatsanwaltschaft hat Joseph und Paulette Richardson als Erzieher des Jungen wegen Totschlags angeklagt. Den Eltern drohen bei einem Schuldspruch bis zu 20 Jahre Gefängnis. In den USA ist der Konsum von Alkohol für alle Bürger unter 21 Jahren verboten. Das gilt auch für Teenager, wenn sie unter Aufsicht der Eltern oder eines anderen Erwachsenen trinken.

"Er wollte immer mehr"

Nach den Ermittlungen der Polizei begann das Gelage am 6. Juli 2015 im Haus der Richardsons gegen 20.30 Uhr und dauerte knapp zwei Stunden. Die Getränke des Abends waren neben Bier zwei verschiedene Whisky-Sorten. Vor allem die hochprozentigen Drinks muss Kendal dabei geradezu in sich reingeschüttet haben, um 5,87 Promille zu erreichen.

"Er wollte immer mehr", erinnerte sich später Stiefvater Joseph an den Abend gegenüber der Polizei. "Wir wollten, dass ihm von dem Alkohol richtig schlecht wird. Deshalb haben wir ihn trinken lassen." Das bestätigte auch Mutter Richardson, die in ihrer Aussage nur von "ein paar Gläsern Fireball und Jack Daniels" sprach. 

"Seine Augen und Lippen tiefblau"

Um 22.30 Uhr hatte Kendal genug. Joseph Richardson musste ihn stützend ins Bett bringen. Als seine Mutter eine halbe Stunde später nach ihm sah, soll ihr Kendal noch mit einem gehobenen Daumen signalisiert haben, dass es ihm gut gehe. Doch als der Stiefvater morgens um 3.45 Uhr ein zweites Mal nach ihm schaute, reagierte und atmete der Junge nicht mehr. Auch ein sofort alarmierter Notarzt konnte ihn nicht mehr retten.

"Als wir ihn fanden, waren seine Augen und seine Lippen tief blau", sagte Sheriff Doug Matthews. "Einen Puls konnte ich nicht mehr feststellen." Kendal muss sich im Laufe der Nacht mehrmals übergeben haben. Die Eltern sitzen seit dem 7. Juli in Untersuchungshaft.

Staatsanwältin Loretta Gerrard nannte die Lektion, die die Eltern ihrem Sohn erteilen wollten, "gefährlich" und eine verdammt "dumme Idee". "Ich will Eltern nicht vorschreiben, was sie zu tun haben oder nicht. Man sollte sich aber immer vorher überlegen, welche fatalen Folgen so etwas haben kann."