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5 Mythen über Psychotherapie

Immer mehr Menschen lassen ihre psychischen Probleme behandeln. Wir räumen mit den häufigsten Mythen zum Thema auf.

Heute Redaktion
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Immer mehr Menschen machen eine Psychotherapie - Frauen häufiger als Männer. Das ist eine gute Nachricht, denn sie zeigt, dass wir uns öfter Hilfe holen, wenn es uns psychisch schlecht geht.

Es scheint beginnende Entstigmatisierung hinter der Zunahme zu stecken. Die Menschen scheinen heute informierter und es ist einfacher, sich professionelle Hilfe zu holen. Doch sich einzugestehen, dass man psychologische Hilfe braucht und dann einen Termin auszumachen, stellt für viele nach wie vor eine Hürde dar. Ob es an diesen Mythen rund um Psychotherapie liegt?

1. Eine Psychotherapie ist nur für Menschen mit echten Problemen

Laut Pro Mente Sana leidet jeder zweite Mensch im Laufe seines Lebens einmal an einer psychischen Erkrankung. Gibt es in deiner Familie Menschen, die psychisch krank sind oder waren, solltest du das im Hinterkopf haben: Denn für viele dieser Erkrankungen gibt es genetische Ursachen.

Du musst aber nicht an einer klinischen Störung leiden, um eine Therapie zu machen. Bestimmen deine Sorgen über längere Zeit deinen Alltag und hast du deswegen Schlafprobleme, kannst dich schlecht konzentrieren, bist antriebslos oder gereizt, kann ein Therapeut dir helfen. Aber auch für Menschen, die etwas Traumatisches durchgemacht haben, sich orientierungslos fühlen oder Mühe haben, einen Todesfall oder eine schlimme Krankheit im Umfeld zu verarbeiten, ist eine Therapie ratsam.

2. Wenn ich zur Therapie gehe, bekomme ich Medikamente verschrieben

Es gibt sehr viele Menschen, die eine Therapie machen, ohne jemals Medikamente zu nehmen. Je schlimmer jemand krank ist, desto eher können Medikamente helfen.

Niemand bekommt aber einfach ein Rezept für Antidepressiva in die Hand gedrückt – Psychopharmaka und -therapie werden immer kombiniert. Psychotherapeuten haben übrigens eine psychologische und keine medizinische Ausbildung. Sie dürfen keine Medikamente verschreiben, das machen nur Psychiater.

3. Ich muss meine Therapie selber bezahlen

Eine Psychotherapie kann auf mehrere Arten finanziert werden. Häufig zahlt die Krankenkasse einen Beitrag. Wer die durchschnittlich 100 Euro pro Sitzung selber bezahlt, kann seinen Therapeuten dafür völlig frei wählen. Auch möglich: Gewisse Zusatzversicherungen bezahlen einen Anteil an die Therapie – dafür muss der Therapeut allerdings von der Krankenkasse anerkannt sein. Der Maximalbetrag ist von Modell zu Modell unterschiedlich.



4. Wenn ich einmal hingehe, muss ich mein Leben lang in Therapie


Wie lange eine Therapie dauert, hängt von vielen Faktoren ab. Dass sie ein ganzes Leben lang dauert, ist sehr unwahrscheinlich. Laut Pro Mente Sana tritt bei vielen Menschen eine psychische Erkrankung nur einmal im Leben auf.

Außerdem wird nicht einfach ins Blaue hinaus therapiert, sondern immer gemeinsam mit dem Therapeuten ein Ziel definiert. Sieh deine Sessions als eine Art Prävention für deine Psyche: Wer sich frühzeitig Hilfe holt, vermeidet so eher, dass aus der ständigen Antriebslosigkeit eine Depression wird oder der dauerhafte Stress zum Burnout führt.



5. Mir wird irgendein Therapeut zugewiesen


In Österreich kannst du dir deinen Therapeuten selbst suchen und direkt abklären, ob ein Platz frei ist.

Überlege dir vorgängig, welche Art von Therapie dir zusagt und kläre ab, ob deine Krankenkasse für einen Teil der Kosten aufkommt. Vielleicht kann eine Freundin, Arbeitskollegin oder deine Hausärztin dir jemanden in deiner Stadt empfehlen.

Viele Therapeuten raten zu Erstgesprächen, bei denen man sich kennenlernt und schaut, ob man überhaupt zusammenpasst. Bist du dir unsicher, mach noch einen Termin bei einer weiteren Person. Du musst mit deinem Therapeuten nicht grad um die Häuser ziehen wollen – auf der gleichen Wellenlänge solltet ihr aber schon sein.

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