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50 Tote, weil wieder Flüchtlingsboot kenterte

Heute Redaktion
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Acht Tage nach der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa mit über 300 Toten, ist es vor der süditalienischen Mittelmeerinsel erneut zu einem Drama gekommen. Ein Flüchtlingsboot mit 250 Migranten an Bord ist 70 Seemeilen süd-östlich von Lampedusa nahe Malta in Seenot geraten und umgekippt. 200 Menschen konnten aus dem Wasser gerettet werden. Kurz darauf bat ein weiteres Boot mit 100 Flüchtlingen an Bord um Hilfe.

, ist es vor der süditalienischen Mittelmeerinsel erneut zu einem Drama gekommen. Ein Flüchtlingsboot mit 250 Migranten an Bord ist 70 Seemeilen süd-östlich von Lampedusa nahe Malta in Seenot geraten und umgekippt. 200 Menschen konnten aus dem Wasser gerettet werden. Kurz darauf bat ein weiteres Boot mit 100 Flüchtlingen an Bord um Hilfe.

Rund 50 Menschen, darunter zehn Kinder und mehrere Frauen sind ums Leben gekommen. Bisher wurden 34 Leichen geborgen. 22 davon sind bereits auf Lampedusa gebracht, berichteten italienische Medien. Das Unglück ereignete sich in maltesischen Gewässern. An Bord des Flüchtlingsbootes mit rund 250 Menschen befanden sich mehrere Syrer.

Zehn Kinder gerettet

Die Überlebenden befanden sich nach dem Unglück an Bord von zwei Schiffen der Marine. Rettungsboote und Hubschrauber waren am Unglücksort zwischen Lampedusa, Malta und der Küste Libyens im Einsatz. Zehn Kinder wurden an Bord eines Hubschraubers nach Lampedusa geflogen. Die Überlebenden werden zum Teil nach Lampedusa und Malta gebracht.

Auf Lampedusa trafen bereits drei Verletzte ein, darunter ein zweijähriges Kind und seine Mutter, berichteten italienische Medien. Bei den Verletzten handelt es sich um syrische Staatsbürger. Cirka 147 Überlebende und vier Leichen befinden sich an Bord eines Schiffes der maltesischen Marine und sollen auf Malta gebracht werden.

Retter kümmerten sich um vier Flüchtlingsboote

Das Flüchtlingsboot kenterte, wurde von einem maltesischen Flugzeug gesichtet, nachdem Migranten an Bord des Bootes Alarm geschlagen hatten. Rettungseinheiten warfen den Menschen, die ins Meer gefallen sind, Schwimmwesten zu. Die Flüchtlinge hatten sich auf einer Seite des Bootes zusammengedrängt, um das Militärflugzeug auf sich aufmerksam zu machen. Angeblich konnten sie auch einen Notruf per Satellitentelefon absetzen. Das Boot geriet dabei ins Schwanken, was Panik auslöste.

Vier Boote mir rund 430 Personen an Bord wurden am Samstag von der italienischen Marine am Samstag evakuiert. Die Migranten wurden unter anderem an Bord der beiden Schiffe der italienischen Marine genommen, die am Freitag die Überlebenden des gekenterten Bootes in maltesischen Gewässern gerettet hatten. Starke Winde und raue See erschwerten die Rettungsarbeiten.

Italiens Premier Enrico Letta telefonierte Freitagabend mit seinem maltesischen Amtskollegen Joseph Muscat. Dieser dankte Italien für die Unterstützung zur Rettung der Überlebenden des Flüchtlingsunglücks, das sich in maltesischen Gewässern ereignete. Letta telefonierte nach dem neuen Flüchtlingsdrama auch mit EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy, den er zur Ergreifung von europäischer Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung aufrief.

"Trauer und Sorge"

Mit "Trauer und Sorge" hat EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström die Rettungsoperationen nach dem erneuten Unglück eines Flüchtlingsbootes verfolgt. "Diese erneuten schrecklichen Ereignisse geschehen, während wir noch die Tragödie von Lampedusa vor Augen haben", erklärte Malmström in einer in Brüssel veröffentlichten Mitteilung.

Malmström appellierte an die EU-Staaten, schnell mehr Ressourcen für die europäische Grenzschutzagentur Frontex zur Verfügung zu stellen. Diese seien nötig, um im Mittelmeer in Seenot geratenen Booten Hilfe zu leisten. Am Vortag hatte das Europaparlament eine schärfere Überwachung der südlichen Außengrenzen der EU beschlossen. Alle EU-Staaten hätten nach dem Unglück ihr Solidarität zum Ausdruck gebracht, schrieb Malmström. Diese Zusicherungen "werden nur leere Worte bleiben, falls ihnen keine konkreten Handlungen folgen", mahnte die EU-Kommissarin.

Länder Nordafrikas in der Pflicht

Die EU-Staaten müssten zudem mehr für die Umsiedlung von Flüchtlingen tun und eine legale Einreise nach Europa ermöglichen. Die Länder Nordafrikas und insbesondere Libyen rief sie dazu auf, strenger gegen Schleuser vorzugehen, "die diese Leute in nicht seetüchtige Boote stecken und diese Reisen in den Tod organisieren".

Inzwischen wächst die offizielle Bilanz der Flüchtlingstragödie vor acht Tagen. Weitere neun Leichen wurden von den Tauchermannschaften geborgen. Damit wächst die offizielle Bilanz der geborgenen Leichen auf 328.