Politik

80.000 Flüchtlinge in Italien: Die Lager sind voll

Italien rechnet heuer mit 200.000 Menschen, die über das Mittelmeer flüchten. Verteidigungsminister Doskozil bereitet mehr Grenzkontrollen vor.

Heute Redaktion
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Polizisten gegen Migranten: In der italienischen Grenzstadt Ventimiglia kam es zu Unruhen.
Polizisten gegen Migranten: In der italienischen Grenzstadt Ventimiglia kam es zu Unruhen.
Bild: Reuters

In Italien liegen angesichts explodierender Flüchtlingszahlen die Nerven blank. Rund 80.000 Migranten sind seit Jahresbeginn am Festland eingetroffen. Das sind 14,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2016, wie das Innenministerium in Rom mitteilte. Für heuer wird mit mindestens 200.000 Menschen gerechnet, die über das Mittelmeer flüchten.

Grenzkontrollen zu Italien

Deshalb erwartet Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ), dass angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen „sehr zeitnah" Grenzkontrollen zu Italien aktiviert werden und ein Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert wird.

Denn alle Flüchtlingseinrichtungen in Italien sind heillos überfüllt. Das Innenministerium in Rom macht Druck auf die Gemeinden, um Unterkünfte für die Flüchtlinge zu finden. Derzeit versorgt Italien insgesamt mehr als 180.000 Migranten. Seit Jänner sind laut UN-Schätzungen schon 2.300 Menschen im Mittelmeer ertrunken.

Sturm auf französische Grenze

Hunderte Flüchtlinge versuchten in der Nacht zum Montag bereits aus den völlig überfüllten Lagern auszubrechen. Rund 400 Migranten marschierten in der Nacht zum Montag aus der italienischen Stadt Ventimiglia in Richtung der französischen Grenze. Nach Angaben von lokalen Medien hatten die Menschen, die überwiegend aus dem Sudan stammen, seit Wochen in Ventimiglia festgesessen und konnten den Ort nicht verlassen. Die Lage in 25.000-Einwohner-Stadt Ventimiglia ist seit Monaten angespannt, das dortige Flüchtlingslager bis zum Platzen voll.

Tränengas-Einsatz



Die italienische Polizei versuchte die Flüchtlinge am Grenzübertritt zu hindern und setzte dabei Tränengas ein. Auch die französischen Behörden verschossen Tränengas-Granaten.

Italiens Innenminister Marco Minniti drängt auf eine faire Lastenverteilung der Flüchtlingsversorgung innerhalb Italiens. Einige Regionen würden mehr als andere ihre Pflichten erfüllen, meinte der Minister.

Minniti forderte auch von seinen EU-Partnern mehr Unterstützung bei der Aufnahme der Migranten: Schiffe mit geretteten Flüchtlingen sollen künftig auch Häfen in anderen EU-Ländern ansteuern können. Am Donnerstag findet eine informelle EU-Innenministerkonferenz zu dem Thema statt. Ende der Woche sollen dann von allen 28 EU-Staaten Unterstützungsmaßnahmen für Italien beschlossen werden.

Ein Video über die Lage der Flüchtlinge in Ventimiglia:

(GP)