Oberösterreich

Beliebte Familie abgeschoben – so leidet sie in Delhi

Eine Familie aus OÖ wurde nach Indien abgeschoben. Dort lebt sie in großer Angst. Jetzt wird das tragische Schicksal Thema im Landtag.

Johannes Rausch
Seit rund eineinhalb Wochen lebt die Familie Lopez in der indischen Hauptstadt Delhi. Dieses Foto wurde noch in OÖ vor der Abschiebung aufgenommen.
Seit rund eineinhalb Wochen lebt die Familie Lopez in der indischen Hauptstadt Delhi. Dieses Foto wurde noch in OÖ vor der Abschiebung aufgenommen.
iStock, privat, Grüne OÖ

Am Donnerstag vor zwei Wochen wurden Emilia Lopez (40) und ihre beiden Kinder Joia (21) und Joshua (15) in Wien-Schwechat in ein Flugzeug gesetzt und in die indische Hauptstadt Delhi geflogen. Mit an Bord waren acht Beamte des Innenministeriums.

Zur Erinnerung: Die drei lebten seit zweieinhalb Jahren in Haslach an der Mühl (Bez. Rohrbach). Laut Bürgermeister Dominik Reisinger (SPÖ) waren sie "perfekt integriert". Die Mutter hat als Köchin gearbeitet und ist Mesnerin, die Tochter war mitten in der Ausbildung zur Altenpflegerin. Der Sohn hat die Mittelschule besucht und im Verein Fußball gespielt. 

Mit der Abschiebung wurde auch ein eineinhalbjähriges Einreiseverbot verhängt. Wie berichtet, könnte die Familie in Delhi einen Antrag auf eine Rot-Weiß-Rot-Card stellen und so wieder in Österreich einreisen. Jetzt wird die Ausweisung sogar zu einem Thema für die Landespolitik.

Appell an Landesregierung

Am Donnerstag vergangener Woche brachten einige Abgeordnete rund um Ines Vukajlović (Grüne) einen Initiativantrag im Landtag ein. Politiker von den Grünen und Neos forderten im Rahmen eines Dringlichen Antrags eine "Verbesserung der Rot-Weiß-Rot-Karte":

"Die Landesregierung wird ersucht, sich bei der Bundesregierung dafür einzusetzen, die Rot-Weiß-Rot-Karte dahingehend zu verbessern, dass bereits in Österreich lebende und insbesondere in Mangelberufen tätige Menschen nicht abgeschoben werden, sondern diesen ein direkter Umstieg in den Aufenthaltstitel der Rot-Weiß-Rot-Karte ermöglicht wird", heißt es.

Der Antrag wurde abgelehnt und wird kommenden Donnerstag im Verfassungs-Ausschuss behandelt.

Der von Grünen und Neos im Landtag eingebrachte Initiativantrag zur "Verbesserung der Rot-Weiß-Rot-Karte".
Der von Grünen und Neos im Landtag eingebrachte Initiativantrag zur "Verbesserung der Rot-Weiß-Rot-Karte".
Grüne OÖ

Im europäischen Ländervergleich sei Österreich vom Fachkräftemangel "am meisten" betroffen, heißt es im Schreiben. Der Mangel an Fachkräften und qualifiziertem Personal sei nicht neu. Im Text wird eine Unternehmensbefragung der Beraterfirma Ernst & Young vom Februar zitiert: 

Von den 600 befragten Unternehmen gaben 87 Prozent an, dass sie zu wenige neue und vor allem ausreichend qualifizierte Mitarbeiter finden.

"Gravierender Arbeitskräftemangel"

Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist ein "wichtiges Instrument für den leichteren Zuzug von Fachkräften". Angesichts des "gravierenden Arbeitskräftemangels" müsse diese Karte jenen Menschen zur Verfügung stehen, die bereits hier leben und von der Wirtschaft dringend benötigt werden.

Eine "langfristig erfolgreiche Standortpolitik" dürfe daher nicht auf die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften verzichten.

Als Grund gegen eine Abschiebung wurde bereits ins Treffen geführt, dass Tochter Joia in einem Mangelberuf arbeitete: Wie erwähnt war sie in Haslach mitten in der Ausbildung zur Altenpflegerin. Mutter Emilia war als Köchin in einem Wirtshaus tätig. 

"Familie in großer Angst"

"Die Familie ist in Delhi in einem Privathaus untergebracht und lebt in großer Angst", sagte kürzlich Klaus Peter im Gespräch mit "Heute". Er betreibt die Pension "Sunnseitn" in Haslach und bot den Lopez-Angehörigen nach ihrer Ankunft 2021 eine Unterkunft.

"Sie trauen sich nicht aus dem Haus, da in der Umgebung einige Leute wissen, dass sie wieder in Indien sind", so Peter. Die Mutter gehe immer mit einer Maske und einer Sonnenbrille auf die Straße. Ihre Tochter fürchtet sich davor, das Haus überhaupt zu verlassen.

"In Delhi hat es derzeit um die 37 Grad, die drei haben keine Klimaanlage in ihrer Wohnung." Klaus Peter, Betreiber der Pension "Sunnseitn" in Haslach

"In Delhi hat es derzeit um die 37 Grad, die drei haben keine Klimaanlage in ihrer Wohnung", berichtet Peter.

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