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Abschiebung von Lehrer nach Afghanistan gestoppt

Die geplante Abschiebung von Matin R. aus Wien wurde zwischenzeitlich gestoppt. Die Beschwerde gegen den negativen Bescheid wurde zugelassen.

Amra Duric
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Matin R. darf vorerst in Österreich bleiben.
Matin R. darf vorerst in Österreich bleiben.
Sabine Hertel

Die Erleichterung ist bei Matin R. groß: Der Englisch-Lehrer, der in Wien kurz vor seinem Master-Abschluss steht, sollte nach Afghanistan abgeschoben werden – "Heute" berichtete. Gegen den negativen Bescheid legte sein Anwalt Herbert Pochieser nun Beschwerde ein – mit Erfolg. "Der Verfassungsgerichtshof hat dem Antrag, der Beschwerde die aufschiebende Wirkung zuzuerkennen, Folge gegeben. Herr R. ist für die Dauer des verfassungsgerichtlichen Verfahrens zum Aufenthalt in Österreich berechtigt", so Pochieser.

Matin R. fällt damit – zumindest vorerst – ein Stein vom Herzen. Seit 2015 lebt der 33-Jährige mittlerweile in Wien. Seitdem dauert auch sein Asylverfahren. "Für mich war es wichtig, sofort die Sprache zu lernen. Ich habe bereits im Asylheim angefangen mit Organisationen wie dem Roten Kreuz zusammenzuarbeiten", erzählt Matin, der von den Taliban verfolgt wurde, im Gespräch mit "Heute". Der Afghane hat seinen Bachelor in Wirtschaft gemacht und steht nur kurz vor seinem Master-Abschluss in Internationaler Betriebswirtschaftslehre. 

Mehr als 3,5 Millionen Menschen auf der Flucht

In Afghanistan spitzt sich die Lage immer weiter zu. Afghanische Regierungstruppen haben eine offensive zur Rückeroberung der Grenzstadt Spin Boldak von den Taliban gestartet. Bei den Kämpfen wurde Reuters-Fotograf und Pulitzerpreis-Gewinner Danish Siddiqui getötet. Nach dem Rückzug internationaler Truppen haben die militant-islamistischen Taliban die Kontrolle über große Teile des Landes übernommen. Nach Finnland hat nun auch Schweden Abschiebungen und Ausweisungen nach Afghanistan vorerst gestoppt.

Das UNO-Flüchtlingswerk warnt angesichts der steigenden Spannungen vor einer humanitären Krise. Rund 270.000 Afghanen seien seit Anfang des Jahres zusätzlich aus ihrem eigenen Land vertrieben worden. Insgesamt seien damit mehr als 3,5 Millionen Menschen in Afghanistan auf der Flucht.

Afghanistan ist laut dem Global Peace Index 2020 aktuell auf Platz 1 der unsichersten Länder. Jedes Jahr werden Tausende Zivilsten ermordet. Terroranschläge sind an der Tagesordnung. Im Mai zogen sich die internationalen Truppen zurück, seitdem sind die radikal-islamistischen Taliban wieder auf dem Vormarsch. Das österreichische Außenministerium warnt auf seiner Website: "Bestehendes Risiko von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Raketeneinschlägen, Minen, Terroranschlägen und kriminellen Übergriffen einschließlich Entführungen, Vergewaltigungen und bewaffneter Raubüberfälle im ganzen Land. Den in Afghanistan lebenden Auslandsösterreichern und Österreichern, die sich aus anderen Gründen in Afghanistan aufhalten, wird dringend angeraten, das Land zu verlassen."