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Absturz: Telefonat bringt Rebellen unter Druck

Heute Redaktion
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Ukrainische Sicherheitsbehörden haben nach eigenen Angaben Telefonate von pro-russischen Rebellen abgehört und die Mitschnitte veröffentlicht. Sie sollen beweisen, dass die Rebellen für den Absturz der Passagiermaschine der Malaysia Airlines verantwortlich sind, berichtete die "KyivPost" in der Nacht auf Freitag. Dass zivile Flugzeuge vom Militär abgeschossen werden, kam in der Vergangenheit schon öfter vor.

verantwortlich sind, berichtete die "KyivPost" in der Nacht auf Freitag. Dass zivile Flugzeuge vom Militär abgeschossen werden, kam in der Vergangenheit schon öfter vor.

Bei einem Telefonat soll der Rebellenkommandant Igor Bezler einem russischen Geheimdienstoffizier mitgeteilt haben, dass die Rebellen ein Flugzeug abgeschossen haben. In einem weiteren Gespräch sprechen zwei Kämpfer davon, dass ein Raketenangriff von einer Rebelleneinheit rund 25 Kilometer nördlich der Absturzstelle durchgeführt worden sei.

Der erste Anruf soll rund 20 Minuten nach dem Absturz gemacht worden sein. Beim zweiten soll einer der Kämpfer unmittelbar an der Unglücksstelle gesagt haben: "Das ist zu 100-Prozent ein Passagierflugzeug". Es seien keine Waffen zu sehen, nur Sachen von Zivilisten. Die Teilnehmer des Gesprächs werden nur mit den Kürzeln "Major" und "Greek" benannt.

In einem weiteren Telefongespräch soll der Rebellenkommandant Nikolay Kozitsin zu einem nicht identifizierten Kämpfer gesagt haben, dass an Bord der Air-Malaysia-Maschine möglicherweise Spione gewesen seien. Sonst mache es keinen Sinn, in dieser Gegend zu fliegen. Eine unabhängige Überprüfung der ukrainischen Angaben war vorerst nicht möglich

Das von "Heute.at" übersetzte Telefonat laut "KyivPost":

ERSTES GESPRÄCH

Igor Bezler (Rebellenkommandant): Wir haben gerade ein Flugzeug abgeschossen. Gruppe Minera. Es stürzte bei Donezk ab.

Vasili Geranin (Rebellenkämpfer): Piloten. Wo sind die Piloten?

IB: Wir sind auf dem Weg, nach ihnen zu suchen und das Flugzeug zu fotografieren. Es raucht. 

VG: Wie viele Minuten ist das her? IB: Ungefähr 30 Minuten.

 

Kommentar des Sicherheitsdienstes der Ukraine: Nach der Untersuchung der Absturzstelle kamen die Terroristen zum Ergebnis, dass sie eine zivile Passagiermaschine abgeschossen haben. Der nächste Teil der Konversation fand rund 40 Minuten später statt.

 

ZWEITES GESPRÄCH

"Major": Das sind Leute aus Chernukinho, die das Flugzeug abgeschossen haben. Vom Kontrollpunkt in Chernukinho. Diese Kosaken, die in Chernukinho stationiert sind.

"Greek": Ja, Major.

"Major": Das Flugzeug brach in der Luft auseinander. Im Gebiet der Petropavlovskaya Mine. Der erste "200" (Codewort für eine tote Person). Wir haben den ersten "200" gefunden. Ein Zivilist.

"Greek": Gut, was habt ihr da?

"Major": Kurz gesagt, es war zu 100 Prozent eine zivile Passagiermaschine.

"Greek": Sind viele Leute dort?

"Major": Heilige Sch....! Die Trümmer fielen genau auf Grundstücke (von Häusern).

"Greek": Welche Art von Flugzeug?

"Major": Ich habe das nicht eindeutig festgestellt. Ich war noch nicht direkt an der Absturzstelle. Ich begutachte nur die Stelle, wo die ersten Körper liegen. Hier sind Überreste von Apparaten, Sitzen und Körpern.

"Greek": Ist irgendetwas von der Bewaffnung übriggeblieben?

"Major": Absolut nichts. Zivile Gegenstände, medizinische Dinge, Handtücher, Toilettenpapier.

"Greek": Gibt es Dokumente?

"Major": Ja, von einem indonesischen Studenten. Von einer Universität in Thompson.

 

DRITTES GESPRÄCH

Nicht identifizierter Kämpfer: Bezüglich des abgeschossenen Flugzeugs im Gebiet von Snizhne-Torez. Es ist ein ziviles Flugzeug. Stürzte nahe Grabove ab. Dort liegen viele Leichen von Frauen und Kindern. Die Kosaken sehen sich all das gerade an. Sie sagen im Fernsehen, es war ein AN-26-Transportflugzeug, aber sie sagen es steht Malaysia Airlines am Flugzeug geschrieben. Was hat es auf ukrainischem Gebiet gemacht?

Nikolay Kozitsin: Das bedeutet, sie transportieren Spione. Sie sollten verf.... nochmal nicht fliegen. Dort findet ein Krieg statt.

Diese zivilen Flugzeuge wurden in den vergangenen Jahrzehnten Opfer von militärischen Angriffen - bitte umblättern
23. März 2007: Eine Iljuschin einer weißrussischen Fluggesellschaft wird von einer Rakete kurz nach ihrem Start in der somalischen Hauptstadt Mogadischu getroffen, wo ein Bürgerkrieg tobt: Bei dem Absturz kommen elf Menschen ums Leben, an Bord waren weißrussische Ingenieure und Techniker.

4. Oktober 2001: Eine Tupolew-154 der russischen Fluglinie Sibir, die auf der Linie zwischen Tel Aviv in Israel und dem sibirischen Nowosibirsk fliegt, explodiert über dem Schwarzen Meer rund 300 Kilometer von der Halbinsel Krim entfernt. 78 Menschen - die meisten Israelis - kommen ums Leben. Eine Woche später gibt Kiew zu, dass die Katastrophe auf den irrtümlichen Abschuss einer ukrainischen Rakete zurückzuführen ist.

3. Juli 1988: Ein Airbus A300 der staatlichen Fluglinie Iran Air wird kurz nach seinem Start im südiranischen Bandar Abbas von zwei Raketen getroffen, die von einem US-Militärschiff aus abgefeuert wurden. 290 Menschen, die nach Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten fliegen wollten, kommen ums Leben. Die Besatzung der Fregatte "USS Vincennes" gibt später an, sie habe den Airbus für einen feindlichen, iranischen Jagdbomber gehalten.

Nacht vom 31. August zum 1. September 1983: Eine Boeing 747 der südkoreanischen Airline KAL wird von sowjetischen Kampfflugzeugen über der Insel Sachalin abgeschossen, nachdem sie von ihrer Flugroute abgewichen ist. Die 269 Menschen an Bord kommen ums Leben. Moskau erkennt seine Schuld fünf Tage später unter internationalem Druck an.

27. Juni 1980: Eine DC9 der italienischen Fluggesellschaft Itavia mit 81 Menschen an Bord explodiert während des Fluges in der Nähe der Insel Sizilien. Die genauen Umstände der Katastrophe werden nie geklärt, doch wird stark angenommen, dass eine Rakete irrtümlich von US-Jagdflugzeugen oder französischen Militärmaschinen abgeschossen wurde, die die DC9 auf ihrem Weg von Bologna nach Palermo für eine libysche Maschine hielten.

21. Februar 1973: Eine Boeing 727 der libyschen Fluglinie Libyan Arab Airlines auf dem Weg von Tripolis nach Kairo in Ägypten wird über der Sinai-Halbinsel von israelischen Jagdflugzeugen abgeschossen. 108 der 112 Menschen an Bord werden getötet. Das Flugzeug war von seiner Route abgekommen, und der Pilot hatte sich geweigert, zu landen.