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AfD-Höcke bezeichnet Künstler als "Terroristen"

Heute Redaktion
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Seit Beginn der Mahnmal-Aktion neben dem Haus des AfD-Politikers Björn Höcke wird ein Künstlerkollektiv massiv angefeindet. Es macht trotzdem weiter.

Seit einer Woche steht neben dem Haus des Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke ein Holocaust-Mahnmal im Mini-Format. Das "Zentrum für Politische Schönheit" (ZPS) startete die umstrittene Aktion mit 24 Beton-Säulen, weil der rechtspopulistische Politiker das Berliner Holocaust-Mahnmal in einer Rede im Jänner als "Denkmal der Schande" bezeichnet hatte.

Seitdem schlägt der Künstlergruppe eine Welle des Hasses entgegen. Das ZPS habe zahlreiche E-Mails mit Morddrohungen erhalten, bestätigt Sprecher Fabian Adam gegenüber "20 Minuten". Zudem habe es am Freitag einen Anruf der sogenannten "AfD-Totenkopfstandarte" gegeben. "Du wirst erschossen", hört man den Anrufer in dem Telefonat sagen, von dem das ZPS einen Ausschnitt auf Facebook veröffentlicht hat.

Per Funkkopfhörer in Höckes Welt eintauchen

"Der Anrufer nimmt klar Bezug zur SS aus der Nazi-Zeit und ist bereit, uns umzubringen, weil wir seinen geliebten Führer angegriffen haben", sagt Adam. "Und solche Leute fühlen sich von der AfD repräsentiert." Schon am vergangenen Mittwoch, als die Installation fertiggestellt wurde, wurden die Aktivisten vom "Höcke-Mob", wie Adam ihn nennt, bedroht. Die Demonstranten blockierten die Einfahrt des Grundstücks, auf dem die Säulen stehen, und griffen Journalisten und Künstler an. Es gebe zwar auch Zuspruch, etwa von einem Pfarrer aus der Nachbarsgemeinde, aber ansonsten sei der Großteil der Anwohner der Künstlergruppe feindlich gesinnt.

Am Wochenende haben die Aktivisten das Mahnmal auf dem Grundstück neben Höckes Haus für die Öffentlichkeit geschlossen – weil sie die Sicherheit der Besucher nicht hätten garantieren können, wie ZPS-Sprecher Adam sagt. Nun soll die Installation wieder geöffnet werden. Neu gibt es jetzt einen Audio-Walk, auf dem Besucher per Funk-Kopfhörer "in die reale Welt des Bernd Höcke" eintauchen können, wie die Gruppe auf Facebook schreibt. Wie lange die Aktion andauern soll, ist laut Sprecher Adam noch offen.

Grundstücksbesitzer will ZPS loswerden

Der Besitzer von Höckes Nachbargrundstück hat den Vertrag mit der Künstlergruppe fristlos schriftlich gekündigt. "Diese Kündigung ist aber nicht rechtens. Wir stehen in einem unbefristeten Mietverhältnis, deshalb werden wir das Schreiben nicht beachten", sagt Adam.

Inzwischen hat sich auch Björn Höcke zur Aktion zu Wort gemeldet. "Wer so etwas tut, ist in meinen Augen ein Terrorist", sagte er am Samstag an einer Konferenz des rechtspopulistischen "Compact"-Magazins in Leipzig. Das Zentrum für Politische Schönheit bezeichnete er laut "Leipziger Volkszeitung" als "terroristische Vereinigung". Zudem beklagte er, dass seine Familie elf Monate lang von der Gruppe überwacht worden sei. Auf Facebook sammelt die AfD Thüringen Spenden für Höcke "im Rechtsstreit gegen die Belagerung von Höckes Familie durch Linksextremisten".

Am Montagnachmittag gab die Staatsanwaltschaft Mühlhausen zudem bekannt, die ermittle gegen die ZPS-Aktivisten. Geprüft werde ein Anfangsverdacht der versuchten Nötigung, sagte ein Sprecher der Justizbehörde. Zuvor habe es eine entsprechende Anzeige gegeben. Hintergrund sind die ZPS-Forderungen, Höcke solle vor dem Denkmal auf die Knie fallen, um zu verhindern, dass private Details von ihm veröffentlicht würden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde von Höcke selbst bisher keine Anzeige gestellt. (mlr)