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Jagd auf den Himmelswal als wahre Indie-Perle

Das "Dieselpunk-Flugzeugspiel" Airheart ist der geistige Nachfolger des Flüchtlingsdramas Cloud Chasers. Es hebt nun auf PC und PS4 ab.

Heute Redaktion
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Amelia, die Cloud-Chasers-Spieler noch als Kind kennen, ist erwachsen geworden. Zehn Jahre nach ihrer dramatischen Flucht auf Mobilgeräten findet sie sich nun nicht nur in der fliegenden Stadt Granaria, sondern auch auf der PlayStation-4-Konsole und dem PC wieder. Das zur Pilotin und Himmelsfischerin herangewachsene Flüchtlingskind fühlt sich aber immer weniger heimisch in den Wolkengefilden.

Die Welt von Airheart wird von Piraten ebenso wie von schwindenden Ressourcen bedroht und subtil vermittelt kämpft Amelia noch immer mit dem Verlust ihres Vaters im Vorgängerspiel. So wird ein legendärer Himmelswal in unbekannten Höhen zum Sinnbild von allem, was Amelia sucht: ein Fang des Lebens, ein Weg in eine bessere Zukunft und eine Möglichkeit, dem Erbe des Vaters gerecht zu werden.

Auch wenn Airheart dem Spieler die Story sehr subtil und ohne große Inszenierung näherbringt, geht das Thema ans Herz – wenn man den Vorgänger kennt. Beim Gameplay selbst kommt dann ein äußerst charmanter Twin-Stick-Shooter zum Vorschein. In einem anfangs schwach ausgerüsteten Flugzeug startet man aus der Basis – einem Hangar in der ersten Ebene der Wolkenstadt – und jagt nach Himmelsfischen.

Abwechslungsreiche Waffen durch Fischfang

Fische sammelt man, indem man über sie fliegt, das von ihnen gewonnene Öl kann man später entweder bei fliegenden Händlern mit Verlust oder im eigenen Hangar verkaufen. Mit dem gewonnen Geld lassen sich neue Flugzeugteile und Waffen nachrüsten. Die kann man auch selbst herstellen, indem man die immer zahlreicher und stärker werdenden Gegner abschießt und deren Trümmerteile einsammelt.

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Die Auswahl an über 40 Waffen und Flugzeugteilen ist überschaubar, aber kein Schwachpunkt. Speziell die ins Flugzeug einbaubaren Wummen funktionieren gänzlich unterschiedlich und reichen von Maschinengewehren über Laser bis hin zu Scharfschützenwaffen. Sie können teils auch zu Angriffsmanövern kombiniert werden – etwa, wenn man einen Gegner erst mit dem Laser die Schutzplatten abschießt und ihn dann mit einer Harpune gegen den nächsten Felsen schleudert.

Wer zu gierig wird, verliert alles

Im Gameplay bringt Airheart auch einen "Gier"-Faktor mit sich: der Spieler kann solange er will herumfliegen und ist eine Ebene abgearbeitet, steigt er über einen Kartenpunkt in die nächste von Ebene auf. Ebene für Ebene werden die Rohstoffe zahlreicher, aber auch die Gegner härter. Wird der Spieler beschossen und verliert seine gesamte, von der Flugzeugausstattung und dem Level abhängige Lebensenergie, stürzt Amelia ab. Während der Abtsurzsequenz schaltet das Spiel von einer isometrischen in eine Art Third-Person-3D-Perspektive, die den Absturz dramatisch und hektisch erscheinen lässt.

Zwar kann Amelia noch einige der gesammelten Rohstoffe retten, wenn sie es schafft, direkt auf der Landebahn ihrer Basis zu crashen – je höher man zuvor gestiegen ist, desto schneller geschieht aber der Absturz und desto schwieriger ist es, die Plattform zu treffen. Wer sie verpasst, verliert alles und das Spiel startet von vorne. Gut bedient ist also, wer das Risiko richtig abwägt und die gesammelten Stoffe regelmäßig zur Basis zurückbringt.

Der Spieler bestimmt den Schwierigkeitsgrad

Einstellbare Schwierigkeitsgrade bietet Airheart keine, der Gamer kann sich aber selbst das Spiel schwierig oder leicht gestalten. Entweder man grast das erste Level solange ab, bis man übermächtig ist, oder man steigt gleich zwei, drei Level ohne Upgrades auf, um übermächtigen Gegnern gegenüberzutreten. Im Test zeigte sich außerdem ein wichtiger Punkt: egal ob auf PlayStation 4 oder PC, ein Gamepad ist ein Muss. In der Theorie lässt sich Airheart auch mit Maus und Tastatur oder sogar Touchpad steuern, doch das Spielt trägt nicht umsonst den Namen Twin-Stick-Shooter.

Mit einem Controller funktioniert die Steuerung präzise, wenngleich eine kurze Eingewöhnungsphase notwendig war. Hat man sich aber daran gewöhnt, dass das Flugzeug jeweils in die Richtung fliegt, in die man den Stick drückt, ist alles klar. Mehrmals hatten wir uns zuvor dabei erwischt, das Flugzeug "direkt" lenken zu wollen, sprich: Stickdruck nach vorne zum geradeaus Fliegen, Stickdruck nach links zum links "Abbiegen" und so weiter. Airheart dreht diese intuitive Steuerung um, ein wikrlicher Schwachpunkt ist das allerdings nicht.

"Einmal probiere ich es noch"

Grafisch ist Airheart ein farbenfrohes Spektakel, am Detailreichtum und an den wunderbar umgesetzten, cartoonartigen Welten kann man sich aber nicht satt sehen. Hier gibt es zwar kein Highend-Grafikmonster zu sehen, die bunte Welt wurde aber einfach cool und einzigartig gestaltet. Auch Abwechslung gibt es jede Menge, sei es durch das Herstellen von Flugzeugteilen, den spannenden Kämpfen mit den verschiedensten Waffen, herrlichen Boss-Battles und einem sehr passend gewählten Soundtrack.

Gar keine Negativpunkte? Naja. Neben dem Hinweis, dass einige Spieler möglicherweise etwas länger brauchen könnten, um sich an die Steuerung zu gewöhnen, ist der einzige Wermutstropfen die Spiellänge. Nach gut 5 bis 6 Stunden ist die letzte Wolkenebene erreicht, nach rund 10 Stunden sind alle Teile und Upgrades freigeschaltet. Dennoch: Airheart ist ein klassischer "Einmal probiere ich es noch"-Titel, den man auch nach dem Durchspielen noch öfters starten wird. Nicht nur, weil er einfach Spaß macht, sondern weil es auch viel zu entdecken gibt.

Etwa, dass die Überfischung ein zentrales Thema des Spiels ist – erst nach und nach sieht man, wie Spezies, die man rücksichtslos abfischt, aussterben und neue, nicht so profitable Fische auftauchen. Gleichzeitig nehmen die Konflikte zu, die Himmelspiraten attackieren nicht nur den Spieler, sondern sich auch gegenseitig im Kampf ums Überleben. Im schlechtesten Fall ist den Schweizer Blindflug Studios mit Airheart eine lustig zu spielende und schön anzusehende Indie-Perle gelungen. Im besten Fall nimmt sich der Spieler auch gedanklich etwas aus dem Spiel mit und beschäftigt sich bewusster mit der Umwelt- und Überfischungsthematik.