Coronavirus
AKH-Intensivmediziner zweifelt an Lockdown-Ende
Der Wiener Intensivmediziner Thomas Staudinger glaubt nicht, dass die angepeilte Öffnung des Landes ab 8. Februar halten wird. Das ist der Grund.
Die Neuinfektionen sinken in Österreich auch trotz Lockdowns nur sehr langsam. Durch Nachmeldungen aus Salzburg wurden heute wieder über 2.000 Corona-Fälle registriert. Noch immer müssen den Angaben der AGES zufolge 340 Corona-Patienten auf den heimischen Intensivstationen behandelt werden.
Im Vergleich zu Ende November, Anfang Dezember, als "wir wirklich an einer Kapazitätsgrenze angelangt waren, hat es sich in gewisser Weise entspannt", erklärt der Intensivmediziner Thomas Staudinger aus dem Wiener AKH in einem am Freitagabend ausgestrahlten PULS24-Interview.
Belastung für Intensivstationen
"Es ist nur so, dass diese Situation seit zwei, drei Wochen stationär ist. Die Patientenzahlen nehmen nicht weiter ab." In Wien seien immer noch um die 100 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen. "Das ist viel. Das sind zwölf Intensivstationen in Wien, die rein davon belegt sind". Jeder Patient verbringe im Schnitt drei bis vier Wochen in intensivmedizinischer Behandlung – das sei auch mit den jetzigen Zahlen eine ordentliche Belastung.
Liegt das Schlimmste bereits hinter uns? "Ich würde es mir sehr wünschen, bin aber skeptisch, dass es wirklich so ist", entgegnet der Facharzt auf die Frage von Moderatorin Sabine Loho. Die Situation in Großbritannien und die Corona-Mutation bereitet auch ihm sichtlich Sorgen.
Lockdown-Ende "sehr fraglich"
"So ganz sicher bin ich mir nicht, ob das schon ausgestanden ist. Und ich glaube, vor März / April wird man das nicht beurteilen können. Es ist schon denkbar, dass es noch einmal zu einem ordentlichen Anstieg kommt."
Er selbst hält es für "sehr fraglich", dass es gelingen kann, den für ein Lockdown-Ende nötigen 7-Tages-Inzidenz-Wert von 50 bis 8. Februar zu erreichen.
Impfung könnte helfen
Die Verzögerungen bei der Lieferung des AstraZeneca-Impfstoffes wird seiner Einschätzung nach auch Auswirkungen auf den weiteren Corona--Maßnahmen-Plan Österreichs haben und diesen nach hinten verschieben. Am Beispiel Israel könne man sehen: Die Impfung "hat einen Effekt" auf die Zahl der Neuinfektionen. "Und das relativ rasch, überraschenderweise."
"Richtige Entscheidung"
Er selbst ist schon geimpft: "Es war unspektakulär. Wie jede andere Impfung ohne jegliche gröberen Nebenwirkungen, auch keine leichteren. Bis auf den minimalen Stich durch die Nadel habe ich nichts gespürt." Obwohl bei ihm alles problemlos abgelaufen sei, habe er Verständnis für jene Menschen, die die Impfung ablehnen: "Ich glaube nur, dass es die richtige Entscheidung wäre, sich impfen zu lassen. Aus vielen Gründen."
Information
Generell habe er aber die Beobachtung gemacht, dass "viele Menschen einfach uninformiert sind, was die Impfung betrifft. Und, dass Information sehr, sehr vielen ein gewisses Aha-Erlebnis vermittelt, dass vieles, was sie befürchtet haben, gar nicht eintreten kann". Mit der steigenden Zahl an Impfungen ohne die gefürchteten Nebenwirkungen, werde seiner Einschätzung aber auch die Impfbereitschaft unter den Zweiflern steigen.
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