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AKW-Transport geht nur schleppend voran

Heute Redaktion
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Es ist der längste Castor-Transporte der AKW-Geschichte. Mühsam hat sich der Zug mit hoch radioaktivem Atommüll für das deutsche Zwischenlager Gorleben am Sonntag seinen Weg durch das niedersächsische Wendland gebahnt.

Heftige Proteste und Gleisblockaden ließen den Zug den ganzen Sonntag über nur stockend vorankommen. Die Polizisten waren seit Samstagabend praktisch nonstop im Einsatz, um tausende Demonstranten von den Schienen abzudrängen.

Bis in den Abend blockierten vier Atomkraftgegner der Bäuerlichen Notgemeinschaft mit einer rund 600 Kilogramm schweren Betonpyramide bei Hitzacker die Schienenstrecke. Auch noch zehn Stunden nach Beginn der Blockade versuchte die Polizei, die vier einbetonierten Menschen frei zu bekommen. Wann der Atommüll-Zug sein Zwischenziel im Verladebahnhof Dannenberg erreichen wird, war zunächst völlig unklar. 

Das Schotterbett der Gleise unter der Pyramide hat sich bereits abgesenkt, seit den frühen Morgenstunden lagen die vier Landwirte mit der Beton-Pyramide auf den Gleisen. Wenige Meter dahinter setzten sich einige hundert Menschen auf die Gleise.

Schon lange vor dem Erreichen des Zwischenlagers war der Castor . Am Mittwochnachmittag hatte er im französischen La Hague seine Fahrt begonnen - bis Sonntagabend waren mehr als 98 Stunden vergangen.

Immer wieder spontane Blockaden

Unterdessen war die Lage auch an vielen anderen Stellen am Rande der Schienenstrecke äußerst unübersichtlich. Immer wieder gab es in den Waldstücken spontane Blockaden. Zudem griffen kleine Gruppen gewaltbereiter Castor-Gegner die Einsatzkräfte mit Steinen und Böllern an. Auch Journalisten wurden nicht verschont.

Dazu kam eine Warnung vor Sturmböen bis in die Abendstunden, die das notwendige Umladen der Castor-Behälter auf Lastwagen zunächst unmöglich machen könnte. An der Verladestation in Dannenberg müssen die elf Castoren auf Speziallastwagen gehoben werden, um die letzte Strecke ins Zwischenlager Gorleben auf der Straße zurückzulegen. Dies ist nur bis Windstärke sechs möglich.

Das Eingreifen gegen Demonstranten mit Wasserwerfern und Schlagstöcken löste erneut einen Streit über die Polizei-Strategie aus. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth kritisierte: "Der Polizeieinsatz ist absolut überzogen. Er ist ein Anschlag auf die Demokratie." Roth und andere Delegierte wollen nach Abschluss des Grünen-Bundesparteitags in Kiel selber nach Gorleben fahren.

Die Gewerkschaft der Polizei wies die Vorwürfe zurück. Der Vorsitzende Bernhard Witthaut erklärte, die Polizisten hätten die Verhältnismäßigkeit gewahrt und sich um Deeskalation bemüht. "Sie haben allerdings die Aufgabe, den rechtmäßigen Transport der Behälter in das Zwischenlager sicherzustellen." Dazu dürften die Polizisten auch körperliche Gewalt einsetzen.

Der Castor-Zug hatte am Sonntagnachmittag seine Fahrt Richtung Dannenberg nach einem kurzen Stopp in Lüneburg fortgesetzt. Auch auf der letzten, 20 Kilometer langen Etappe auf der Straße bis zum Zwischenlager wurde mit Protestaktionen der Atomkraftgegner gerechnet. Bereits am Nachmittag hatten die ersten hundert Demonstranten die Straße am Ortseingang Gorleben blockiert.