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Sebastian Kurz – skurrile Liebes-Story gibt Rätsel auf

Wie ein billiger Liebesroman ist ein Essay über Kurz in der "Welt" verfasst. Der Text zeigt tiefprivate Seiten und enthüllt, was er daheim trägt.

Heute Redaktion
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So kannte man ihn: Sebastian Kurz im royalblauen Anzug
So kannte man ihn: Sebastian Kurz im royalblauen Anzug
JOE KLAMAR / AFP / picturedesk.com

Die mediale Dauerpräsenz von Sebastian Kurz geht weiter – auch international. Die deutsche "Welt" fabrizierte nach einem "Hausbesuch" beim Altkanzler einen hymnischen Essay, erschienen im Kulturteil des Blattes. Am Beginn des Textes erfährt man, was der Altkanzler nun daheim trägt: "Er öffnet in zerrissenen Jeans, alten Turnschuhen und einem hellgrauen T-Shirt, das auch Selenskyi gut stehen würde. Jedenfalls besser als das braune T-Shirt, das der immer trägt … Es ist, als würde man die Queen in Jeans sehen, was man sich ja unmöglich vorstellen kann und will."

Das Gespräch wird bei mehreren Gläsern Campari Orange und Käsebroten geführt und für einen kurzen Spaziergang durch Kurz’ Heimatbezirk Meidling unterbrochen. "Er wird alle fünf Meter nett gegrüßt, in kleine Konversationen verwickelt", heißt es im Artikel. Schließlich kenne ihn dort ja "jeder".

Kurz lebte offenbar sparsam

Kurz selbst darf sagen: "Ich bin seit meinem Rücktritt etwa 150 Mal auf der Straße angesprochen worden, nur zwei Mal war es negativ." Seine Welt sei "nie die Medienwelt, sondern die reale" gewesen – was eine etwas seltsame Interpretation von Kurz’ Umgang mit Journalisten ist. "Er hat die geschriebenen und gesendeten Kommentare über ihn nie gelesen. Er wusste gar nicht, dass er von Millionen gehasst wurde, von den Journalisten, den Social-Media-Usern (Kurz’ Facebook-Seite hatte mit Abstand die meisten Fans, Anm.), den Querdenkern und den Linken im Lande. Wie Hans im Glück hat er von alldem nichts mitgekriegt", ist der Autor offenbar erleichtert.

Thema auch sein neuer Job beim globalen Risikokapital-Investor und Multimilliardär Peter Thiel: "Wenn er es gut macht, es zur Meisterschaft bringt, wie in der Politik vorher, kann er Milliardär werden, nein, dann wird er zwangsläufig Milliardär", wird dem Altkanzler im neuen Job eine goldene Zukunft geradezu versprochen.

Was Kurz dann mit den Milliarden macht? Als Politiker habe er "bekanntlich jeden Cent zur Bank getragen", sich lange Zeit nicht einmal ein eigenes Auto gegönnt.

Durchklicken: Sebastian Kurz' neues Leben

Kurz-Freundin "schön, sehr blond, jung"

Bei der jungen Familie des Altkanzlers gerät der Autor vollkommen ins Schwärmen: Es schreibt über das "stets lachende, wirklich sehr vielversprechende Baby", seinen Sohn Konstantin. Freundin Susanne wiederum wird als "schön, sehr blond und immer noch jung" beschrieben.

Letztere hat vom "Hausbesuch" nicht viel mitbekommen, hat den Abend vor dem Fernseher mit Serien verbracht. Bei "Diener des Volkes" ist sie eingeschlafen. Dann gleitet der Text ins grenz-literarische ab: "Er (gemeint Kurz, Anm.) streicht ihr vorsichtig mit dem Handrücken über die erhitzte Wange. Das Licht löscht er ebenso sanft durch eine lautlose Bewegung durch die Lichtschranke", nimmt die Geschichte Formen eines billigen Liebesromans an.

Ist es Satire?

Dann endet sie mit einem kurzen Exkurs zum Ukraine-Krieg. Kurz habe Putin schon als Außenminister besucht, wird erwähnt. "Heute kämpft Sebastian Kurz gegen ihn womöglich an einer anderen, wirkungsvolleren Front. Möge er auch hier ein Glückskind bleiben."

Die Story ist übrigens nicht als Satire kenntlich gemacht …

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