Zwei Tage vor Tod

Am Sterbebett – Millionärin heiratet Mann, enterbt Sohn

Eine reiche Managerin aus Wien heiratete zwei Tage vor ihrem Tod einen 60-Jährigen und änderte ihr Testament – er wurde als Alleinerbe eingesetzt.
Christine Ziechert
13.02.2025, 05:30
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Die Strafanzeige, die im vergangenen November bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht wurde, liest sich wie ein schlechter Krimi: Im Jänner 2023 starb Frau M., Tochter eines berühmten österreichischen Künstlers, im Alter von 50 Jahren nach schwerer Krankheit.

Zwei Tage vor ihrem Tod heiratete die Managerin, die mehrere Millionen Euro besaß, am Sterbebett einen heute 60-jährigen Mann, mit dem sie seit etwa 2016 in einer Beziehung war. Sie verkaufte ihm eine Pariser Wohnung weit unter Wert und setzte ihn als Alleinerben im Testament ein. Ihr minderjähriger Sohn (heute 14) sollte nur mehr den Pflichtteil erhalten.

Luxus-Wohnung um Hälfte des Wertes verkauft

Gemeinsam mit dem Vater des 14-Jährigen und den beiden Top-Anwälten Michael Dohr und Norbert Marschall wurde das Testament angefochten. Der Fall wird heute, Donnerstag, in der ORF-Sendung "Am Schauplatz Gericht" (ORF2, 21.05 Uhr) präsentiert.

Die Geschichte klingt unglaublich: Frau M. wurde im Jänner 2023 im Krebs-Endstadium in einem Krankenhaus betreut. Zwei Tage vor ihrem Tod verkaufte sie eine Luxus-Eigentumswohnung samt Inventar in Pariser Bestlage weit unter Wert – nämlich um 710.000 Euro an eine Firma, deren alleiniger Gesellschafter ihr Lebensgefährte (60) ist. Der wahre Wert der Wohnung beläuft sich laut einem Sachverständigen-Gutachten auf mindestens 1,5 Millionen Euro.

60-Jähriger als Alleinerbe bedacht

Ebenfalls 48 Stunden vor ihrem Tod unterschrieb die Frau zudem eine Vorsorgevollmacht und heiratete in einer Blitzaktion den 60-Jährigen am Sterbebett. Direkt danach wurde zudem ein neues Testament errichtet – handschriftlich von einem anwesenden Notar verfasst, weil Frau M. bereits zu schwach war, um es selbst zu schreiben.

Darin wurde nicht – wie bisher vorgesehen – ihr über alles geliebter Sohn (14) als Alleinerbe bedacht, sondern der 60-Jährige. Der 14-Jährige sollte nur noch den Pflichtteil erhalten. Laut Strafanzeige soll der damals 50-Jährigen eingeredet worden sein, dass das Vermögen ihres Sohnes durch dessen Vater gefährdet wäre und nur der 60-Jährige der Bewahrer des Erbes sein könne.

Das vom Notar handschriftlich verfasste Testamtent.
ORF

Wohnung wurde wieder zurückgegeben

Die beiden Top-Anwälte Michael Dohr und Norbert Marschall sind überzeugt: Das Testament ist ungültig, denn Frau M. wurde massiv unter Druck gesetzt und war zudem aufgrund ihrer schweren Erkrankung und der hoch dosierten Medikamente nicht mehr geschäftsfähig. Im Auftrag des 14-jährigen Sohnes und seines Vaters bekämpften die Juristen das Testament.

Mit Erfolg: "Mittlerweile wurde in einem Vergleich die Wohnung in Paris zurückgegeben und das volle Erbrecht des Sohnes vom Angezeigten anerkannt", meint Dohr zu "Heute". Auf Wunsch des Sohnes wird zudem daran gearbeitet, dass die Ehe seiner Mutter annulliert wird, so der Jurist.

Die beiden Rechtsanwälte Norbert Marschall und Michael Dohr vertreten den Vater des 14-Jährigen.
ORF

Ermittlungsverfahren wurde eingestellt

Das Ermittlungsverfahren gegen den 60-Jährigen, das nach der Strafanzeige eingeleitet wurde,  wurde von der Staatsanwaltschaft Wien allerdings eingestellt: "Die Ausführungen zur Heirat und Testamentserrichtung sind strafrechtlich nicht relevant. Auch der Wohnungsverkauf zwei Tage vor dem Ableben der M. erfüllt keinen Straftatbestand", heißt es in der Begründung. "Dass die Staatsanwaltschaft aufgrund eines vom Angezeigten selbst beauftragten Gutachters eine Einstellung verfügt, ist beispiellos", ärgert sich Dohr.

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