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Amanda Knox haut in ihre Heimat ab

Heute Redaktion
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Amanda Knox will nach ihrem Freispruch am Montag so schnell wie möglich zurück in ihre Heimat. Ihr mittlerweile abgelaufener Pass wird dabei kein größeres Hindernis sein. Sie soll noch am Dienstag in Richtung USA abheben, obwohl die Staatsanwaltschaft nicht locker lässt.



Nach dem Freispruch am Montag gibt es die nächste Überraschung im Fall um Amanda Knox. Der Staatsanwalt von Perugia, Giuliano Mignini, will bis in die letzte Instanz gehen und Berufung einlegen. Die Ausreise der US-Amerikanerin konnte das nicht verhindern, denn Berufung darf formal erst eingelegt werden, wenn die Urteilsbegründung veröffentlich wird. Es ist nicht davon auszugehen, dass Knox jemals wieder nach Italien einreisen oder die USA sie ausliefern wird.

Kurz vor Mitternacht brachte ein schwarzer Mercedes die US-Amerikanerin aus dem Gerichtsgebäude in Perugia. Nach vier Jahren Haft wurde Knox wie auch ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito vom Mordverdacht freigesprochen. Sie wartet nun noch auf die Ausreiseerlaubnis, da ihr Pass mittlerweile abgelaufen ist. Wer vier Jahre im Gefängnis war, nimmt aber wohl auch diese bürokratische Hürde in Kauf. Doch im Laufe des Dienstags will sie mit ihrer Familie in die USA zurückfliegen und Italien hinter sich lassen. Sollecito reiste bereits am Montag mit seinem Vater in seine süditalienische Heimat.

Knox will ihr Leben wieder in die Hand nehmen
Sie wolle "einfach nur nach Hause, sich wieder mit ihrer Familie vereinen, ihr Leben wieder in Besitz nehmen und ihre Fröhlichkeit zurückgewinnen", sagte Corrado Maria Daclon, Generalsekretär der amerikanisch-italienischen Stiftung, die sich für ihre Freilassung eingesetzt hat. Auch wenn Knox nun auf freiem Fuß ist - der schlimme Verdacht und die vier Jahre in Perugia werden sie ihr Leben lang verfolgen.

"Ich war überhaupt nicht da"
Die Urteilsverkündung war von großen Emotionen gekennzeichnet. Emotionen im Gerichtssaal bei der Familie von Amanda Knox und Raffaele Sollecito, Emotionen bei der Familie des Opfers Meredith Kercher und vor dem Gerichtsgebäude, wo tausende gegen die Freilassung demonstrierten. "Ich habe niemanden umgebracht, vergewaltigt oder bestohlen", beteuerte Knox, im Laufe des jahrelangen Prozesses "Engel mit den Eisaugen" getauft. Die Tränen rannen an den Wangen der mittlerweile 24-Jährigen herunter. "Ich war überhaupt nicht da."

Erleichterung macht sich auch bei der Familie von Knox breit. Für sie sei ein Albtraum zu Ende, sagte Schwester Deanna. "Sie hat vier Jahre lang für ein Verbrechen gelitten, das sie nicht begangen hat." Lange Zeit sah das die italienische Justiz anders - Knox und Sollecito waren von einem Freispruch weit entfernt.

Späte WendeBeim erstinstanzlichen Urteil nach zwei Jahren hatte es für die beiden gar nicht gut ausgesehen. Knox und Sollecito wurden in erster Instanz zu 26 beziehungsweise 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Nun bleibt Knox nur eine dreijährige Haftstrafe wegen der Verleumdung eines Barkeepers - doch auch diese hat sie bereits abgesessen.