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Amazon-Streik: Kommt mein Paket trotzdem an?

Heute Redaktion
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Just in der Rabattschlacht am "Prime Day" legen Hunderte Amazon-Mitarbeiter die Arbeit nieder. Was das für den Konzern und die Kunden bedeutet.

Amazons "Prime Day" ist eine der größten Rabattschlachten der Welt. Für 48 Stunden bis in die Nacht auf Mittwoch gibt es besonders hohe Rabatte vor allem auf Technikprodukte auf der Onlineplattform. Weil die Mitarbeiter Amazon aber ungerechte Arbeitsbedingungen und Entlohnung vorwerfen, traten Hunderte just mit Beginn des "Prime Days" in Streik.

So haben Beschäftigte an sieben deutschen Standorten die Arbeit niedergelegt. Amazon hat in Deutschland elf Standorte und zwölf Großlager, rund 13.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Wie viele davon genau im Streik sind, darüber schweigen sowohl Amazon als auch die Gewerkschaft. Laut "Spiegel" wird zumindest an sieben der Standorte gestreikt.

"Am oberen Ende"

Für den Konzern bedeutet dies vor allem Druck. Zwar dürften die Verkaufszahlen (in 24 Stunden werden am "Prime Day" rund 100 Millionen Produkte verkauft) kaum betroffen sein, nach außen macht der Streik aber kein gutes Bild. So wirft die Gewerkschaft Amazon vor, die Billigangebote mit Lohndumping zu bezahlen. Amazon kontert, dass der Lohn "am oberen Ende" des branchenüblichen Betragsspektrums liege.

Und die Kunden? Auf sie soll sich der Streik nicht auswirken, so das Unternehmen. "Die Pakete kommen an", heißt es knapp von einem Amazon-Sprecher. Proteste gibt es aber wegen einer anderen Vorgangsweise. Kunden schicken rund jedes sechste Paket an Amazon zurück, davon soll laut Greenpeace fast ein Drittel einfach vernichtet statt erneut verkauft werden.

Handelsverband rät zu Vorsicht

"Was auf den ersten Blick wie ein Paradies für Schnäppchenjäger aussieht, lässt bei Verbraucherschützern und Handelsverband die Alarmglocken läuten", heißt es zum "Prime Day" vom Handelsverband in Österreich. Konkret stößt man sich an den Blitzangeboten, vermeintliche Sparmöglichkeiten, die nur wenige Minuten lang verfügbar sind.

"Natürlich können die Rabattaktionen beim Prime Day für Prime-Abonnenten tatsächliche Ersparnisse bringen. Allerdings versucht Amazon mit vielen Methoden, etwa künstlich erzeugter Knappheit durch Countdowns, seine Kunden innerhalb dieser zwei Tage zum Kaufabschluss zu bringen", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Darüber hinaus sind viele der beworbenen Rabatte in der Realität weit weniger großzügig, als von Amazon suggeriert.

Amazon wächst auch in Österreich schnell

Einen Einblick gibt es auch in die Nutzerzahlen in Österreich. So besitzt knapp die Hälfte aller Haushalte ein Amazon Prime Abo. 30.000 Konsumenten shoppen bereits via Sprachassistentin Alexa, rund 450.000 Österreicher nutzen internetbasierte persönliche Assistenten wie Amazon Echo oder Google Home. Damit hat sich die Zahl innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.

Testbestellungen des Handelsverbandes hätten gezeigt, dass die Konsumentenschutzbestimmungen bei Bestellungen via Alexa in Österreich nicht eingehalten würden. Bei den Tests wurde von Alexa jeweils vor der endgültigen Bestellung die Produktbezeichnung sowie der Preis genannt. Eine Bejahung der Frage von Alexa, ob der Artikel jetzt gekauft werden soll, reicht aus und die Bestellung wird zahlungspflichtig aufgegeben. Soweit so gut. "Erst nach der Kauf-Bestätigung nennt Alexa jedoch einen um 1 Prozent höheren Gesamtpreis für das soeben bestellte Produkt", so der Handelsverband. Grund: Der von Alexa zunächst genannte Preis enthalte die deutsche Mehrwertsteuer (19 Prozent), erst nach zahlungspflichtiger Bestellung wird der tatsächliche Kaufpreis inklusive österreichischer Mehrwertsteuer (20 Prozent) genannt. (rfi)