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Amoklauf in München war doch rechtsradikale Tat
2016 hatten Ermittler den Amoklauf in einem Münchner Einkaufszentrum als Racheakt eingestuft. Jetzt folgt die Kehrtwende.
Vor mehr als drei Jahren hat der 18-jährige Ali David S. im Münchener Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen und anschließend sich selbst erschossen. Bis jetzt hatten die bayerischen Landesbehörden einen politischen Hintergrund der Tat immer ausgeschlossen. Doch nun heißt es, dürfe die "rechtsradikale und rassistische Gesinnung" des Täters nicht vernachlässigt werden.
Manifest gegen "Kakerlaken"
Schon kurz nach der Tat war für viele Experten ein durch Rechtsradikalismus bestimmtes Motiv klar ersichtlich: Erstens stammten fast alle Opfer aus Migratenfamilien, zweitens hatte S. etwa ein Jahr vor dem Attentat ein Manifest gegen ausländische "Kakerlaken" und "Untermenschen" veröffentlicht und drittens fand der Anschlag am Jahrestag des Amoklaufs von Anders Breivik in Utoya und Oslo statt. Dennoch zogen die Ermittler einen anderen Schluss.
Politische Motivation
Das Motiv für den Amoklauf, der neun unschuldigen Menschen das Leben kostete, sei persönliche Kränkung, hervorgerufen durch das Mobbing durch türkischstämmige Jugendliche. Für die Ermittler war der 18-Jährige ein "psychisch kranker Rächer", seine Tat unpolitisch, alles andere Zufall.
Wie "Heute.at" berichtete, haben die Eltern des Münchner Amokläufers Deutschland verlassen und leben unter einem anderen Namen in Österreich.
Parallelen zum Halle-Anschlag
Jetzt die Kehrtwende: Im nun vorgelegten Gutachten des Landeskriminalamtes heißt es: "In Zusammenfassung der Erkenntnisse der letzten drei Jahre Ermittlungsarbeit erscheint es gerechtfertigt, von einer politischen Motivation [...] zu sprechen." Zwar spielte das Mobbing eine Rolle, doch es gebe auch Anhaltspunkte, dass S. seine Opfer auch aufgrund ihrer Volkszugehörigkeit und Herkunft ausgesucht habe.
Die Amadeu Antonio Stiftung, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus einsetzt, begrüßt auf Twitter das neue Gutachten. Es sei ein wichtiges Signal in der Auseinandersetzung mit Rechtsterrorismus, gerade weil sich Parallelen zum Anschlag in Halle zeigen.