Politik

AMSChef hat im ORF schlechte Nachrichten für Österreich

Österreich leidet unter einem akuten Fachkräftemangel. Jetzt schaltet sich auch AMS-Chef Johannes Kopf bei Armin Wolf in die Teilzeit-Debatte ein.

Roman Palman
AMS-Chef Johannes Kopf zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 27. Februar 2023.
AMS-Chef Johannes Kopf zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 27. Februar 2023.
Screenshot ORF

Die Teilzeit-Debatte, die Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) neu entfacht hat, erhitzt in Österreicher derzeit die Gemüter. Am Sonntag in der ersten "ZIB2" ohne "am Sonntag" im neuen Nachrichtenstudio des ORF relativierte der Ressortchef seine Aufreger-Aussage. Er habe eine sachliche Diskussion anstoßen wollen, denn er selbst habe "nicht die Lösung".

Am Montag folgte dem Minister AMS-Chef Johannes Kopf auf den Platz des Studiogastes, um seine Sichtweise der Problematik darzulegen. Die davor eingespielten Beispiele einer oberösterreichischen IT-Dienstleistungsfirma und ihres erfolgreichen Pilotprojekts mit weniger Wochenstunden, sieht Kopf durchaus positiv. Dort sei seines Wissens keine Stelle mehr offen, "dieser Arbeitgeber hat sich attraktiviert" und so seine Personallücken füllen können.

Gravierender Arbeitnehmermangel

Individuell könne das Prinzip einer Vier-Tage-Woche funktionieren, jedoch nicht generell quer durch die Wirtschaft schränkt der AMS-Chef ein. Das sei in vielen Bereichen gar nicht möglich, darunter etwa der Medizinbereich oder in 24/7 Dienstleistungen.

AMS-Chef Johannes Kopf zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 27. Februar 2023.
AMS-Chef Johannes Kopf zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 27. Februar 2023.
Screenshot ORF

Die Krux an der Geschichte: Es kann nur funktionieren, wenn prinzipiell genug Arbeitssuchende verfügbar sind. Die demografische Entwicklung würde das aber in den kommenden Jahren nicht hergeben.

Er will vieles grundlegend diskutieren. Derzeit würde eine geringere Besteuerung von Überstunden in den Ring geworfen, doch schlägt Kopf einen viel drängenderen Punkt mit einem deutlich größeren Hebel vor: die Kosten für die Kinderbetreuung, die gerade in Teilzeit arbeitende Mütter schwer belasten würden.

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    Die "Zeit im Bild" kommt ab 25. Februar 2023 aus dem neuen TV-Studio im multimedialen Newsroom.
    Die "Zeit im Bild" kommt ab 25. Februar 2023 aus dem neuen TV-Studio im multimedialen Newsroom.
    Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com

    Weniger, dafür länger arbeiten? Ja!

    1,3 Millionen Menschen arbeiten in Österreich Teilzeit. Prinzipiell befürwortet Kopf die Wählbarkeit, doch der Staat stehe vor dem Problem des Arbeitskräftemangels. Deswegen müssten nun Anreize für längere oder mehr Arbeit durch die Bundesregierung gesetzt werden, eine Überlegung die der AMS-Chef unterstützt.

    Wäre eine Alternative vielleicht "pro Woche weniger, aber dafür länger arbeiten?", fragte Moderator Armin Wolf. "Ja", schießt es aus Kopf heraus. Doch der Dämpfer folgte auf dem Fuße: Die meisten politischen Parteien würden nicht am Pensionssystem schrauben wollen und "Politik, die sich Programme überlegt für 40 Jahre und dann noch ausdealt mit den Leuten... das ist schwierig."

    AMS-Chef Johannes Kopf zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 27. Februar 2023.
    AMS-Chef Johannes Kopf zu Gast bei Armin Wolf in der ZIB2 am 27. Februar 2023.
    Screenshot ORF

    Arbeitslosigkeit weiter auf niedrigem Niveau

    Mit 400.000 Personen ohne Job sei die Arbeitslosenquote in Österreich bereits gering. Darunter seien auch noch rund 100.000 Saisonkräfte, die etwa sonst in Landwirtschaft und Baugewerbe, die im Winter ruhen, beschäftigt wären. Kopf stellt klar, dass auch viele Arbeitslose auch einfach nicht in den Regionen, wo die Jobs angeboten werden, daheim sind oder schlicht die Qualifikation fehle. "Da glaube ich nicht, dass Gesamtarbeitverkürzung die Gesamtantwort sein kann." 

    Das wird sich auch voraussichtlich nicht ändern. Für heuer erwartet der Experte eine "leicht steigende Arbeitslosigkeit, vielleicht schon einen Turnaround". Spätestens 2024 soll die Arbeitslosenquote wieder sinken, womit sie weiter auf niedrigem Niveau bleiben wird. Erfreulich und bedenklich zugleich: Heißt also, "das Problem des Arbeitskräftemangels wird uns erhalten bleiben?". Die so klare wie bestimmte Antwort Kopfs: "Jawohl!"

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      Legendär: 2011 legte sich Armin Wolf selbst im Studio flach, um den "Planking"-Trend zu erklären.
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      Screenshot ORF