Coronavirus

Aufgedeckt: Regierung gab 4,8 Mrd. Euro für Coronatests

Mit bisher mehr als 200 Millionen durchgeführten Coronatests ist Österreich internationale Spitze. Die "Testweltmeisterschaft" hatte auch ihren Preis.

Jochen Dobnik
"Testweltmeister" Österreich - im Schnitt wurde jeder Österreicher 23 Mal getestet. Zum Vergleich: In Deutschland pro Einwohner nur ein bis zwei Tests.
"Testweltmeister" Österreich - im Schnitt wurde jeder Österreicher 23 Mal getestet. Zum Vergleich: In Deutschland pro Einwohner nur ein bis zwei Tests.
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Am 25. Februar 2020 wurde in Innsbruck erstmals die Diagnose "Covid-19" gestellt. Ein Pärchen, das zuvor in Italien war, wurde in der Tiroler Landeshauptstadt positiv auf das damals neue Coronavirus getestet wurde. Seitdem wurden in Österreich rund 206 Millionen Testungen durchgeführt – mehr als in fast allen anderen Ländern. Doch diese (von der türkis-grünen Bundesregierung selbsternannte) "Testweltmeisterschaft" hatte auch ihren Preis. 

Pro Kopf waren es im Schnitt 23 Tests, welche in den vergangenen drei Jahren durchgeführt wurden. Ähnlich viel getestet wurde nur in ganz wenigen Ländern, etwa in Dänemark. In Deutschland wurden dagegen je Einwohner nur ein bis zwei Tests absolviert, in Schweden 2, in der Schweiz 3.

Laut Recherche der ZIB2 wurden für die Testungen bisher 4,8 Milliarden Euro aus dem Bundesbudget ausgegeben. Der Großteil davon, 4,3 Mrd. Euro, seien auf das Gesundheitsministerium für behördlich angeordnete Tests bzw. Screenings entfallen. 411 Mio. Euro kosteten die Testungen an den Schulen, 171 Mio. Euro jene in der Gastronomie.

Viele Tests, aber auch viele Tote

Auf die Zahl der Todesfälle hatten die Rekordtestungen im Nachhinein betrachtet nur bedingt Einfluss. Relativ gesehen sind hierzulande mehr Menschen an einer Coronainfektion gestorben als in Deutschland. Was in den vergangenen Jahren (nicht) gut gelaufen ist, soll nun offiziell und gründlich evaluiert werden. "Corona war für unsere Gesellschaft eine Art Trauma, das wir nun gemeinsam aufarbeiten sollten", so Bundeskanzler Karl Nehammer am Mittwoch. 

Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle sieht darin eine "Flucht nach vorne". In der "ZiB 2" meinte sie in Richtung des ÖVP-Kanzlers: "Er hat nur eine Wahl: Entweder zu evaluieren oder evaluiert zu werden."

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    Bundeskanzler Karl Nehammer rechnete am 15. Februar 2023 mit den Corona-Maßnahmen der letzten Jahre ab.
    Bundeskanzler Karl Nehammer rechnete am 15. Februar 2023 mit den Corona-Maßnahmen der letzten Jahre ab.
    Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

    Wie und bis wann diese "kritische, schonungslose Analyse" (Zitat Nehammer) stattfinden soll, ist noch unklar. Das Gesundheitsministerium hat schon zuvor angekündigt, bis Herbst einen eigenen Pandemieplan auszuarbeiten – "ein Handbuch für den Umgang mit den Phasen einer Pandemie", so Johannes Rauch.