Ukraine

Angriff wird als Attacke auf die gesamte Nato gewertet

Der Ukraine-Krieg droht nun völlig zu eskalieren. Nachdem mutmaßlich russische Raketen in Polen eingeschlagen waren, ist jetzt die Nato am Zug.

Wladimir Putins Angriffskrieg auf die Ukraine droht nun völlig zu eskalieren.
Wladimir Putins Angriffskrieg auf die Ukraine droht nun völlig zu eskalieren.
via REUTERS

Im polnischen Dorf Przewodów nahe der ukrainischen Grenze sind zwei Menschen bei einer Explosion gestorben. Ein lokaler Radiosender meldete, es seien zwei verirrte russische Raketen bei einer Farm eingeschlagen. Mittlerweile wurden die Einschläge vom US-Geheimdienst bestätigt. Das Dorf Przewodów liegt nur etwa sechs Kilometer von der Grenze zwischen dem Nato-Land Polen und der Ukraine. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat eine Krisensitzung einberufen.

Einsatzkräfte sind vor Ort. Der Verteidigungsminister Lettlands, Artis Pabriks, schrieb am Dienstagabend auf Twitter: "Mein Beileid an unsere polnischen Waffenbrüder. Das kriminelle russische Regime hat Raketen abgefeuert, die nicht nur auf ukrainische Zivilisten abzielen, sondern auch auf Nato-Gebiet in Polen gelandet sind. Lettland steht voll und ganz an der Seite unserer polnischen Freunde und verurteilt dieses Verbrechen." 

BRISANT: Laut dem Artikel 5 der Nato-Verordnung wird ein Angriff auf ein Mitgliedsland als Angriff auf alle Nato-Mitgliedstaaten gewertet. In einem solchen Fall gebe es eine Beistandspflicht für das betroffene Land. Wie das Militärbündnis auf die Raketeneinschläge in Polen reagiert, bleibt abzuwarten.

Russland hat am Dienstag massive Angriffe auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine geflogen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sprach von 85 Raketen, die zahlreiche Stromausfälle verursacht hätten. Unter anderem wurde Lwiw im Westen des Landes getroffen, das rund 50 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt liegt. Zwei russische Raketen seien dabei nach Angaben eines hohen US-Geheimdienstvertreters über die Grenze ins Nato-Mitgliedsland Polen geflogen.

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    Die ukrainischen Streitkräfte haben damit begonnen, ...
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    Telegram / Kirylo Timoschenko

    Zuvor hatten polnische Medien berichtet, ein Geschoss sei in eine Getreidetrocknungsanlage in Przewodów eingeschlagen – einem Dorf nahe der Grenze zur Ukraine. Dabei habe es am Nachmittag zwei Tote gegeben. Regierungssprecher Piotr Müller bestätigte den Bericht zunächst nicht, sagte jedoch, es sei eine Dringlichkeitssitzung "wegen einer Krisenlage" ins Leben gerufen worden. Der Fall ist besonders heikel, weil Polen Mitglied des Nato-Bündnisses ist.

    Das Verteidigungsministerium in Moskau wiederum bezeichnete die polnischen Angaben, nach denen russische Raketen auf dem polnischen Staatsgebiet eingeschlagen seien, als "bewusste Provokationen" mit dem Ziel, die Situation zu eskalieren. Russische Angriffe auf Ziele in Grenznähe zu Polen habe es nicht gegeben, zitiert die Agentur Interfax das Ministerium.