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Anno 2205 - So schön und fad wie noch nie zuvor

Heute Redaktion
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Mit dem jüngsten Ableger "Anno 2205" macht sich die beliebte Anno-Spielreihe erstmals auf, den Weltraum zu besiedeln. Das Heute Digital Game Review.

Seit 1998 gibt es die Anno-Serie, deren ersten beiden Teile - Anno 1602 und Anno 1503 - noch aus der Werkstatt eines österreichischen Entwicklerteams stammen. In knapp 17 Jahren erarbeitete sich die Serie einen Ruf als Wirtschaftssimulation mit viel Tiefe und Liebe zum Detail. 

Die Liebe zum Detail hat sich Anno auch im 6. Teil bewahrt: Dank der tollen Grafik kann man dem detailreich animierten Gewusel stundenlang fasziniert zusehen. Leider hat man beim Spielen auch viel Zeit dazu. Die Städte rennen, sind sie erst einmal erbaut, weitgehend von alleine.

Nerviger Kampfpart

Der fast gänzlich vom Wirtschaftspart abgetrennte Kampfpart erschöpft sich in banalem Mausgeklicke ohne viel Taktik und wird eher zur Geduldsprobe. Dieser ist zwar optional, man wird allerdings förmlich dazu gezwungen, weil man nur dort die für den Ausbau der Fabriken benötigten seltenen Rohstoffe bekommt. Weder ein Diplomatie- noch ein wirkliches Handelssystem gibt es.

Zu Beginn gründet man einen eigenen Megakonzern und sucht sich einen von drei vorgefertigten Sektoren für den Start aus. Im Verlauf des Spieles kommen dann noch einer von drei Arktis-Sektoren sowie einer von drei Mond-Sektoren dazu. Auch sie sind alle bereits vorgefertigt, zufallsgenerierte Karten gibt es nicht mehr.

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Keine Zufallskarten mehr

Die Kampagne ist auch gleichzeitig Tutorial und Endlosspiel. Das ist zwar fein für den Einstieg, steigert aber nicht gerade die Wiederspielbarkeit. Ein Mehrspielermodus fehlt gänzlich.

So baut man lediglich für sich alleine, die Computergegner tauchen lediglich im Ranking auf und können im Laufe des Spiels aufgekauft werden. Damit fällt ein weiterer Ansporn bzw. eine weitere Herausforderung weg.

Mangelnde Komplexität

Was altgedienten Fans nach nur wenigen Stunden aufstößt, ist die mangelnde Komplexität. Die Bedürfnisse der Bewohnergruppen sind mit einigen Mausklicks befriedigt. Hinkt man dabei hinterher, erwachsen daraus allerdings nicht wirklich gröbere Folgen. Die Produktketten sind zwar gut gestaltet, es fehlt allerdings eine ausgefeiltere Logistik. Fehlt es etwa an Nahrung, so reicht es, wenn irgendwo im Sektor eine Reisfarm gebaut wird und schon sind automatisch alle Bewohner versorgt.

Quelle: YouTube

Die unterschiedlichen Sektoren mit verschiedenen Herausforderungen und Bedingungen bringen zwar etwas Abwechslung, die allerdings schnell abflaut. So benötigen im Arktis-Sektor die Wohngebäude die Wärmeabstrahlung der Fabriken und müssen daher immer um diese herum gruppiert werden. Am Mond sind es Kraftfeld-Generatoren.

Dadurch muss die Siedlung zwar etwas vorausschauender geplant werden, auch das meistert man jedoch recht schnell. Letztlich läuft es darauf hinaus, im Anfangssektor Wohnblocks aus dem Boden zu stampfen und dann den Schnellvorlauf zu betätigen, bis man genug Geld für das nächste Bauprojekt auf der Kante hat.

Fazit

Anno 2205 schaut atemberaubend aus und wurde offensichtlich mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet. Das erstreckt sich allerdings nur auf die Präsentation und nicht auf den Inhalt. Statt komplexe Wirtschaftskreisläufe aufzubauen, muss sich der Spieler gezwungenermaßen mit Quest-Minispielen herumschlagen.

Dass es nur eine Kampagne mit vorgefertigten Karten ohne wirkliche KI-Gegner und Mehrspieler-Modus gibt, senkt die Wiederspielbarkeit dramatisch. Beim stolzen Kaufpreis von knapp 60 Euro kann das Preis-Leistungsverhältnis nicht überzeugen. (sho)