Politik

Anschober: "Moment ist da, wo wir ernst machen müssen"

Ist das der Beginn einer zweiten Corona-Welle? Für Gesundheitsminister Anschober werden die nächsten Tage und Wochen entscheidend.  

Jochen Dobnik
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Rudolf Anschober
Rudolf Anschober
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

"Wir müssen uns jetzt echt bewusst sein, dass die nächsten Tage und drei, vier Wochen entscheidend werden", warnt Gesundheitsminister Rudolf Anschober in der ORF-"Pressestunde". Die Situation sei nicht außer Kontrolle, auch gebe es noch keine exponentielle Steigerung bei den Neuinfektionen, jedoch käme jetzt "eine entscheidende Phase. Der lockere Sommer ist vorbei, wir werden wieder ernster sein müssen", so Anschober.

"Apres-Ski wird möglich sein, aber ..."

"Das Erfolgsrezept des Frühlings, dass wir alle an einem Strang gezogen haben - und noch dazu in die richtige Richtung - wollen wir weiter fortführen. Die Kooperation mit den Landeshauptleuten ist eine gute, diese wollen auch erreichen, dass es in ihrem Gebiet keine regionalen Lockdowns geben muss", kommentiert der Gesundheitsminister die Diskussion um die "Corona-Ampel". Anschober kündigt jedoch an, dass es künftig möglich sein soll, Bundesmaßnahmen regional zu verstärken und zu adaptieren.

"Die Corona-Pandemie ist ein gigantischer Wettlauf mit der Zeit. Hätten wir den Lockdown eine Woche später erst angeordnet, wäre es zu einer Vervierfachung der Infektionszahlen gekommen. Und natürlich passieren in solchen Situationen auch Fehler"

"Wir arbeiten derzeit an Rahmenbedingungen für einen sicheren Winter-Tourismus. Es sieht auch gut aus, dass das so sein wird", blickt der Gesundheitsminister optimistisch in die kalte Jahreszeit. Dennoch: Die Maßnahmen werden verschärft, besonders im Apres-Ski-Bereich. "Es wird möglich sein, aber nur unter besonders strengen Standards: Mindesabstand, MNS-Schutzmasken, nur im Sitzen, man darf Getränke nicht an der Bar konsumieren, Musik nur in normaler Lautstärke."

Auch die Sicherheitsmaßnahmen für Gondeln und Sessellifte werden nachjustiert - "hier kommt es darauf an, handelt es sich um einen offenen oder einen geschlossenen Bereich", so Anschober.

Kurz "Beginn einer zweiten Welle"

Bereits am Samstag hatte der Gesundheitsminister seine Besorgnis zur aktuellen Coronasituation ausgedrückt und die Zahlen als "deutlich zu hoch" eingeschätzt. Am heutigen Sonntag legt Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA nach: "Was wir gerade erleben, ist der Beginn der zweiten Welle". Besonders dramatisch sei die Situation in der Bundeshauptstadt. Mehr dazu >>

Anschober verweist aber auch darauf, dass gerade angesichts steigender Zahlen ein sehr schnelles Kontaktpersonenmanagement mit schnellen Testungen und einer schnellen Suche der Kontaktpersonen zur Eingrenzung der Ausbreitungen dringend erforderlich ist. Das ist ein Wettlauf mit der Zeit. Je länger es dauert, desto mehr Ausbreitung des Virus ist möglich.

Wien braucht Verstärkung

Das Gesundheitsheitsministerium hat dafür die Zeitvorgabe von maximal 48 Stunden von Symptomen bis Befund und maximal 24 Stunden für das engere Kontaktpersonenmanagement vorgegeben. Angesichts steigender Zahlen ist das eine enorme Herausforderung für die Gesundheitsbehörden der Länder: ”Viele Bundesländer haben daher bereits massiv Personal aufgestockt, um diese entscheidende Tätigkeit schnell umsetzen zu können. Das muss nun auch in Wien verstärkt geschehen, da die Wiener Gesundheitsbehörden durch steigende Infektionszahlen besonders stark gefordert sind.”

Anschober abschließend: ”Die nächsten Tage und Wochen sind eine wirklich entscheidende Phase. Jetzt müssen wir mit aller Kraft verhindern, dass Österreich in exponentielle Steigerungen kippt und die Kontrolle über die Pandemie verliert. Ich sehe gute Chancen, dass uns das gelingt, wenn wir alle an einem Strang ziehen"