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Anti-Putsch-Demo in Istanbul mit Ruf nach Todesstrafe

Heute Redaktion
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Zu einer Großkundgebung in Istanbul gegen den Putschversuch in der Türkei vor drei Wochen wurden am Sonntag nach einem Aufruf von Präsident Recep Tayyip Erdogan Hunderttausende Teilnehmer begrüßt, das türkische Staatsfernsehen berichtete gar von "Millionen". Bei der "Demokratie- und Märtyrerversammlung" war Erdogan der Hauptredner. Die Behörden hatten 2,5 Millionen Türkei-Flaggen bereitgelegt. Die Kundegbung zeigte aber auch, dass die Todesstrafe in der Türkei näherrücken dürfte, obwohl Erdogan von einem EU-Beitritt sprach.

Zu einer Großkundgebung in Istanbul gegen den Hunderttausende Teilnehmer begrüßt, das türkische Staatsfernsehen berichtete gar von "Millionen". Bei der "Demokratie- und Märtyrerversammlung" war Erdogan der Hauptredner. Die Behörden hatten 2,5 Millionen Türkei-Flaggen bereitgelegt. Die Kundegbung zeigte aber auch, dass die Todesstrafe in der Türkei näherrücken dürfte, obwohl Erdogan von einem EU-Beitritt sprach.

Auf Einladung des Präsidenten kamen auch Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu von der Mitte-links-Partei CHP und der Vorsitzende der ultranationalistischen MHP, Devlet Bahceli. 
Nicht eingeladen wurde die prokurdische HDP, die sich ebenfalls gegen den gescheiterten Militärputsch gestellt hatte. Erdogan wirft der zweitgrößten Oppositionspartei im Parlament Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vor.

Intensive Werbung für Demo

Die Großkundgebung wurde seit Tagen intensiv beworben. Ein Plakat zeigte einen Zivilisten, der mit erhobener Hand einen Putschistenpanzer stoppt. Bei der Demonstration sollte der mutige Widerstand von Bürgern und der Sieg der Demokratie in der Türkei gefeiert werden.

Unterdessen wurde ein türkischstämmiger US-Bürger in der südlichen Provinz Hatay festgenommen. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf den Gouverneur der Provinz meldete, wird der 36-Jährige beschuldigt, Mitglied des Gülen-Netzwerks zu sein. Dieses Netzwerk wird von Erdogan bezichtigt, mit Hilfe der USA hinter dem Putschversuch zu stecken.

Großer Auftritt von Erdogan

Auf einer 60 Meter langen, eigens für seine Ansprache errichteten Bühne, wandte sich Erdogan an die Anwesenden. Zuvor war er perfekt inszeniert mit seiner Ehefrau Emine nahe des Veranstaltungsortes gelandet und hatte sich mit Teilnehmern auf Selfies knipsen lassen. 15.000 Polizisten sicherten die Veranstaltung ab. Bereist in den ersten Minuten von Erdogans Rede drangen "Wir wollen die Todestrafe"-Rufe an die Bühne heran. Erdogan nahm direkt dabei das türkische Parlament in die Pflicht, indem er erklärte, es habe diese Forderung ernstzunehmen.

Als Präsident wolle er einen solchen Parlamentsbeschluss, sollte er fallen, annehmen. Im Zuge des Putschversuch wurden in der Türkei rund 60.000 Menschen verhaftet. Seitdem betont Erdogan, die Verfassung ändern lassen zu wollen, um die Todesstrafe wieder einzuführen. Als möglicher Beitrittskandidat der EU sorgte dies für Empörung in Europa. Bei seiner Rede erklärte Erdogan aber, dass ein Beitritt der Türkei zur EU nach wie vor Thema sei.