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"Ary and the Secret of Seasons" im Test: Fabelhaft

In der Preview ließ "Ary and the Secret of Seasons" noch nicht tief blicken. Nun ist das Game da, der Test offenbart ein fabelhaftes Rätsel-Abenteuer.

Rene Findenig
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    "Ary and the Secret of Seasons" präsentiert sich als Action-Abenteuer mit einem deutlichen Anteil an Rätseln und Puzzle-Elementen.
    "Ary and the Secret of Seasons" präsentiert sich als Action-Abenteuer mit einem deutlichen Anteil an Rätseln und Puzzle-Elementen.
    Modus Games

    Mit "Ary and the Secret of Seasons" gibt es ein neues Rätsel-Abenteuer den Weg auf Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One und PC – hier die Vorschau zum Spiel. Die Entwickler von Modus Games haben im neuen Titel zwar auch Action, aber mit einem deutlichen Anteil an Rätseln und Puzzle-Elementen, verpackt. Nicht ganz passend zur Jahreszeit versetzt uns das Game in ein Dorf, in dem immer Winter herrscht.

    Das ändert sich, als seltsame Kristalle vom Himmel fallen, die plötzlich den Sommer in das Dorf bringen, das sich eigentlich schon sehr an den Schnee gewöhnt hat. Wie die Jahreszeit im Dorf verändern sich auch die Jahreszeiten in den anderen Regionen der Welt von Valdi. Bisher waren die vier Jahreszeiten hier nämlich an die vier Regionen gebunden und veränderten sich nie, nun überschlagen sich aber die Ereignisse. Hier kommt der Spieler hinzu und übernimmt die Steuerung von Ary.

    Nicht die Story ist das Highlight

    Ging man nach ersten Spielszenen vor einigen Monaten noch davon aus, dass Ary ein Bub ist, stellt das Spiel nun klar: Ary soll für Aryelle stehen und wir müssen dem Mädchen dabei helfen, die Jahreszeiten wiederherzustellen. Dem nicht genug: Ary findet das Holzschwert ihres vermissten Bruders und will auch noch an einem Treffen teilnehmen, um Details zu erfahren und auch eine Spur zu ihrem Bruder zu finden. "Ary and the Secret of Seasons" zeigt dabei zwar eine herzerwärmende, aber nicht sonderlich in die Tiefe gehende Geschichte.

    Dafür ist Ary als titelgebende Heldin umso sympathischer, hat oft einen Witz auf den Lippen und lässt sich das Lachen auch von den Umständen nicht vermiesen. Bei ihrer Steuerung gab es in der Vorschau noch Bedenken: Sprünge ließen sich schwer einschätzen und gingen immer wieder am Ziel vorbei, in Kämpfen mit Feinden waren Angriffe oder Blocks aufgrund des uneinschätzbaren Timings mühsam und die KI-Gegner zeigten Aussetzer. Hier hat man nachgebessert. Nun läuft alles präziser ab, vor allem die Kämpfe haben scheinbar noch eine genaue Politur bekommen.

    Rätsel zeigen sich teils schön knackig

    Das Gameplay dreht sich um so genannte Sphären, die Ary um ihren Körper herum entstehen lassen kann und in denen je eine der vier Jahreszeiten herrscht. Mit ihnen bahnt man sich einen Weg durch die Spielwelt, was durchaus interessant ausfällt: Eiswände können mit dem Sommer geschmolzen, Wasserwege mit dem Winter eingefroren werden. Später wird dies weitaus komplexer, denn die Sphären reagieren auch auf die Umgebung. Heißt: In Frühlingsumgebungen etwa lassen sich nur bestimmte Umgebungen einfrieren, andere bleiben Wasser-förmig. Mit diesen mechaniken muss versucht werden, immer neue Wege zu finden und kleinere Rätsel zu lösen. Auch kommen immer mehr solcher Sphären-Mechaniken hinzu, mit denen Ary größere, mobilere undstärkere Jahreszeiten-Kugeln erschaffen kann.

    Auch der Schwierigkeitsgrad steigt – die Rätsel werden allerdings nie unlogisch, denn meist geht es in den kniffligen Passagen darum, eine Sphäre über mehrere Ebenen und durch verschiedene Witterungsbedienungen unbeschadet an ihren Platz zu bringen. Auch in den Kämpfen werden die Sphären eingesetzt. Die liebevoll durchgeknallt gestalteten Feinde vom dunklen Ritter bis zum großen Felsenmonster und dem bösen Magier sind primär auf attackieren und ausweichen oder blocken ausgelegt. Schön dabei: Feinde nehmen sichtbar Schaden, etwa durch wegfallende Rüstungen, es bleibt aber immer Familien-freundlich. Manche Feinde können dabei nur besiegt werden, indem man sie bestimmten Jahreszeiten aussetzt. So muss ein Gegner mit Eisschild mal von diesem losgeschmolzen werden, um zuhauen zu können. 

    Schöne Nebeneffekte

    Was "Ary and the Secret of Seasons" ebenfalls toll macht: Hier wird nicht wild gekämpft, sondern mit Köpfchen, denn der Einsatz irgendwelcher Jahreszeiten kann schnell nach hinten losgehen. Etwa, wenn man Pflanzenmonster einfriert und dann erfährt, dass ihre Körper nun nicht nur mit Eis gepanzert sind, sondern ihre Angriffsstärke dadurch steigt – eine geniale Mechanik, die man im Spiel eigentlich nicht so tiefgehend erwartet hätte. Dazu kommen noch eine Handvoll Bosskämpfe, die den Einsatz ganz spezieller Angriffsmanöver erfordern, die viel Geduld und das Erkennen der Bewegungsmuster der Gegner erfordert. Keine Sorge, ein "Dark Souls" wird das Spiel nie. Auch deshalb, weil der Bildschirmtod seltsamerweise keine Konsequenzen hat. Wer alle Lebens-Herzen einbüßt, macht einfach direkt an der gespielten Stelle weiter.

    Ary and the Secret of Seasons
    Ary and the Secret of Seasons
    Modus Games

    Schade ist, dass das Game zwar sehr viele Nebenmissionen bietet, diese aber kaum in die Tiefe gehen und neue Geschichten ans Tageslicht bringen, sondern eher als sich immer wiederholende und schnell abgeschlossene Tätigkeiten auftreten. Trotzdem ist das Spiel herzerwärmend, denn es bietet Figuren, die man sofort ins Herz schließt und einen Witz, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen erheitert. Leider sind nur die Gespräche in den Zwischensequenzen vertont und der Rest wird als Text ausgespielt, dass tut dem märchenhaften Eindruck keinen Abbruch. 

    Ein fabelhaftes Abenteuer

    Grafisch präsentiert sich "Ary and the Secret of Seasons" wie ein toller Mix aus "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" und "Kingdom Hearts III", wenn auch nicht am gleich hohen Niveau, aber immerhin annähernd. Die Darstellung ist absolut liebenswert und wird von tollen Sprechern sowie einer wunderbaren Musik begleitet. Ein Hingucker sind auch die Animationen: Wenn Ary von Dach zu Dach springt oder im Kampf herumwirbelt, bewegt sich sogar ihr Haar passend dazu. Da blickt man auf einige matschige Hintergründe oder zu spät aufploppende Figuren und Gebäude gerne hinweg.

    Mit "Ary and the Secret of Seasons" ist den Machern eine kleine, aber feine Indie-Perle gelungen. Das Rätsel-Abenteuer lässt zwar ein paar Punkte bei Nebenmissionen, der Handlung und der Grafik liegen, überzeugt aber mit absolut liebevoll gestalteten und witzigen Charakteren, durchdachten Rätseln und einer interessanten Jahreszeiten-Mechanik. Wer ein "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" sucht, bei dem nicht alles ganz so rund läuft, dass dafür einfach nur Spaß macht, ist bei "Ary and the Secret of Seasons" genau richtig.