Mit Pauken und Trompeten flog ein 55-jähriger Internist am 29. Oktober – wie berichtet – aus der Oper in Wien. Der Mediziner aus Deutschland, der auch in Wien ordiniert haben soll, hatte während der "La Traviata" völlig die Beherrschung verloren. "Nach der Ouvertüre regte er sich lautstark über die moderne Inszenierung auf und machte demonstrativ Fotos", sagte seine Sitznachbarin am Mittwoch am Wiener Landesgericht.
Die emeritierte Uni-Professorin aus Salzburg hatte ihn freundlich auf das Filmverbot aufmerksam gemacht. Da ballte der Mann die Fäuste und schrie. "Schnauze! Ich mach aus dir Hackfleisch!"
Die Frau bekam daraufhin "große Angst". In der Pause holte sie Hilfe, dem unrühmlichen Schauspiel wurde ein Ende gesetzt. Polizisten trugen den Tobenden aus dem Saal: "Es gab Applaus".
Als "Überreaktion" spielte der Arzt den Vorfall in der Einvernahme hinunter. "Ich bin stur. Weil ich versetzt worden war, hatte ich Frust. Vor der Vorstellung aß ich zwei Cordon Bleu und trank vier Bier." Es war wohl sein letzter Opernbesuch – lebenslanges Hausverbot!
Nach rund einer halben Stunde vor Gericht kamen vier Monate bedingte Haft hinzu (nicht rechtskräftig). Da der Deutsche trotz zugestellter Ladung selbst nicht auftauchte, erfolgte das Urteil in Abwesenheit. "Eine streitbare Inszenierung ist kein Milderungsgrund", witzelte der Staatsanwalt.