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Ärzte legen neue Grenzen für Blutdruckwerte fest

Der Kardiologen-Kongress in München bringt eine bedeutende Neuerung für ältere Patienten, die mit erhöhtem Blutdruck zu kämpfen haben.

Heute Redaktion
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Neue Werte für "gesunden" Blutdruck festgelegt.
Neue Werte für "gesunden" Blutdruck festgelegt.
Bild: iStock

Wie hoch darf der Blutdruck sein? Vor allem ältere Patienten kennen die Idealwerte ganz genau, müssen sich aber vielleicht bald auf eine Neuerung einstellen.

Der Kardiologen-Kongress in München hat nun neue Leitlinien für die Behandlung von zu hohem Blutdruck festgelegt.

Grundsätzlich heißt es weiterhin: Ab einem Grenzwert von 140/90 mmHg wird eine medikamentöse Behandlung nötig. Neu ist, dass bei älteren Patienten nun höhere Grenzwerte akzeptiert werden können. So will man Nebenwirkungen von Medikamenten reduzieren.

Zu intensive Behandlungen vermeiden

Die Präsidentin der Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), Andrea Podczek-Schweighofer, erklärt, dass ab sofort auch 160 mmHg okay sein können, um "unerwünschte Nebenwirkungen durch die intensive medikamentöse Therapie zu vermeiden".

Natürlich sind die Grenzwerte für eine Behandlung immer individuell vom Patienten abhängig. Eine Behandlung bei normalem Blutdruck im höheren Bereich (130 bis 139 zu 85 bis 89 mmHg) soll nur in bestimmten Fällen erfolgen. Etwa, wenn es Vorerkrankungen gibt oder ein besonders hohes Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung besteht.

Weitere Grenzwerte

Die Einnahme von Blutdruckmedikamenten sollte jedenfalls zu einer Senkung unter 140/90 mmHG führen, wird die Therapie gut vertragen auch 130mmHg. Patienten unter 65 Jahre sollen einen Zielwert von 120-129 mmHg anstreben.

Vergleich zu den USA

Der generelle Wert von 140/90 mmHg ist eine europäische Sache. In den USA etwa spricht man ab einem Wert von 130/90 mmHg von Bluthochdruck. Der kleine Unterschied wirkt sich auf die Patienten aus: "In den USA sind alleine etwa vier Millionen Menschen zusätzlich medikamentös behandlungsbedürftig, die es bei einem Schwellenwert von 140/90 mmHg nicht wären", sagt Podczeck-Schweighofer.

Neue Medikamenten-Strategie

Neu in den Leitlinien ist auch die Behandlungsempfehlung. Gleich von Anfang an solle bei Bluthochdruck-Patienten man zwei unterschiedliche Substanzen einsetzen. Bis jetzt wurde zunächst mit einem Medikament begonnen.

In Sachen Lebensstil empfehlen die Leitlinien eine Reduktion des Salzkonsums, gesunde Ernährung, regelmäßiges körperliches Training, Nikotinverzicht und das Anstreben von Normalgewicht. Der Hinweis, dass "binge drinking" (Koma-Saufen) vermieden werden soll, ist neu.

Außerdem wird erwähnt, dass körperliche Anstrengung im Hochgebirge (über 4.000 Meter Seehöhe) vermieden werden soll.

Empfehlungen für Krebs-Patienten

Bei Krebs-Patienten, die sehr hohe Blutdruckwerte aufweisen, kann der Arzt erwägen, die Krebs-Therapie vorübergehend zu pausieren. Erste Wahl wäre aber eine Kombinationsbehandlung. (red)