Gesundheit

AstraZeneca würde Impfstoff nicht noch mal entwickeln

Der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca gerät immer mehr in Verruf. Jetzt meldeten sich Mitarbeiter zu Wort. 

Christine Scharfetter
Teilen
Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca gerät immer mehr in Verruf.
Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca gerät immer mehr in Verruf.
AMIR MAKAR / AFP / picturedesk.com

Eigentlich wollte AstraZeneca nur einen Impfstoff bereitstellen, der auch Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen beim Kampf gegen die Corona-Pandemie unterstützen sollte. Doch Kommunikationsfehler, Impfstopps, Lieferengpässe sowie politische und wirtschaftliche Rivalitäten lassen das Vakzin des britisch-schwedischen Unternehmens immer mehr in Verruf geraten, wie "Bloomberg" berichtet.

Vor allem die Berichte über Hirnvenenthrombosen nach AstraZeneca-Impfungen bei unter 60-Jährigen sorgen derzeit für Aufsehen. Bisher meldete die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) bei 25 Millionen Impfungen 86 Fälle von Hirnvenenthrombosen in Europa, von denen 18 tödlich verliefen. In Deutschland wurden bis 10. April 42 Fälle dokumentiert, acht Patienten starben. In Österreich sind bisher drei Fälle bekannt. Dennoch überwiegen laut der WHO die Vorteile der Impfung den Risiken.

Druck von allen Seiten

Trotz aller Bedenken fordern viele Regierungen der EU noch mehr Impfdosen, während AstraZeneca immer wieder seine Lieferversprechen nicht einhalten kann. Gleichzeitig fordern europäische Aufsichtsbehörden mehr Einblick in die Wirksamkeit des Impfstoffs bei Senioren und zu den Gefahren der Gerinnung.

Ein weiterer Rückschlag kommt für das Unternehmen nun aus den USA: Die US-Gesundheitsbehörde NIAID zweifelt an der Aussagekraft einer Untersuchung zur Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes. Grund für den Ärger ist, dass AstraZeneca einige spätere Corona-Fälle in der Studie nicht beachtete. Zwar rechnete man damit, dass die endgültige Wirksamkeit durch sie um ein paar Prozent sinken könnte und bei älteren Menschen sogar steigen, dennoch machte man die voraussichtlichen Zahlen öffentlich.

Damit wackelt wohl der AstraZeneca-Antrag zur Notfallzulassung in den USA.

Medialer Fokus macht Vertrauen zunichte

All diese Schlagzeilen über die negativen Aspekte des AstraZeneca-Impfstoffes findet John Bell, Oxford-Professor für Medizin, äußerst problematisch: "Wird der Impfstoff weiter niedergemacht, wird niemand das Vertrauen haben, das verflixte Ding zu verwenden", sagt er. "Und dann haben wir ein großes Problem — denn er ist einsatzbereit, billig, kann weltweit verwendet werden und ist eindeutig hochwirksam." Außerdem hat das britische Unternehmen versprochen, bis Ende 2021 bis zu 3 Milliarden Impfungen zu liefern und diese auf gemeinnütziger Basis für ein paar Dollar pro Dosis zu verkaufen.

Erschüttert über das Ausmaß der Kritik sind auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens selbst. Auf die Frage, ob sie diesen ganzen Weg erneut auf sich nehmen würden, antwortet ein Angestellter laut Bloomberg: "Nicht in einer Million Jahren. Alles, was wir erlebt haben, ist Kummer."