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Asyl in Wien? Olympia-Sprinterin sollte entführt werden

Belarus wollte eine Sprinterin zur Abreise von Olympia zwingen, weil sie öffentlich Kritik äußerte. Sie findet Schutz bei der japanischen Polizei.

Leo Stempfl
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Krystsina Tsimanouskaya beim 60-Meter-Sprint 2019 in Schottland
Krystsina Tsimanouskaya beim 60-Meter-Sprint 2019 in Schottland
Alastair Grant / AP / picturedesk.com

Der Turkish-Airlines-Flug, mit dem Krystsina Tsimanouskaya über Istanbul nach Minsk gebracht werden sollte, flog ohne sie ab. Am Flughafen, also quasi in letzter Sekunde, wandte sich die Olympia-Sportlerin an die japanische Polizei und bat um Hilfe.

Wie Reporter vor Ort und auch die Nachrichtenagentur "Reuters" berichten, sollte sie Vorzeitig von den Olympischen Spielen in Tokio "abgezogen" und in ihre Heimat unter Diktator Alexander Lukaschenko zurückfliegen – gegen ihren Willen. Sie habe Angst, dorthin zurückzukehren, soll sie am Flughafen gesagt haben.

Unmittelbar zuvor seien Betreuer des belarussischen Teams in ihr Hotelzimmer gekommen und hätten ihr befohlen, ihre Sachen zu packen. "Weil ich auf Instagram über die Nachlässigkeit unserer Trainer gesprochen habe." Zuvor äußerte sie dort ihren Unmut, als sie ohne ihr Wissen in der 4x400-Meter-Staffel eingesetzt wurde, weil die dafür vorgesehenen Athleten nicht genügend Doping-Tests absolvierten.

Asyl in Österreich?

Seitdem läuft im Heimatland eine Kampagne gegen Sie. Und dass Lukaschenko Kritikern nicht all zu freundlich gesinnt ist, ist auch kein Geheimnis. "Der Cheftrainer kam zu mir und sagte, es habe einen Befehl von oben gegeben, mich zu entfernen", so Tsimanouskaya am Flughafen.

"Spiegel Online" gegenüber bestätigte Alexander Apeikin, Direktor der Belarusian Sport Solidarity Foundation, dass Tsimanouskaya nun bei der Polizei in Sicherheit sei. In einem weiteren Schritt werde sie um Asyl ansuchen, vorzugsweise in Österreich oder in Polen.

"Ich bitte das Internationale Olympische Komitee um Hilfe«, sagt Tsimanouskaya zudem in einem Video, das auf Telegram von der Belarusian Sport Solidarity Foundation veröffentlicht wurde. "Es wird Druck auf mich ausgeübt. Sie versuchen, mich ohne meine Erlaubnis aus dem Land zu bringen. Ich bitte das IOC, sich einzuschalten." Laut "Spiegel Online" habe sich das Olympische Komitee der Sache bereits angenommen.