Weltraum-Krieg

Atom-Explosion im All hätte verheerende Auswirkungen

Russland soll an Plänen arbeiten, mit Atomwaffen Weltraumsatelliten anzugreifen. Welche Auswirkungen hätte das auf das Weltall und die Ukraine?

20 Minuten
Atom-Explosion im All hätte verheerende Auswirkungen
Was würde das Abfeuern von Nuklearwaffen im All für Folgen für Welt haben?
MARK GARLICK / Science Photo Library / picturedesk.com

Was wären interessante militärische Ziele für Russland?

Marc Finaud, Leiter der Abteilung Waffenverbreitung am Centre for Security Policy Genf, sagt gegenüber 20 Minuten: "Es gibt bereits viele militärische Satelliten im Weltraum, die von den Großmächten zur Beobachtung oder Kommunikation genutzt werden. Einige zivile Satelliten erfüllen ebenfalls wichtige Funktionen, die sie zu attraktiven Zielen machen würden." Schon jetzt versuche Russland, Beobachtungs- oder Kommunikationssysteme zu verhindern oder zu stören, die der Ukraine helfen könnten, russische militärische Ziele zu identifizieren und zu eliminieren.

Welche Auswirkungen hätte das auf den Krieg?

"Ohne diese Informationen könnte die Ukraine weder ihre Artillerie noch ihre Drohnen, die auf eine präzise Navigation angewiesen sind, noch ihre Kampfflugzeuge einsetzen", sagt Finaud.

Könnte sich Russland so einen Vorteil verschaffen?

Im Prinzip schon, sagt Finaud: "Es ist aber wahrscheinlich, dass die USA bei einem Angriff auf einen US-Satelliten und dessen Zerstörung Vergeltung üben und die russischen Satelliten lahmlegen würden, was eine gefährliche Eskalation auslösen würde." Sein Kollege Jean-Marc Rickli ergänzt: "Die Trümmer, die bei der Zerstörung entstehen, könnten die eigenen Satelliten lahmlegen. Es ist unmöglich, die Flugbahnen dieser Trümmer zu kontrollieren. Es ist also ein sehr riskantes Unterfangen."

Würde Russland das wirklich tun?

"Der Gedanke, dass Russland nuklear betriebene Satelliten oder sogar Atomwaffen einsetzen könnte, um andere Satelliten zu zerstören, wäre nicht nur durch den Weltraumvertrag von 1967 verboten, sondern würde auch Russlands eigene Satelliten gefährden", sagt Finaud.

Braucht es überhaupt Nuklearwaffen, um Satelliten zu zerstören?

Nein, sagt Daryl Kimball, Leiter der Arms Control Association. "Man braucht keine Atomwaffe, um einen Satelliten in der Umlaufbahn zu sprengen", erklärte Kimball auf Theguardian.com. "Alle Objekte im Weltraum sind so empfindlich, dass man mit viel weniger als einer nuklearen Detonation etwas ausrichten kann."

Welche Auswirkungen hätte eine nukleare Detonation im All heute?

Eine nukleare Detonation könnte auf einen Schlag Tausende von Satelliten in der erdnahen Umlaufbahn funktionsunfähig machen, möglicherweise auch Satelliten auf einer geostationären Umlaufbahn in Sichtweite, erklärte Matt Field, ein Raumfahrtexperte der US Air Force, auf Wsj.com. Der Grund dafür sei, dass sich die Strahlung im Weltraum viel weiter ausbreite, da es nur wenige Moleküle gebe, die sie absorbieren könnten, so Field.

Würde eine Atomexplosion im Weltraum zu nuklearem Niederschlag auf der Erde führen?

Nach bisherigen Erkenntnissen nicht. Die Atmosphäre schützt die Erde tagtäglich vor der tödlichen Weltraumstrahlung und würde das auch bei einer nuklearen Detonation im Weltraum machen.

Was wären die Folgen?

Die weltraumgestützte Kommunikation, Fernsehen und Radio, die Satellitennavigation und andere Ressourcen, auf die die moderne Welt angewiesen ist, würden jahrelang ausfallen – und zwar weltweit. Zudem könnten Tausende manövrierunfähiger Satelliten zu einer exponentiellen Zunahme von Weltraumschrott und schließlich zum sogenannten Kessler-Syndrom führen. Es beschreibt ein Szenario, wenn die schiere Menge an Trümmern den Weltraum unerreichbar und damit unbrauchbar macht.

Gibt es Erfahrungen mit Nuklearwaffen im All?

Nur sehr beschränkt. Die USA brachten 1962 im Rahmen des Kernwaffentests Starfish Prime einen Atomsprengkopf in einer Höhe von 400 Kilometern zur Detonation. Die Detonation war so stark, dass auf Hawaii elektronische Einrichtungen beschädigt wurden und Hunderte Strassenlampen ausfielen. Zudem wurden drei Satelliten direkt zerstört. Mindestens sechs weitere wurden in den darauf folgenden Monaten durch die Strahlung unbrauchbar gemacht.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>08.05.2024: Wiener Lokal verlangt Geldstrafe, wenn du nicht aufisst</strong>. Ein China-Restaurant in Wien überrascht mit einer Sondergebühr. Diese gilt für Gäste, die ihr Essen übrig lassen. "Heute"  sprach mit der Besitzerin. <strong><a data-li-document-ref="120035388" href="https://www.heute.at/s/wiener-lokal-verlangt-geldstrafe-wenn-du-nicht-aufisst-120035388">Die ganze Story &gt;&gt;</a></strong>
    08.05.2024: Wiener Lokal verlangt Geldstrafe, wenn du nicht aufisst. Ein China-Restaurant in Wien überrascht mit einer Sondergebühr. Diese gilt für Gäste, die ihr Essen übrig lassen. "Heute" sprach mit der Besitzerin. Die ganze Story >>
    Leserreporter

    Auf den Punkt gebracht

    • Russland arbeitet angeblich an Plänen, mit Atomwaffen Weltraumsatelliten anzugreifen, was zu verheerenden Auswirkungen im All führen würde
    • Eine nukleare Detonation könnte Tausende von Satelliten funktionsunfähig machen und weltweit zu Ausfällen bei der Kommunikation, Navigation und anderen modernen Abhängigkeiten führen
    20 Minuten
    Akt.
    Mehr zum Thema