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Köstinger sucht Platz für Tausende Fässer Atommüll

Heute Redaktion
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Schwachradioaktiver Müll im Zwischenlager Gorleben, Deutschland.
Schwachradioaktiver Müll im Zwischenlager Gorleben, Deutschland.
Bild: picturedesk.com

Bis zu 3.600 Kubikmeter radioaktiver Müll haben sich schon in Österreich angehäuft. Jetzt sucht das Umweltministerium einen passenden Standort für ein sicheres Endlager.

Am vergangenen Freitag hat das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus den Entwurf des Nationalen Entsorgungsprogramms für radioaktive Abfälle veröffentlicht und damit die Suche nach einem geeigneten Standort für das notwendige Endlager gestartet.

Weil es in Österreich keine kommerziellen Atomkraftwerke gibt, sei die Entsorgung des radioaktiven Mülls in unserem Land ein vergleichsweise kleines Problem, informiert die Umweltschutzorganisation "Global 2000" in einer Aussendung. Aber auch der in Österreich aus Medizin, Industrie und Forschung anfallende schwach- und mittelradioaktive Müll müsse für teils mehrere hundert Jahre gelagert und bewacht werden.

Tausende Fässer voll radioaktivem Müll

Demnach lagern am niederösterreichischen Standort Seibersdorf derzeit 11.200 Fässer mit jeweils 200 Liter Fassungsvermögen, in Summe 3.600 Kubikmeter an radioaktiven Abfällen, davon 60 Kubikmeter mittelradioaktive Abfälle.

Der 40-seitige Entwurf, der gemäß der Richtlinie 2011/70/Euratom, Maßnahmen zum Management des radioaktiven Abfalls von seiner Entstehung bis "zur sicheren und verantwortungsvollen Entsorgung" umfasst, soll gleichzeitig den den Schutz der Bevölkerung, der Umwelt und künftiger Generationen vor ionisierender Strahlung sicherstellen.

"Vorgehen entspricht nicht Größe der Herausforderung"

"Der vorliegende Entwurf zum Entsorgungsprogramm für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle in Österreich hat kein Programm", ärgern sich die Umweltschützer in ihrer Aussendung weiter. "Wir gehen davon aus, dass die nun beginnenden Strategische Umweltverträglichkeitsprüfung detailliert die offenen Punkte beantworten wird, damit ein adaptierter und gesellschaftlich breit akzeptierter Ablauf möglichst rasch beginnen kann." Außerdem kritisiert Global 2000, dass ausschließlich passive Maßnahmen zur Einbindung der Bevölkerung vorgesehen seinen: "Dieses bürokratische, passive Vorgehen entspricht nicht der Größe der Herausforderung."

Ein besonderer Dorn im Auge ist den Umweltschützern die angedachte "Entsorgung" der radioaktiven Abfälle auch durch den Export in Drittstaaten. "Österreich trägt genauso wie alle Staaten die Verantwortung für den hier anfallenden radioaktiven Müll – eine Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn-Lösung ist unverantwortlich", so Anti-Atom-Sprecher Reinhard Uhrig. Außerdem sei die Haftungsfragen für internationale Atommüll-Endlager immer noch ungeklärt.

Eine Lösung eilt aber noch nicht. Die Zwischenlagerung bei Nuclear Engineering Seibersdorf (NES) ist bis 2045 vertraglich gesichert. Bis zu einer Entscheidung kann er solange dort gelagert werden. Danach muss alles (immer noch) radioaktive Material endgültig entsorgt werden.

Aktuell befindet sich der Entwurf in einer öffentlichen Begutachtungsphase: Stellungnahmen sind schriftlich bis zum 25. Mai 2018 an die Abteilung I/7 des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus zu übermitteln.

(red)

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