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AUA-Passagierflugzeug zerschellte fast an Berg

Heute Redaktion
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Ein Austrian-Airlines-Pilot hatte 2015 eine gefährliche Anflugroute nach Lugano gewählt. Wie knapp er einer Katastrophe entging, wird erst jetzt publik.

Es sei reiner Zufall gewesen. Reiner Zufall, dass nichts Schlimmes passiert sei. So beschreibt ein Austrian-Airlines-Pilot den 13. Oktober 2015 dem "Kurier". Eine Maschine mit 59 Menschen an Bord flog im Einsatz für die Swiss von Zürich nach Lugano. Während des Landeanflugs meldete sich das Bodenannäherungs-Warnsystem GPWS.

Ein Pilot, der laut Bericht als Passagier an Bord war, hörte die kreischenden Funksprüche aus dem Cockpit: "Hochziehen!". Die Maschine sei darauf dermaßen in die Höhe gerissen worden, dass sie in zehn Sekunden fast 1.000 Meter Höhe erreicht habe. Grund für das halsbrecherische Manöver war die Bergkuppe Collina D'Oro, an dem die Dash-8 beinahe zerschellt wäre.

Radaraufzeichnungen, die dem "Aviation Herald" vorliegen, sollen zeigen, dass eine Kollision wirklich unmittelbar bevorgestanden sei. Es steht auch die Frage im Raum, ob der Pilot die gewählte Route überhaupt hätte fliege dürfen. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) stufte den Vorfall als schwerwiegend ein. Eine Untersuchung wurde eröffnet.

Austrian Airlines mildert Vorfall ab

Bei Austrian Airlines wurde der Anflug als "Missed Approach" (missglückte Landung) abgetan. "Das wahre Ausmaß des schweren Vorfalls wurde erst Monate später erkannt", sagt Florian Reitz der SUST zum "Kurier". Weiter brisant: Der Pilot, der am 13. Oktober 2015 am Steuerknüppel saß, soll zwar vorübergehend vom Dienst suspendiert worden sein, sitze aber mittlerweile wieder im Cockpit.

Die Austrian-Airlines erteile keine detaillierten Auskünfte, ein Bericht zu den Vorkommnissen sei bislang unter Verschluss geblieben. Landeanflüge bei Lugano gelten in Fliegerkreisen als besonders anspruchsvoll. Die umstrittene Flugroute entlang der Kuppe Collina d'Oro ist seit zwei Jahrzehnten ein viel diskutiertes Politikum, wie es im Bericht weiter heißt. Der Bogenanflug war dort eine Zeit lang gänzlich verboten und ist später für kleinere Maschinen wieder gestattet worden.