Politik

Aufstand der österreichischen Musikszene gegen den ORF

Im Ringen um Einsparungen und die neue ORF-Gebühr will ORF-Boss Roland Weißmann das Radio-Symphonieorchester "opfern". Nun setzt es Kritik.

Rene Findenig
ORF-Boss Roland Weißmann pokert in Sachen Gebühr mit dem Radio-Symphonieorchester. Das bringt ihm massig Kritik ein.
ORF-Boss Roland Weißmann pokert in Sachen Gebühr mit dem Radio-Symphonieorchester. Das bringt ihm massig Kritik ein.
Helmut Graf

Mit der geplanten Umsetzung einer ORF-Haushaltsabgabe für alle soll dem ORF auch ein Sparkurs auferlegt werden. Details, wie der Millionenkonzern sparen will, machten Beobachter fassungslos. So will ORF-Boss Roland Weißmann den Kanal Sport+ einstellen, die Streaming-Angebote Flimmit und Fidelio einstampfen – und sogar das Radio-Symphonieorchester (RSO) abdrehen. Das Feilschen um die neue ORF-Gebühr geht vielen Bürgern und Beobachtern aber viel zu weit – und nun kommt es deshalb zum Aufstand der österreichischen Musikszene.

In einem offenen Brief meldet sich diese bei Bundesregierung, Nationalrat, ORF und ORF-Stiftungsrat. Darin steht: Der ORF spielt eine tragende Rolle für das zeitgenössische Musikschaffen in den verschiedensten Genres. Sein öffentlich-rechtlicher Kernauftrag ist im ORF-Gesetz definiert und umfasst die Vermittlung und Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft sowie die angemessene Berücksichtigung und Förderung der österreichischen künstlerischen und kreativen Produktion." Und "genuiner Bestandteil" davon sei auch das Radio-Symphonieorchester.

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    Die "Zeit im Bild" kommt ab 25. Februar 2023 aus dem neuen TV-Studio im multimedialen Newsroom.
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    Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com
    "Bei einem Umsatz von einer Milliarde Euro sind acht Millionen Euro ein überschaubarer Posten, auch im Vergleich zu anderen Kostenstellen in der ORF-Bilanz"

    "Die derzeitigen Signale der ORF-Direktion machen es dringend notwendig, die zentrale Rolle des RSO, über dessen Fortbestand am 23. März 2023 entschieden wird, für die österreichische Musikkultur zu verdeutlichen. Es hat eine einzigartige Stellung in der österreichischen Orchesterlandschaft und steht für eine Balance zwischen Klassik/Romantik, Moderne und zeitgenössischer Musik. Kein anderes österreichisches Orchester vergibt so viele Kompositionsaufträge, programmiert einen so hohen Anteil an zeitgenössischer Musik und präsentiert diese bei Gastspielen im In- und Ausland", heißt es.

    Der Abschaffung des RSO steht man verständnislos gegenüber: "Im Vergleich zu anderen Orchestern hat es eine sehr schlanke Struktur – dank der administrativen Einbettung in den ORF, aber auch, was die auf ein Minimum gekürzte Anzahl der Planstellen betrifft. Bei einem Umsatz von einer Milliarde Euro sind acht Millionen Euro ein überschaubarer Posten, auch im Vergleich zu anderen Kostenstellen in der ORF-Bilanz." Und: "Die österreichische Musikszene hält fest: Das Musikland Österreich muss ein Radiosymphonieorchester betreiben und diesen Betrieb im Rahmen einer nachhaltigen Finanzierung des ORF absichern sowie im ORF-Gesetz verankern."

    Als Unterzeichner scheinen zahlreiche heimische Institutionen wie das Bruckner Orchester Linz, das Ensemble Wiener Collage, das Kärntner Sinfonieorchester, das Klangforum Wien, das Symphonieorchester Vorarlberg, das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti oder die Anton Bruckner Privatuniversität und Gustav Mahler Privatuniversität auf.