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Aufstieg und Fall des "Cavaliere"

Heute Redaktion
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Silvio Berlusconis Wirken als Politiker, Medienzar und Frauennarr war schon immer umstritten. Dennoch prägte Berlusconi mit einigen Tiefschlägen und Höheflügen fast zwanzig Jahre lang Italiens Politik. Ein Rückblick auf das Leben des zurückgetretenen Ministerpräsidenten.

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Der 1936 in Mailand als Sohn eines Bankangestellten geborene Berlusconi begann seine Laufbahn als Staubsaugervertreter und Conferencier auf Kreuzfahrtschiffen. Im Jahr 1961 stieg er in die Baubranche ein. In der Folgezeit baute er in Mailand ganze Stadtviertel auf. Parallel dazu wurde Berlusconi in den 70er Jahren in der Medienbranche aktiv. Dass er dabei von oft zwielichtigen Freundschaften in Politik und Finanzwelt profitiert habe, warf und wirft man ihm immer wieder vor. In den 80er Jahren stieg der Unternehmer auch ins Fußballgeschäft ein und machte den Fußballclub AC Milan wieder efolgreich.

Politischer Aufstieg

Im Herbst 1993 begann der TV-Magnat schließlich seine politische Karriere. Er gründete seine konservative Partei Forza Italia. 1994 gewann er die Parlaments-und Europawahlen an der Spitze einer Mitte-Rechts-Allianz. Das Bündnis brach aber nach knapp sieben Monaten auseinander. Entgegen den Erwartungen seiner Gegner begnügte er sich mit der Rolle des Oppositionschefs. Nach einer siebenjährigen "Durststrecke" konnte Berlusconi bei den Parlamentswahlen im Mai 2001 sein Comeback als Regierungschef feiern.

Als erster italienischer Ministerpräsident in der republikanischen Geschichte Italiens blieb Berlusconi eine ganze fünfjährige Legislaturperiode im Amt. Eine Wiederwahl schaffte der Medienunternehmer bei den Parlamentswahlen 2006 jedoch nicht. Er blieb nur 25.000 Stimmen hinter seinem Gegner Romano Prodi, der aber nur 24 Monate im Amt blieb. 2008 gewann Berlusconi mit breiter Mehrheit erneut die Parlamentswahlen.

Immer wieder Justizskandale

Justizfragen überschatteten Berlusconis politische Karriere seit seinem Einstieg in die Politik. Der liberalkonservative Politiker, gegen den in Mailand drei Prozesse laufen, scheute kein Kräftemessen mit der Linken, um umstrittene Justizreformen durchzusetzen, mit denen er - behaupten seine Gegner - sich und seine Vertrauensmänner vor einer Verurteilung zu retten versuchte. Bisher wurde er jedoch entweder freigesprochen oder das Verfahren wurde wegen Verjährung eingestellt.

In den letzten zwei Jahren ist der Mailänder in den Strudel einer unglaublichen Serie von Sex-Skandalen geraten, die sein internationales Image zunichte gemacht haben. Im Mai 2009 kündigte Berlusconis zweite Ehefrau Veronica Lario nach 20 Ehejahren die Trennung von ihrem Mann an. "Ich kann nicht bei einem Mann bleiben, der mit Minderjährigen verkehrt", sagt Lario. Hintergrund der Bemerkung ist die unklare Beziehung des Premierministers zur 18-jährigen Schülerin Noemi Letizia.

In den darauffolgenden Wochen berichteten Medien ausführlich über Berlusconis Vorliebe für Partys mit blutjungen Frauen. 2010 leitete die Mailänder Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Premier wegen Sex mit der 17-jährigen Nachtclub-Tänzerin "Ruby Rubacuori". Die Untersuchung führte zu einem Prozess, der in Mailand noch läuft.

Schuldenkrise brachte ihn zu Fall

Im vergangenen Juli geriet Italien immer tiefer in den Strudel der Schuldenkrise. Im August und September brachte der gebeutelte Premier zwei milliardenschwere Sparpakete zur Eindämmung der ausufernden Verschuldung über die Bühne. An den Finanzmärkten herrschte wochenlang pure Panik. Der Druck für einen Rücktritt Berlusconis wuchs. Der Premier weigert sich jedoch hartnäckig zurückzutreten, bis mehrere Parlamentarier seiner Koalition ihm den Rücken kehrten. Am 12. November reichte Berlusconi seinen Rücktritt ein.