Österreich

Augen, Ohren und Lunge für Kaisermühlentunnel

Heute Redaktion
Teilen

In den letzten Monaten wurden der Kaisermühlentunnel baulich und sicherheitstechnisch saniert. Neu ist etwa das akustische Alarmsystem "Akut".

Mit einer der Länge von 2.150 Metern ist der Kaisermühlentunnel in der Wiener Donaustadt der längste Straßentunnel der Stadt. Mit einer Frequenz von bis zu 120.000 Fahrzeugen pro Tag ist er auch die am meisten befahrene Tunnelanlage Österreichs.

Nach knapp zwei Jahren hat die Asfinag nun die Erneuerung aller Sicherheits-Einrichtungen abgeschlossen. Von der Beleuchtung bis zur Lüftung und dem Brandschutz ist alles neu. Nach dem Einbau des akustischen Alarmsystem AKUT und insgesamt 188 Videokameras hat der Tunnel nun auch "Ohren" und "Augen". Insgesamt investierte die Asfinag 40 Millionen Euro in die neue Betriebs- und Sicherheitstechnik.

"Nach 28 Jahren Dauerbetrieb war es notwendig den Tunnel auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Mit den aktuellen Sicherheits-Features können wir sagen: Der Kaisermuhlentunnel gehort zu den sichersten in Europa", erklärte der Bereichsleiter für elektromaschinelle Ausrüstung bei der Asfinag, Kurt Portschy.

Die "Tunnelohren" in Kaisermuhlen: AKUT

Kernelement des runderneuerten Tunnels ist das elektronische Alarmsystem AKUT. 91 Mikrophone und ebenso viele Kameras beobachten das Geschehen im Tunnel. Die Mikros erkennen von selbst untypische Gerausche wie einen Aufprall, quietschende Reifen oder menschliche Stimmen und schlagen Alarm.

Die nachstgelegene Videokamera schaltet dann automatisch ein Bild in der zustandigen Asfinag Verkehrsmanagement-Zentrale in Wien-Inzersdorf auf. Die dort tätigen Operatoren erkennen damit sofort, um welchen Zwischenfall es sich handelt.

Das innovative Alarmsystem des Joanneum Research wurde gemeinsam mit der Asfinag entwickelt. Mit dem Tunnel Kaisermuhlen ist "AKUT" derzeit bei 24 Tunnel bereits eingebaut, 32 folgen noch bis 2029.

LEDs sorgt für dreimal höhere Leuchtkraft

Für die bessere Ausleuchtung und optimale Sicht im Kaisermühlentunnel sorgen ab sofort 1.575 Stuck LED-Lampen. Die neue LED-Beleuchtung soll drei klare Vorteile haben: ein 60 Prozent hoheres Beleuchtungsniveau, eine Lebensdauer von rund zehn statt nur zwei Jahren und das alles bei gleichbleibendem Stromverbrauch.

Kombiniert mit den neuen Reflektoren im Tunnel erhöhen die LEDs die optimische Wahrnehmung im Tunnel um ein Vielfaches.

Zudem hätten LEDs im Vergleich zu herkommlichen Beleuchtungstechnologien, die fast 50 Prozent des abgegebenen Lichts nach oben und zur Seite ausgestrahlen, eine deutlich präzisere Lichtlenkung.

High-Tech-Lüftung sorgt für frische Brise

Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden auch neue Lüftungen in den Tunnel eingebaut: vor den Tunnelportalen des Kaisermuhlentunnels befinden sich sechs Mega-Lufter, im Inneren finden sich 34 weitere, etwas kleinere.

Im Falle eines Brands "transportieren" die Tunnellufter die Rauchgase mit einer Stromungsgeschwindigkeit von etwa zwei Metern pro Sekunde und immer in Fahrtrichtung aus dem Tunnel. Durch die exakte Abstimmung der Lufter aufeinander, gelingt es, die gefahrlichen Gase zu lenken, um beispielsweise alle Fluchtwege in die Nebenrohre frei von Rauch zu halten.

Vor Inbetriebnahme derartiger Anlagen prufte die Asfinag an unterschiedlichen Stellen im Tunnel die Funktion der Anlagen. Wichtig dabei: Nach spätestens 90 Sekunden muss die Tunnelsteuerung den Brand lokalisieren, vollautomatisch die Luftungen in Betrieb setzen und den Tunnel auf Rot schalten. Zur Brandsimulation werden Wannen mit einem Benzin/Diesel-Gemisch (rund 50 Liter) kontrolliert in Brand gesteckt. Diese Hitzeentwicklung (mehr als 800 Grad Celsius) entspricht einem Pkw im Vollbrand. "Die Ergebnisse der Funktionstests zeigen: Der Tunnel Kaisermuhlen zahlt zu den sichersten in Europa", freut sich die Asfinag.

Notrufnischen, Kameras und Sensoren sorgen für zusätzliche Sicherheit

Zusatzlich zur modernsten Sicherheitstechnik wurden im Kaisermuhlentunnel aber auch die klassischen Notrufeinrichtungen erneuert. Insgesamgt stehen 50 solcher Nischen stehen zur Verfugung. Durch Drucken des Notknopfes (SOS) wird im Ernstfall eine Direktverbindung zur Asfinag Verkehrsmanagement Zentrale Inzersdorf hergestellt. Die Operatoren sehen sofort, wo genau der Notruf abgesetzt wurde, und konnen die notwendigen Schritte setzen.



Insgesamt 188 Videokameras (inkusive jener von Akut) wurden im Tunnel verbaut. Damit haben die Verantwortlichen in der ASFINAG das Verkehrsgeschehen zu jeder Zeit gut im Blick. Damit im Ereignisfall der Tunnel rasch fur den Verkehr gesperrt werden kann, sind in der Tunneldecke Brandmeldekabel und Sensoren zur Branderkennung eingebaut. Sobald diese einen Brand "bemerken", geht der Tunnel vollautomatisch auf Rot.

Bei der Tunnelsanierung wurde auch die Energieversorgung des Tunnels neu aufgebaut. Diese ist nun vollstandig "redundant", das heißt es steht eine zusätzliche Ressource zur Erhohung der Ausfall-, Funktions- und Betriebssicherheit zur Verfügung. Fallt der Strom aus, wird rasch auf eine andere Stromquelle umgeschaltet. Gleiches gilt fur die gesetzlich vorgeschriebene Datenaufzeichnung (beispielsweise fur AKUT- Auslosungen).

Kaisermühlentunnel als Vorreiter bei Section Control

Vor 15 Jahren hat die ASFINAG im Kaisermuhlentunnel die erste stationare Section Control Anlage installiert. Mit der Inbetriebnahme im Jahr 2003 seien die Unfalle in Wiens langstem Autobahntunnel um 50 Prozent zuruckgegangen, seit damals gab es dort keinen todlichen Unfall, heißt es von der Asfinag.

Das Erfolgsgeheimnis dahinter sei, dass es anders als bei Radaranlagen, die nur eine punktuelle Geschwindigkeitsmessung zulassen, bei elektronischer Streckenuberwachung der Verkehrsfluss uber einen bestimmten Abschnitt harmonisiert, also stabil auf dem erlaubten Tempo gehalten wird. Das gefahrliche Auffahren auf das vordere Fahrzeug oder auch plotzliche Spurwechsel werde damit verringert. (lok)