Am Samstag, um 16 Uhr, wird eine Großdemonstration gegen die serbische Regierung erwartet. Schon Stunden vor dem angekündigten Beginn der Demo haben sich laut dem Innenministerium 31.000 Menschen in Belgrad versammelt – zum Teil schon am Freitagabend.
Auch Unterstützer der Regierung von Präsident Aleksander Vucic sind bereits vor Ort, darunter Ultranationalisten, Mitglieder militanter Gruppen und mutmaßliche Hooligans, die in der Nähe des Parlaments Zelte aufbauten.
Angesichts der Präsenz beider Lager und Äußerungen von Vucic werden bei den Protesten gewalttätige Ausschreitungen befürchtet. EU und UNO riefen die Regierung in Belgrad bereits am Freitag dazu auf, das Demonstrationsrecht zu respektieren und Gewalt zu vermeiden.
Tatsächlich kam es um den Mittag bereits zu einem Vorfall. Wie Blic.rs berichtet, ist ein Auto in eine Menschenmenge der Protestler gerast und hat drei Personen erfasst. Die drei Verletzten wurden ins Spital transportiert, der Fahrer wurde festgenommen, nachdem er "aktiven Widerstand" geleistet habe. Videos auf Social Media zeigen, wie eine angefahrene Frau auf der Motorhaube des Autos einige Meter weit mitgenommen wird.
"Was sich alle fragen ist, ob die Regierung versuchen wird, Gewaltsituationen herbeizuführen, um anschließend einen Vorwand für die Ausrufung des Ausnahmezustands zu haben", sagte der Experte Srdjan Cvijic vom Belgrader Zentrum für Sicherheitspolitik.
Die von Studierenden angeführten Proteste hatten nach dem Einsturz eines Bahnhofsvordachs in der Stadt Novi Sad am 1. November begonnen, bei dem 15 Menschen ums Leben gekommen waren. Das Unglück befeuerte die Wut über die Korruption in Serbien, die Proteste richten sich inzwischen zunehmend gegen Vucics Regierung.
Die serbische Regierung steht wegen der Protestwelle unter wachsendem Druck. Ende Jänner erklärte Ministerpräsident Milos Vucevic seinen Rücktritt. Präsident Aleksander Vucic ruft abwechselnd zum Dialog auf oder macht ausländische Einmischung für die Proteste verantwortlich – ein Vorwurf, den auch Kremlchef Wladimir Putin nach einem Telefonat mit Vucic geäußert hatte.