Zehn Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden zweier Mühlviertler auf dem Weg nach Tschechien haben Taucher im Lipno-Stausee das Auto entdeckt, mit dem die beiden damals unterwegs waren. Das Landeskriminalamt Oberösterreich bestätigte am Mittwochabend entsprechende Berichte aus Tschechien – "Heute" berichtete.
Laut einer Sprecherin der tschechischen Polizei steht der Wagen "mit einem zehn Jahre alten Fall zweier vermisster Österreicher" in Verbindung. "Das Fahrzeug gehörte einem der Vermissten. Wir können noch nicht feststellen, wessen Überreste gefunden wurden. Wir werden alles untersuchen und überprüfen", so die Sprecherin weiter.
Der Wagen wurde bei einer Tauchübung von Soldaten etwa 20 Meter vom Ufer entfernt entdeckt und inzwischen aus dem Wasser gezogen. Er war in rund zwei Metern Tiefe. Auf Videos ist klar zu erkennen, dass es sich um den gesuchten Citroen handelt. Auch die Nummerntafel wurde inzwischen abgeglichen.
Das geschah vor zehn Jahren
Freitag, 11. September 2015 – 17.00 Uhr: Die beiden Abgängigen bekommen Besuch von Freunden, die sie wahrscheinlich gegen Mitternacht verabschieden.
Samstag, 12. September 2015 – 0.57 Uhr: Maximilian B. ruft eine Freundin an und lädt sie ein, auf ein Getränk vorbei zu schauen. Diese lehnt ab.
Samstag, 12. September 2015 – 1.41 Uhr: Maximilian B. versucht ein zweites Mal, die Freundin auf einen Drink zu überreden. Dies schläft aber vermutlich bereits.
Samstag, 12. September 2015 – kurz vor 02.00 Uhr: Die Abgängigen versuchen telefonisch, ein Taxi zu ordern – jedoch ist keines verfügbar.
Samstag, 12. September 2015 – etwa 02.30 Uhr: Die Abgängigen fahren möglichweise (nicht gesichert) mit dem Fahrzeug von B., einem silbergrauen Citroën BX (Baujahr 1987) auf der Böhmerwald-Bundesstraße in Bad Leonfelden in Richtung Tschechien.
(Quelle: oesterreichfindeteuch.at)
Wie LKA-Chef Gottfried Mitterlehner den "OÖN" sagte, sei der Zustand der Leichen sehr unterschiedlich: Während eine Leiche "in sehr schlechtem" Zustand und bereits skelettiert sei, sei beim zweiten Körper "noch relativ viel" erhalten geblieben.
Die Leichenteile werden nun zur Gerichtsmedizin nach Budweis gebracht. Dort sollen sie genau untersucht werden. Gleichzeitig werden Spuren ausgewertet, die am und im Wagen gesichert wurden. "Damit kommt man dann hoffentlich zu den richtigen Schlüssen", so Mitterlehner weiter. Im Zentrum der Ermittlungen steht dabei vor allem eine Frage: "Ob es sich um Fremdverschulden handelt oder nicht", betont der Ermittler.
Für die Ermittler gibt es jetzt viele offene Fragen, die endlich geklärt werden könnten. Besonders entscheidend: Wer der beiden Mühlviertler saß damals hinter dem Steuer? Und: Waren sie angegurtet oder nicht? Auch der Zustand der Autotüren und -fenster könnte Aufschluss über die letzten Momente im Wagen geben.
Auffällig ist vor allem die Lage des Fahrzeugs: Es wurde mit der Vorderseite zum Ufer entdeckt – offenbar ist es rückwärts in den See gerollt. "Das ist komisch", meint Ermittler Mitterlehner. Genau an dieser Stelle gibt es eine Art Slipanlage – ein betonierter Streifen, von dem aus Autos normalerweise auf eine Fähre auffahren, die zur gegenüberliegenden Seite übersetzt.
Der Fund des Wagens bedeutet für die Ermittler einen echten Durchbruch: "Es gab ja bis jetzt keinen Tatort – weder in Oberösterreich, noch in Tschechien", so Mitterlehner. Nach zehn Jahren völliger Ungewissheit gibt es endlich konkrete Spuren – und damit neue Hoffnung, den rätselhaften Fall aufzuklären.