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Autobauer verzichten auf halbnackte Hostessen

Es geht auch ohne Sexismus: Beim Autosalon in Genf präsentieren immer weniger Hostessen in engen Röcken die Neuheiten.

Heute Redaktion
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Um beim Genfer Autosalon auf die Neuheiten aufmerksam zu machen, setzten die meisten Marken auf schöne Frauen in sexy Kleidern. Wie die diese Woche startende Messe zeigt, hat sich dies geändert: Zunehmend präsentieren Frauen in eher lockerer Kleidung die Autos.

Denn das Interesse der Kunden habe sich gewandelt, erklärt Markenstratege Colin Fernando von Brand Trust. "Die Kunden wollen das nicht mehr." Statt einer sexy Show erwarten sie Informationen und Details – sie gehen nämlich bereits vorinformiert zum Stand.

Fakten statt nackter Haut

"Die Autobauer müssen heute mit Fakten überzeugen, die Leistung steht absolut im Vordergrund", so Fernando. Besonders VW müsse sich nach dem Diesel-Umweltskandal als integres Unternehmen darstellen, um Vertrauen zurückzugewinnen. Es sei nicht zwangsläufig das Frauenbild, das sich verändert habe, sondern die Erwartung der Kunden an die Autobauer in der heutigen Welt.

"Ich finde, dass die Outfits von heute viel besser passen als jene von früher", sagt Amag-Chef Morten Hannesbo. Allzu knapp seien bei den von ihm vertretenen Marken wie VW oder Skoda die Kleider zwar auch früher nicht gewesen. Aber: "Bei gewissen Ausstellern habe ich mich regelmäßig gefragt, warum sie auf dermaßen viel nackte Haut setzen", betont Hannesbo.

Italienische Aussteller setzen noch auf nackte Haut

Hostessen in Kleidung, die sie zu Sexsymbolen macht, gibt es aktuell in Genf vor allem noch bei den Ausstellern aus Italien. Dort posieren Frauen in kurzen, engen Röcken oder Kleidern. Bei den anderen Ausstellern hat laut Hannesbo der Wandel jedoch schon seit fünf Jahren eingesetzt. Ihm zufolge hat die #MeToo-Debatte der vergangenen Monate über sexuelle Übergriffe dies nochmals verstärkt.

Die Amag-Marken haben laut Hannesbo früher schon nicht nur junge Frauen, sondern auch junge Männer für die Messepräsentation angestellt. "Klar ist aber: Die Leute müssen zu den Marken passen. Und da ist Alfa Romeo schon anders als Skoda." Alle hätten aber "stets zeitgemäße und ordentliche Outfits" getragen.

"Neuer Sexfaktor ist heute die Spitzenleistung"

Volvo setzt nach Angaben von Sprecher Sascha Heiniger schon "immer auf gut ausgebildetes Standpersonal, das über die Fahrzeuge und die Marke Auskunft geben kann – und nicht nur zur erweiterten Dekoration der ausgestellten Fahrzeugen gehört". Die sogenannten Carexplainer tragen auch dieses Jahr wieder Hose, Shirt und Sneakers wie bereits 2017.

"Die Zeit der sexy Werbung, nur um Aufmerksamkeit um jeden Preis zu gewinnen, ist generell vorbei", unterstreicht Fernando. Der Kunde sei durch das Internet so gut informiert, dass er die Leistung eines Produktes vergleiche und sich nur so überzeugen lasse. "Der neue Sexfaktor ist heute die Spitzenleistung."