Niederösterreich

Autolenker ließ Schlepperbande auf A1 auffliegen

Bis zu 11.000 Euro soll die Bande pro Flüchtling kassiert haben. Dafür sollten die Asylwerber von der Türkei nach Westeuropa gebracht werden. 

Isabella Nittner
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Der Kastenwagen (li.), re.: Beschlagnahmtes Geld
Der Kastenwagen (li.), re.: Beschlagnahmtes Geld
LPD NÖ, Picturedesk/Heute-Montage

Ein großer Fisch ging der Polizei jetzt ins Netz - und das nur, weil ein aufmerksamer Autofahrer nicht wegsah, sondern die Exekutive alarmierte: Auf seiner Fahrt über die A1 hatte der Mann bei Altlengbach (St.Pölten-Land) einen am Pannenstreifen stehenden Kastenwagen bemerkt, aus dem gerade mehrere Personen ausstiegen.

Erfolgreiche Fahndung

Die sofort eingeleitete Fahndung war erfolgreich: Beim Asfinag-Rastplatz Kirchstetten bei Böheimkirchen konnte der Wagen angehalten werden, 14 der geschleppten Personen aus Syrien und der Türkei stellten gleich einen Asylantrag, der Lenker (47) wurde indes festgenommen.

42 Fahrten in 4 Monaten

Der 47-Jährige, ein in Wien lebender Türke, bestreitet den Vorwurf der entgeltlichen Schlepperei. Er sitzt nun in der Justizanstalt St. Pölten.

Wie sich bei weiteren Ermittlungen herausstellte, war der 47-Jährige bloß ausführendes Organ: Der Auftraggeber und somit Kopf der Schlepperbande, soll ein 36-jähriger Türke aus Wien sein. Auch sieben weitere Männer (25 bis 60 Jahre) mischten mit. Einer davon war in der Zwischenzeit von den deutschen Behörden aus dem Verkehr gezogen worden.

Aktion scharf

Insgesamt sollen 42 Schlepperfahrten auf die Kappe der Bande gehen: Von 19. Juli 2021 bis 17. November 2021 sollen sie Flüchtlinge von der österreichisch-ungarischen Grenze sowie Wien nach Deutschland gebracht haben.

Innenminister Gerhard Karner hatte es erst diese Woche in St. Pölten unterstrichen, dass die Aktion scharf gegen Schlepper weitergehe. Denn Schlepperei ist für viele Schlepper ein Business, teils ein Millionenbusiness.

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    Der Kastenwagen der Bande.
    Der Kastenwagen der Bande.
    LPD NÖ

    Handschellen klickten am Airport

    Der Capo der Bande ging der Polizei schließlich im Jänner 2022 ins Netz, ihm konnten am Flughafen Schwechat Handschellen angelegt werden.

    "Die geschleppten Personen sollen zwischen 4.000 Euro und 11.000 Euro für die illegale Verbringung von der Türkei nach Westeuropa bezahlt haben. Für die Durchführung der Schleppungen sollen die Schlepperorganisatoren zwischen 350 Euro und 450 Euro pro geschleppter Person erhalten haben. Für eine Schlepperfahrt haben die Fahrer zwischen 200 Euro und 500 Euro bekommen", heißt es seitens der Landespolizeidirektion Niederösterreich.

    Erst kürzlich hatte Innenminister Gerhard Karner im "Heute"-Talk betont, weiterhin hart gegen Schlepperei vorzugehen - mehr dazu hier.