Politik

Autor Turrini warnt vor "Sieg des Arschlochtums"

Heute Redaktion
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Autor Peter Turrini meldete sich jetzt mit heftigster Kritik an der Regierung zu Wort.
Autor Peter Turrini meldete sich jetzt mit heftigster Kritik an der Regierung zu Wort.
Bild: Reuters

"Immer weiter nach rechts": Der bekannte Literat Peter Turrini spart nicht mit Kritik an der Regierung. Die FPÖ sieht darin einen Fall von "T(o)urrinisyndrom".

Nach der großen Aufregung rund um die Wutrede des österreichischen Autors Michael Köhlmeier ("Heute" berichtete) in Richtung der FPÖ meldete sich jetzt ein weiterer heimischer Autor mit heftigster Kritik an der Regierung an die Öffentlichkeit. Der Literat Peter Turrini sparte bei einer Festveranstaltung des SPÖ-Parlamentsklubs im Palais Epstein nicht mit deutlichen Worten in Richtung der Regierung, aber auch andere Parlamentsparteien bekamen seinen verbalen Zorn zu spüren.

Turrini: Regierung fördert Fremdenhass

Für Turrini, der unter anderem als Drehbuchautor der Alpensaga seine Bekanntheit erlangte, liegt ähnlich wie für Köhlmeier vieles in der österreichischen Politik momentan im Argen. Vor allem die Arbeitsweise der türkis-blauen Regierung ist dem Kärntner dabei ein Dorn im Auge. Dieser attestiert er einen „moralischen Umsturz vom Anstand zur Unanständigkeit", indem man Arbeiterrechte beschneide, Frauenvereinen die Unterstützung entziehe und gegen NGO?s mobil mache. Turrini ging sogar soweit von einem „Staatsstreich in Zeitlupe gegen die Zivilgesellschaft" zu sprechen. Die Politik der Bundesregierung drifte immer mehr nach "rechts ins menschenfeindliche" an, bis man schließe dort ankommen würde, wo "Herr Salvini" und "Herr Orban" schon längst seien.

Turrini nennt Kurz einen "verlängerten Braunen"

Turrini wundert sich in diesem Zusammenhang vor allem über das Schweigen der ÖVP. Die im Christentum verankerte ÖVP sollte eigentlich "gegen diese neuen Barbareien" auftreten, so Turrini, stattdessen geschehe jedoch das Gegenteil. Turrini fragte ins Publikum: „Sind denn alle verrückt geworden? Hat das Arschlochtum einen Siegeszug durch die österreichischen Lande angetreten?"

Kanzler Sebastian Kurz mache sich in diesem Zusammenhang zum "verlängerten Braunen", indem er die "radikal rechte" FPÖ uneingeschränkt mit "braunen Rülpsern" die "Schamgrenzen der Republik" überschreiten lasse und sich nicht zu den Tabubrüchen äußere.

Auch SPÖ und ORF wurden von Turrini kritisiert

Neben dieser heftigen Kritik an der Bundesregierung kamen aber auch die SPÖ, die Turrini ja zur Veranstaltungen eingeladen hatte, und der ORF nicht ungeschoren davon.

In Richtung der SPÖ sagte er: „Warum so viele, vor allem höhere Repräsentanten der Sozialdemokratie, geradezu rudelartig bei Festspielen auftauchen, aber noch kaum bei ausgebeuteten Erntehelfern zu sehen waren, können sie besser beantworten als ich". Außerdem fragte er sich, ob das Innenleben der Partei derart desaströs verlaufe, "dass Ihre Vorsitzenden nichts wie weg wollen?".

Neben den politischen Großparteien Österreichs musste der ORF viel Kritik vom Autoren einstecken. Der Sender habe laut Turrini im Frühling noch zwei Theaterstücke über Flüchtlinge geplant, eines davon von Turrini selbst.

Gegen Ende des Sommers seien die Pläne aber verworfen worden. Turrini vermutet: "Das kann von eine paar Feiglingen ausgegangen sein, die sich im Geiste der neuen Herren verhielten, oder wir sind einfach nicht gut genug für die qualitativ so besonders hochstehenden Maßstäbe des ORF".

FPÖ kontert mit Tourette-Vergleich

Inzwischen meldete sich auch der FPÖ-Generalsekretär Christian Hafeneker zur Causa zu Wort. Er verglich den Autoren Turrini in einem Twitter-Posting mit einem am Tourette-Syndrom leidenden Menschen. Ein Vergleich der Hafeneker noch viel Kritik von Medizinern einbringen könnte, die darin mit hoher Wahrscheinlichkeit eine unzulässige Verharmlosung eines äußerst schwerwiegenden neurologischen Krankheitsbildes sehen werden:

(red)