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"Endgame": Lahmer Film, starkes Avengers-Finale

Achtung, der folgende Artikel enthält SPOILER für "Avengers: Endgame".

Heute Redaktion
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Endlose Schlangen an den Kinokassen, tagelange Wartezeiten auf ein Ticket und eine unglaubliche Resonanz in den Sozialen Medien – Disney und die Marvel Studios haben dem tot geglaubten Blockbuster-Spirit mit ihren Superheldenfilmen ein Adrenalinjaukerl mitten ins Herz gesetzt. Und das in Zeiten von Streamingportalen, illegalen Downloads und einer breit aufgestellten Konkurrenz im Entertainmentsektor.

Kino hat wieder Event-Charakter und mit "Avengers: Endgame" eine Hochwassermarke erreicht, die auf absehbare Zeit nicht übertroffen werden wird. Dass sich das vorläufige Finale des Marvel Cinematic Universe, mittlerweile über zehn Jahre "in the making" und über 20 Filme stark, als finanzieller Überflieger entpuppen würde, war abzusehen. Bei der kritischen Rezeption sieht es ein wenig anders aus. Der Film biete seriöses Drama und fein herausgearbeitete Charaktere, heißt es an einem Ende des Spektrums; er sei überladen, Pathos-triefend und langatmig, am anderen. Recht haben beide Lager.

Eine spoilerfreie Review von "Endgame" finden Sie HIER. Wer den Streifen noch nicht gesehen hat, sollte den folgenden Text NICHT lesen.

Der Trailer von "Avengers: Endgame":

Das passiert im "Endgame"

Die Welt liegt in Trümmern. Bösewicht Thanos hat die Hälfte aller Lebewesen im Universum ausgelöscht, den unterlegenen Avengers sind die Hände gebunden. Fünf Jahre vergehen, bis sich die Chance auf Wiedergutmachung ergibt. Mittels Zeitreise sollen Thanos' Untergangswerkzeuge, die mächtigen Infinity Stones, aus der Vergangenheit gestohlen und in der Gegenwart dazu benutzt werden, alle Dahingeschiedenen zurück ins Leben zu holen.

Die Avengers reisen durch ihre eigene Historie, konfrontieren alte Versionen ihrer selbst, flicken zerfledderte Familienbande und servieren den Zuschauern dabei auch noch Bonusszenen zu einigen ihrer Lieblingsfilme ("Avengers", "Thor", "Guardians of the Galaxy"). Leider bringen sie dabei nicht nur die Steine, sondern auch Thanos und seine Handlanger ins Hier und Jetzt. Ein bombastischer Showdown mit nahezu allen Held_innen des MCU ist die Folge.

Ehrenrunde

Vor dem tatsächlichen Endspiel beschränkt sich der Film auf ein Minimum an Action. Statt CGI-Gemetzeln stehen die Charaktere im Vordergrund. Prinzipiell ja eine gute Sache (und im Netz frenetisch gefeiert), doch wirklich neu sind daran nur Black Widows nachwachsender Haaransatz, Thors stattliche Bierwampe und Professor Hulks frisch entdeckter innerer Friede.

Vergessen wir nicht, dass wir bereits stolze 21 Filme lang Zeit hatten, die Avengers kennenzulernen; und mit Niederlagen, persönlichen Traumata und Versagensängsten (wenn auch in kleinerem Rahmen) mussten sie von Anfang an kämpfen. Wie schon in den nostalgischen Schwarz-Weiß-Trailern angedeutet, nimmt "Endgame" die Wiederholung bewusst in Kauf. Der Streifen ist vor allem als Ehrenrunde gedacht, als liebevoller Abgesang mit pseudo-intimen Hintergrundtönen zum Gefühlsleben der Protagonisten. Bei einer Laufzeit von drei Stunden ist das teilweise richtig ermüdend.

Schwacher Film, starker Franchise-Höhepunkt

Die Balance zwischen emotionalem Drama und actionreichem Popcorn-Kino haben die Marvel Studios noch nie so schlecht hinbekommen wie bei "Endgame". Wie unterhaltsam ein gelungener Mix beider Welten sein kann, stellte ausgerechnet der allererste Film der Reihe ("Iron Man", 2008) am eindrucksvollsten unter Beweis.

Nur geht es im "Endgame" eben nicht nur um eine/n, sondern um gefühlte hundert Held_innen. Zieht man das Ausmaß dieses Monsterprojekts in Betracht, sprich die zahlreichen Schicksalsfäden, die hier zu einem finalen Knoten verknüpft werden, muss man vor dem Regie-Duo Anthony und Joe Russo, dem Drehbuchautoren-Duo Christopher Markus und Stephen McFeely und den Marvel Studios im Ganzen den Hut ziehen.

"Avengers: Endgame" ist seit 24. April in den österreichischen Kinos zu sehen.