Österreich

Baby starb nach 113 Tagen: 6 Jahre für Vater (20)

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Wegen Körperverletzung mit Todesfolge musste ein 20-Jähriger heute in Wr. Neustadt vor Gericht. Er hatte in der Nacht seinen Sohn (rund 100 Tage) verletzt, dieser starb nach 2 Wochen im Spital.

Vater und Mutter hatten sich im SOS-Kinderdorf kennengelernt, die Nachricht der Schwangerschaft überforderte dann doch beide etwas.

Fast selbst noch ein Kind, musste heute ein 20-Jähriger heute am Wiener Neustädter Landesgericht auf die Anklagebank. Die Anklageschrift offenbart den grausamen Tod des Babys: Der vierfach vorbestrafte Teenagervater soll laut Anklage und Aussagen der Mutter immer wieder Aggressionsprobleme gehabt haben, sich im Zorn selbst verletzt haben. Laut Anklage dürfte der wütende Vater den Säugling geschüttelt haben - die Mutter war nicht anwesend.

Das sagen Mutter und Vater

In seinen Einvernahmen bei der Polizei hatte der Beschuldigte behauptet, dass sein Sohn in der Nacht komische Geräusche gemacht hätte, er das Baby in den Kinderwagen gelegt hätte und zur Kindsmutter geeilte wäre. Erst am Ziel angekommen, sah er die Blässe des Hauttones und die fehlende Körperspannung. Die Mutter hätte den Notruf gewählt, er hätte versucht, das Kind zu reanimieren. In einer zweiten Einvernahme meinte der 20-Jährige, er hätte sich womöglich unabsichtlich auf den Säugling draufgelegt.

Die Mutter gab gegenüber der Polizei bei der kontradiktorischen Vernehmung an, dass der Vater das Kind öfters zu grob angefasst hätte. Sie habe auch Hämatome bemerkt. In der "Todesnacht" habe das Kind das erste Mal alleine beim Vater übernachtet, sie hätte ihn dazu aber erst überreden müssen. Weiters gab die Frau zu Protokoll, dass der Vater kurz nach dem Eintreffen mit dem Baby mehrmals hysterisch geschrien hätte, dass er jetzt in den Häfen gehe.

Laut Gutachter Wolfgang Denk starb das Baby an einem "Schütteltrauma". Anhaltspunkte für einen plötzlichen Atemstillstand gebe es nicht.

Beim Prozess am Donnerstag in Wr. Neustadt sagte der von Wolfgang Blaschitz vertretene Angeklagte: "Sie wollte, dass das Kind bei mir schläft, das wollte ich eigentlich nicht." Der 20-Jährige weiter: "Sie wollte unbedingt, dass ich ihn mitnehme, dass sie Ruhe hat und ausschlafen kann."

"Blöd angestellt"

Weil das Baby das Fläschchen nicht trinken wollte, sei er mit seinem Sohn im Kinderwagen zur rund 15 Minuten entfernten Wohnung der Mutter gegangen. Dort angekommen, habe er gesehen, dass etwas nicht passt. "Ich war voll panisch", so der 20-Jährige. Er habe den Säugling auf das Bett und dann auf den Boden gelegt und "wachzurütteln versucht", aber nicht geschüttelt. Dann habe er den Notruf gewählt - das Gespräch übernahm die Kindsmutter - und auf telefonische Anweisung mit einer Herzmassage begonnen. Dabei könnten die Verletzungen entstanden sein, meinte der 20-Jährige: "Ich hab mich am Anfang ziemlich blöd angestellt." Schließlich habe die Kindsmutter die Reanimation übernommen. Das Kind wurde schließlich ins Spital eingeliefert, der Vater in U-Haft eingeliefert ("Heute" berichtete). Zwei Wochen später war der Säugling tot (Anm.: Tat war in der Nacht von 29. auf 30. November).

Die Staatsanwältin sprach von Schutzbehauptungen des Angeklagten, forderte eine hohe Strafe (Strafrahmen bis 15 Jahre Haft). Das Urteil am Donnerstagnachmittag: Sechs Jahre Haft wegen schwerer Körperverletzung mit tödlichem Ausgang. Vom Widerruf der offenen Haftstrafen (33 Monate) wurde Abstand genommen. Anwalt Wolfgang Blaschitz: "Wir werden das Urteil überdenken." Auch die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Somit ist der Richterspruch nicht rechtskräftig.

(Lie)