Mit "Let Them Trade" erwacht der eigene Spieltisch – zumindest auf dem Bildschirm zum – Leben. Denn mit dem Game von Entwickler "Spaceflower" und Publisher "ByteRockers' Games" können Spieler ihr eigenes Königreich aufbauen, vergrößern und den zahlreichen Städten beim Handeln zusehen.
Wohin die Reise geht, wird schon in der Übersicht auf Steam ersichtlich: "Let Them Trade" ist kein Puzzlespiel, kein zeitaufwändiges Aufbauspiel mit mehreren Epochen, verfügt nicht über umfangreiche Erzählungserfahrung und hat kein herausforderndes Gameplay, heißt es. Stattdessen erwarte den Spieler eine freundliche Atmosphäre in einem "entspannten Städtebauspiel", simulierte Lieferketten, eine lebendige Welt voller Details und Mechaniken.
Und ja, das, was die Entwickler versprechen, wird auch gehalten. Mit Gemütlichkeit und im Catan-Flair kann man der eigenen Stadt beim wachsen zusehen. In die Spielewelt, am eigenen Holztisch im Wohnzimmer, wird man mittels der Kampagne eingeführt. In den ersten Stationen bekommt der Spieler einen Überblick in das Userinterface und Einblicke in die Spielmechanik. Als Tutorial gibt es dabei immer wieder kurze Videoclips, die dem Spieler genau zeigen, was er zu tun hat.
Hat man keine Lust mehr auf die Kampagne besteht natürlich auch die Möglichkeit, ein freies Spiel zu starten – und hier hat der Spieler eine "unendliche Auswahl" an Karten. Denn nicht nur kann zwischen vorgefertigten Maps ausgewählt werden, sondern Spieler können auch ihren ganz eigenen Spieltisch erschaffen, mit Flüssen, Gebirgen, Seen und alles was es sonst noch gibt. Hier kann der Spieler seiner Fantasie freien Lauf lassen und wirklich ein Königreich, nach seinen Vorstellungen erschaffen. Die Welt besteht dabei aus sechseckigen Feldern (wie Bienenwaben), bei dem jedes Feld unterschiedliches Terrain haben kann. Grenzen gibt es keine – mitten in der Eisregion kann man auch eine Wüste platzieren.
Die eigene Welt gestartet, kann es auch umgehend losgehen und das Königreich kann aufgebaut werden. Ab dann zählt nur noch eines: Skalieren und Steuern eintreiben. Aber irgendwer muss diese Steuern auch zahlen und Arbeit verrichten – es braucht also umliegende Städte. Diese sind einfach aufzubauen, es braucht Bauern, ein Stadtzentrum und Arbeitsplätze, wie ein Kartoffelfeld, ein Sägewerk oder ähnliches. Wichtig dabei ist, dass nur auf bestimmten Feldern auch verschieden Sachen erschaffen werden können. Ohne einen Wald kann man beispielsweise kein Holz abernten. Wo man ein Dorf baut, sollte also gut ausgewählt sein.
Den richtigen Ort gefunden, kann dann das Dorf mit der Arbeit beginnen. Zum Anfang des Spiels ist das recht begrenzt, durch den Skilltree des Spielers können aber immer mehr "Jobs" freigeschalten werden. Fällt man zu Beginn lediglich Bäume und erntet Kartoffel, gibt es in späteren Phasen natürlich auch Eisenschmieden, Gold, das abgebaut werden muss und vieles mehr. Langweilig wird einem also nicht, denn es gibt immer etwas Neues, das gebaut werden muss.
Auch wenn das Spiel eher gemütlich ist, bleibt man stundenlang beschäftigt. Immerhin muss nicht nur eine einzelne Stadt fortlaufend verwaltet werden, sondern mehrere parallel. Das führt auch dazu, dass der Spieler nicht lange warten muss bis etwas fertiggestellt ist, sondern kann sich währenddessen der Entwicklung von anderen Gegenden widmen. Geht es einem dennoch zu langsam, besteht natürlich auch die Möglichkeit, die Zeit im Spiel zu steuern, das Geschehen zu beschleunigen oder zu pausieren.
Oberflächlich ist "Let Them Trade" zudem nicht. Es gibt zwar keine "Backstories" oder spezifische Charaktere, das braucht es aber nicht. Dafür können in den einzelnen Werkstätten Booster ausgewählt werden, die durch den Skilltree freigeschaltet werden. Darüber hinaus müssen natürlich auch noch andere Sachen beachtet werden, wie etwa der Moral des Dorfes. Sinkt dieser zu stark ab, fliehen die Arbeiter aus der Stadt und die Produktion steht still, das bedeutet dann natürlich auch weniger Steuereinnahmen.
Für extra Spannung sorgen außerdem Halunken. Verbunden sind die Städte nämlich durch Straßen und Brücken, die man selbst legen muss. Auf diesen Wegen gilt es aufzupassen, denn Diebe sind auf die Güter und Wahren aus, die gehandelt werden. Was also mühselig produziert wurde und eine andere Stadt dringend braucht, kann ganz schnell futsch sein.
"Let Them Trade" verfügt aber nicht nur über ein ausgereiftes Spielkonzept, dass den Spieler stundenlang vor dem Bildschirm fesselt, sondern auch über detailreiche Darstellungen. Die Figuren, also Arbeiter und Ritter sind "lieblich" gestaltet und erwachen in den jeweiligen Dörfern zum Leben. Zoomt man näher heran, sind die Arbeitsschritte auch klar zu erkennen. Auch grafische Mangel gibt es nicht. Die verschiedenen Oberflächen sind nett gestaltet und man kann auch an den einzelnen Gebäuden erkennen, dass sich die Entwickler Mühe beim Design gegeben haben. Probleme bei der Performance gab es zudem nicht. Das Spiel ließ sich einfach starten, stürzte nie ab und es kam zu keinen FPS-Drops.
"Let Them Trade" ist lustig und eine wunderbare Abwechslung zu anderen Aufbauspielen. Das Game bietet einen einfacheren und angenehmen Einstieg in die Szene, bleibt auch bei fortschreitender Entwicklung und Skalierung der Städte entspannend und gibt dem Spieler unglaublichen Freiraum.
Die Freiheiten, die der Spieler genießt, wirken sich dabei auch auf den Spaß aus. Mit einem vollständig selbsterschaffenen Land ist es nämlich um einiges lustiger, dem Königreich und den Städten beim Wachsen zuzusehen. Der Skilltree und die Verbesserungen der verschiedenen Gebäude geben dem Spieler zudem konkrete Ziele, ohne ihn zu überwältigen.
Abschließend kann gesagt werden, dass "Let Them Trade" ein äußerst gelungenes Aufbauspiel ist. Genre-Fans können sich also über einen neuen Titel in der Szene freuen, der mit Einfachheit und ganz ohne umfangreiche Erzählungserfahrungen überzeugt.