Ein letzter Tanz vor Weihnachten. Die Münchner gastieren am Mittwochabend in Wolfsburg, es ist die letzte Partie des Jahres, bevor eine kurze Weihnachtspause auf dem Programm steht. Der Kader ist ausgedünnt. Bouna Sarr, Serge Gnabry, Kingsley Coman und Noussair Mazraoui fehlen definitiv, bei den zuletzt erkrankten Joshua Kimmich und Leon Goretzka besteht die Chance, dass die beiden deutschen Teamspieler bis Mittwochabend fit werden. "Da gibt es stündlich Updates. Wir fliegen morgen Vormittag, es wird sehr eng für die beiden", meinte der Bayern-Coach.
Die Personalsituation wird sich Ende Jänner, Anfang Februar noch weiter zuspitzen. Denn mit dem aktuell verletzten Mazraoui, Eric Maxim Choupo-Moting und Min-Jae Kim müssen drei Spieler für Afrika Cup und Asien Cup abgestellt werden. "Aber wenn wir seriös eine Saison planen, wissen wir über diese Dinge Bescheid", kritisierte der Bayern-Trainer indirekt die Münchner Transfer-Taskforce, die im letzten Sommer noch für Zu- und Abgänge verantwortlich war. Gleichzeitig kann man es aber auch als Auftrag an den neuen Bayern-Sportdirektor Christoph Freund verstehen, hochkarätige Zugänge unter Vertrag zu nehmen.
"Wenn man sich vorstellt, dass Choupo-Moting und Kim gefehlt hätten, dann weiß ich nicht, ob es möglich gewesen wäre, die Leistung zu bringen. Dann wären wir wahrscheinlich mit zwölf Spielern angereist", kommentierte Tuchel. "Das ist ein Thema zwischen mir und Christoph Freund, nicht zwischen mir und der Mannschaft", wurde Tuchel dann in Richtung des ehemaligen Salzburg-Machers deutlich. Damit hat der 50-Jährige so unmissverständlich wie möglich klargemacht, dass dringend Handlungsbedarf herrscht.
Vor allem in der Defensive. Gesucht wird ein Innenverteidiger, der womöglich auch als Rechtsverteidiger eingesetzt werden kann, ebenso soll ein Sechser kommen. "Jeder weiß, dass da diese Turniere sind. Wir werden das nicht als Entschuldigung nehmen. Man kann nicht sagen: Wir werden schon durch diese fünf Spiele kommen. Das sind 15 Punkte, die wollen wir alle haben. Dafür müssen wir einen konkurrenzfähigen Kader haben. Es ist ein Thema, wie wir es auffangen", präzisierte der 50-jährige Star-Trainer.
"Es gibt eine Abstellungspflicht und die Spieler wollen natürlich gerne für ihr Land spielen, es ist schon ein bisschen unglücklich, dass die Vereinsmannschaften ihre Spieler in der Saison abstellen müssen, schon sehr komisch, aber wir werden damit umgehen und Lösungen finden", ergänzte der Bayern-Trainer.
Zuletzt wurde häufig die fehlende Durchlässigkeit von der Bayern-Akademie in die erste Mannschaft bekrittelt. Mit Aleksandar Pavlovic überzeugte ein 19-jähriges Talent am Sonntag gegen Stuttgart. Er stand nur in der Startformation, weil Kimmich und Goretzka ausgefallen waren, wusste seine Chance aber zu nutzen. "Er war immer stark im Training, er ist fixer Bestandteil unseres Kaders. Und das wird sich auch nicht ändern, wenn wir einen neuen Mittelfeldspieler verpflichten, der uns vom Profil, von der Erfahrung weiterhilft. Wir sind die größten Fans von Spielern vom eigenen Campus. Die Qualität ist groß, wenn er es bei uns schaffen will, aber die Qualität ist da", meinte der Trainer des deutschen Meisters.