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Bear With Me im Test: Noir-Juwel mit viel Humor

Nur auf den ersten Blick ist Bear With Me, ein Adventure, in dem die Stofftiere zum Leben erwachen, ein Kinderspiel.

Heute Redaktion
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Das kroatische Studio Exordium Games hat mit Bear With Me ein außergewöhnliches Adventure geschaffen, von dem nun alle drei Episoden auf Steam für den PC verfügbar sind. Jede Episode kommt auf eine Spielzeit von rund zwei bis drei Stunden, was für den extrem niedrigen Preis (Episoden ab 4,99 Euro) mehr als gerechtfertigt ist. Bear With Me präsentiert sich in einem Comic-Noir-Stil und vereint leichte Horror-Elemente mit absolut witzigen Dialogen und liebevoll herausgearbeiteten Figuren.

Im Point-and-Click-Titel schlüpfen wir in die Rolle des Mädchens Amber, das in Episode 1 aus einem furchteinflößenden Traum erwacht und nicht nur ihren vermissten Bruder finden, sondern auch das Rätsel um den Schurken "Red/Roter Man" und eine Brandserie in der Comicstadt Paper City lösen muss. Was das Spiel kann, zeigt sich schon in der ersten furchtbar lustigen Unterhaltung mit Stoffgiraffe Millie, die wie alle Plüschtiere und Kinderzeichnungen oder -bauten in Ambers Fantasie zum Leben erwachen.

Ein Bär mit Alkoholproblemen

Dass Bear With Me nicht primär für Kinder gedacht ist, wird schnell klar. Von politisch inkorrekten Sagern bis zu bissig-ironischen (Ex-)Beziehungsgesprächen oder dem immer wieder den fehlenden Alkohol beklagenden Privatdetektiv Ted E. Bear wird hier schwarzer Humor der Extraklasse geliefert, der immer extrem witzig und nie platt wirkt. Die Sprachausgabe erfolgt in ansprechendem Englisch, deutsche Untertitel sind aber möglich.

Anfangs muss sich Amber also mit ihrem übellaunigen Teddy neu anfreunden, der in seinem Detektivbüro in Ambers Kleiderschrank zu finden ist. Da der mürrische Bär doch ein gutes Herz hat, steht er uns nach etwas Überzeugungsarbeit schnell zur Seite. Die erste Episode von Bear With Me dreht sich dann darum, die elterliche Wohnung nach Hinweisen auf den roten Mann und den Verbleib von Ambers Bruder zu durchsuchen und einen Weg nach Paper City zu finden. Aufgrund der dortigen Brandserie hat der Bürgermeister die Stadt, die eigentlich ein Kinder-Kunstwerk am Dachboden ist, komplett abgeriegelt.

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Düsterer, überzeugender Look

Bear With Me ist im schwarz-weißen Stil gehalten, die Comic-Erscheinung wird auch von wenigen Magazin-artigen Zwischensequenzen ergänzt. Gespräche laufen meist in weiterklickbaren Fenstern ab, was in Ordnung ist und nur bei extrem langen Unterhaltungen zum Geduldsspiel wird. Dafür kann man manchmal selbst in die Dialoge eingreifen und verschiedene Antwortmöglichkeiten auswählen, die sich oft sogar stark auf die Handlung auswirken. Ebenso Auswirkungen hat unser Verhalten, wenn wir für kurze Augenblicke in die Haut des mysteriösen roten Mannes schlüpfen. Hier kann man zum Beispiel anderen Figuren auflauern und sie attackieren, Brände auslösen oder einfach nur unerkannt verschwinden.

Diese veränderbaren Inhalte werden in Episoden 2 - kleiner Spoiler - in Paper City sogar noch verstärkt. Die Rätsel, die sich auf der Spurensuche stellen, sind großteils Sucharbeiten nach Gegenständen, die miteinander im übersichtlichen, aber simplen Inventar kombiniert werden müssen. Großteils sind diese Kombinationen logisch, manche aber auch einfach etwas an den Haaren herbeigezogen. Daraus machen die Entwickler gar keinen Hehl und lassen sich schon mal durch die Spielfiguren selbst verspotten - nach dem sarkastischen Motto: "Das war aber jetzt unglaublich simpel, um das Spiel voranzutreiben". 

Quelle: YouTube

Emotionen in Episode 3

Episode 3 zieht gleich zu Beginn die Rätselschraube etwas an und hat auch im Verlauf einige Kopfnüsse zu bieten. So verbrachten wir minutenlang damit, ein eigentlich simples Rätsel zu lösen. Amber, nach einem Streit vom Teddy-Detektiv getrennt, stößt dabei auf einen Türmechanismus, der mithilfe aufgezeichneter Himmelsrichtungen geöffnet werden kann. Hat man die Lösung heraußen, lacht man über seine eigene Planlosigkeit die Minuten zuvor, die man verzweifelt versucht, das Rätsel zu lösen.

Großteils läuft Episode 3 dann äußerst flott ab: man besucht Schauplätze und sucht weniger nach Gegenständen, sondern vielmehr das Gespräch mit allen Beteiligten. Witzig bleibt es aber wie in den Episoden zuvor. Brechhart, wenn man die Lösung nicht weiß, ist noch ein Rätsel zum Öffnen eines Tresors, an dem wir uns beinahe die Zähne ausgebissen hätten. Frust kam aber nie auf, dafür eine tiefe Traurigkeit. Man muss sich von einigen Comic-Figuren verabschieden, die Freundschaft zum Bären droht zu zerbrechen und dann läuft noch alles auf die finale Begegnung zwischen Amber und dem "Roten Mann" hin. Zum Ende des Spiels ist das Adventure-Herz jedenfalls befriedigt, und die Story endet komplett unabsehbar.

Fazit: Noir-Juwel mit viel Humor

Wer Lust auf bissigen Humor, gepaart mit einem düsteren Krimi-Flair und unterhaltsamen, insgesamt nicht zu schwierigen Rätseln hat, bekommt mit Bear With Me ein Adventure-Juwel serviert. Mehrmals mussten wir vor dem Bildschirm laut auflachen, wenn Ted E. Bear einen seiner markigen Sprüche loslässt oder sich direkt an den Spieler wendet. 

Lob gibt es auch für die gelungene Sprachausgabe und das durchdachte Setting, das für viel Abwechslung sorgt. Der Adventure-Freund findet immer wieder Anspielungen auf aktuelle politische und popkulturelle Geschehnisse, Witze treffen von Präsidenten bis zu Superhelden alle, die man aus Medien und der Öffentlichkeit kennt. Bear With Me ruht sich auch nicht auf den Lorbeeren der ersten Episode aus, sondern baut seine Stärken in der zweiten und dritten Episode sogar noch aus. Ein klare Empfehlung für alle Abenteurer mit Humor!

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