Wien

Beauty-Albtraum: 250 Euro für Schwellungen und Veilchen

In einer Wiener Beauty-Klinik sollen Frauen ohne die erforderliche Ausbildung behandelt worden sein. Auch Carina ist eine der Geschädigten.

Sabine Primes
So sah Carina nach der Behandlung aus.
So sah Carina nach der Behandlung aus.
privat

Beamte des Landeskriminalamtes Wien schlugen am Dienstag in der Wiener City zu. In einem Institut in der Wiener Innenstadt sollen an mindestens acht Frauen Beauty-Eingriffe durchgeführt worden sein, die nicht "lege artis" erfolgt sind. Außerdem wird wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betruges, der Veruntreuung und des Sozialversicherungsbetrugs. Aus den betrügerischen Handlungen soll laut Polizei ein derzeit bekannter Schaden in Höhe von etwa 800.000 Euro entstanden sein. Die beiden Verdächtigen befinden sich jedoch nach einem Tag bereits wieder auf freiem Fuß. Gegen die beiden Frauen, die das Institut geführt haben, wird wegen Kurpfuscherei und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Sie sollen ohne die erforderliche Ausbildung und Zulassung Beauty-Behandlungen durchgeführt haben. Dabei kamen auch nicht-zugelassene Substanzen zum Einsatz. Für beide gilt die Unschuldsvermutung.

Geschädigte melden sich

Nach und nach melden sich geschädigte Frauen, die in besagtem Institut Behandlungen machen ließen. Eine 24-jährige Wienerin ließ sich unter anderem Lippenfiller spritzen. Das Resultat: Unschöne Knoten auf den Lippen.

Ähnlich erging es auch Carina B. (Name von der Redaktion geändert). Sie wurde über Facebook auf das Institut aufmerksam, das damals gerade seinen Betrieb begonnen hatte. Die Rechtschreibfehler auf der Homepage ließen sie anfangs jedoch stutzig werden. Weil sie aber mit ihrem bisherigen Beauty Doc nicht mehr zufrieden war, wollte sie den Neustartern eine Chance geben. Insgesamt fünfmal begab sich die 35-Jährige in die Hände der "Profis", erzählt sie "Heute" exklusiv. Dreimal für Botox, einmal ließ sie sich die Wangen aufspritzen und bei ihrem letzten Besuch im Sommer 2022 sollten ihre Augenringe mit Hyaluron unterspritzt werden. Obwohl es sich bei den Behandlungen um private Leistungen handelte, musste Carina bei ihrem ersten Besuch ihre e-card vorweisen – auch etwas, das sie kurz stutzig werden ließ, aber mit einer scheinprofessionellen Antwort der Damen erklärt wurde. "Sie brachten das alles so glaubwürdig rüber, dass man sich selbst wie der Idiot vorkam", sagt Carina heute rückblickend. Diplome an der Wand, die die Ausbildung der beiden Damen belegen, hat Carina keine gesehen. Auch hätte sich niemand bei ihr als Ärztin vorgestellt. 

Andere Methode, verbundene Augen

Die Behandlung selbst wurde nicht so gemacht, wie Carina es kannte, sondern es wurde eine andere Methode angewendet. Statt mit einer normalen Spritze, wurde das "Hyaluron" (ob es sich wirklich um Hyaluron handelte, ist unklar) mittels Mesotherapie in die untere Augenpartie eingebracht. Diese Methode sei besser, ließ man die Kundin wissen. Wie auch der 24-jährigen Wienerin, wurden auch Carina B. bei jeder Behandlung die Augen verbunden. "Damit keine Flüssigkeit in die Augen kommt", wurde erklärt. Was genau wie gespritzt wurde, konnte die Kundin so dann natürlich nicht mehr sehen.

    Carina B. <em>(Name von der Redaktion geändert)</em> wollte sich in der Wiener Beauty Klinik ihre Tränensäcke mit Hyaluron unterspritzen lassen. Nach der Behandlung hatte sie Schwellungen und blaue Flecken.
    Carina B. (Name von der Redaktion geändert) wollte sich in der Wiener Beauty Klinik ihre Tränensäcke mit Hyaluron unterspritzen lassen. Nach der Behandlung hatte sie Schwellungen und blaue Flecken.
    privat

    250 Euro für Schwellungen und blaue Flecken

    Das Resultat waren 250 Euro weniger im Portemonnaie, Schwellungen und blaue Flecken rund um die Augen. Zusätzlich sackte das gespritzte Material sehr schnell ab, wodurch zu den Augenringen auch noch Tränensäcke hinzu kamen. "Das könne immer passieren", hieß es vonseiten des Instituts. "Die Wirkung der Behandlungen hielt grundsätzlich nie so lange, wie es angepriesen wurde", stellt Carina fest. "Die Botox-Behandlungen sollten 6 bis 12 Monate halten, ich musste jedoch nach drei Monaten bereits nachspritzen." Auch das gespritzte Material in den Wangen sackte viel zu schnell ab, sagt Carina. 

    Ihr Spiegelbild macht Carina aktuell mehr als unglücklich und bereut die Behandlungen. Die finanziellen Mittel, um den Schaden von einem wirklichen Profi korrigieren zu lassen, hat sie momentan nicht.

    Opfer können sich melden

    Die Polizei geht davon aus, dass es mehr Opfer gibt. Betroffene werden ersucht, sich bei der Polizei zu melden. Hinweise (auch anonym) werden unter der Telefonnummer 01/31310/DW 33800 entgegengenommen.
    Möchtest du deine Geschichte öffentlich machen, dann schreibe uns: [email protected]

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