Sechs Grand-Slam-Titel, Nummer eins der Tennis-Weltrangliste – Boris Becker ist ein Sport-Star. Und tief gefallen. 2022 wurde Becker wegen Insolvenzdelikten in Großbritannien zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt, nachdem er in seiner Insolvenz Millionenbeträge verschwiegen haben soll. 231 Tage musste der Deutsche tatsächlich in einem britischen Gefängnis verbringen, ehe er in seine Heimat Deutschland abgeschoben wurde.
Seine Erinnerungen an die Zeit im Gefängnis verarbeitet Becker, der mittlerweile in Mailand lebt, nun im Buch "Inside". "Die Zeit wirst du nie ganz los. Du nimmst das Gefängnis mit in dein neues Leben", erklärte der nun 57-Jährige dem "SZ-Magazin". "Du bist eine Nummer, kein Mensch mehr", erklärte Becker, dies sei "schmerzhaft und entwürdigend" gewesen. Doch besonders die Nächte seien dem gefallenen Tennis-Star in Erinnerung geblieben: "Die Schreie in der Nacht. Als ob Menschen um ihr Leben schreien. Das geht die ganze Nacht so."
Becker habe hinter Gittern viel nachdenken können. "Ich war plötzlich von allem abgeschnitten. Kein Applaus, keine Schlagzeilen. Der schlimmste Feind im Gefängnis ist die Zeit, die einfach stehen bleibt. Dieses Endlose zerfrisst deine Seele und kocht deinen Verstand weich", meinte der Ex-Tennis-Star. Schlimmer sei es aber ohnehin außerhalb der Zelle gewesen. Da habe "der Kampf ums Überleben" begonnen. "Wenn du in deine Zelle zurückgehst, verschluckt dich die Einsamkeit", so der 57-Jährige weiter.
Große Stütze seien Telefonate mit seiner Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro gewesen. Es sei sein "Lebenselixier und die einzige Möglichkeit, ich selbst zu sein", gewesen, schilderte Becker. Die Gespräche seien abgehört und nach 15 Minuten automatisch beendet worden. Seine nunmehrige Frau habe zweimal im Monat für zwei Stunden zu Besuch kommen dürfen.
Nun sind Becker und seine 35-jährige Frau wieder vereint, leben in Italien. Und erwarten ein gemeinsames Kind.