Weihnachtschor

Bei diesem berühmten Chor sind Mädchen nicht erwünscht

Der Thomanerchor ist heute weltberühmt. Doch Mitglied können ausschließlich Buben werden. Das hat im vergangenen Jahr zu einer Debatte geführt.

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Bei diesem berühmten Chor sind Mädchen nicht erwünscht
Der Schweizer Andreas Reize ist seit 2021 Leiter des Thomanerchors Leipzig.
IMAGO/ari

Seit 811 Jahren ist der Thomanerchor aus Leipzig ein Ort, an welchem Buben und junge Männer unter sich sind. Die Gesangsgruppe gehört heute zu den exklusivsten überhaupt. TV-Übertragungen und CD-Aufnahmen sind laut dem "NZZ Magazin" fester Bestandteil jeder Tournee.

Die 110 Mitglieder leben im Alumnat. Täglich haben sie Chorproben, besuchen Stimmbildungs- und Instrumentallektionen und üben jede Woche Gesangsstücke. Drei Auftritte in der Kirche kommen hinzu. Leiter war einst Johann Sebastian Bach, heute ist es der Schweizer Andreas Reize. Ein ehemaliges Mitglied sagt über die Zeit im Chor, dass er "unglaubliche Dankbarkeit für alles, was ich lernen durfte" verspüre. Es sei die beste Ausbildung, um mit 18 oder 19 Jahren ein umfangreiches Gesangstalent vorweisen zu können. Trotzdem gebe es auch eine negative Seite: "Viele finden nicht aus dieser Haltung heraus, als die Größten wahrgenommen zu werden, und manche bleiben für immer in diesen Kreisen und gründen irgendwann das 180. Männerquintett." Mädchen werden zudem ausgeschlossen.

Die Debatte

Im Januar fragte sich ein Leipziger Stadtrat, der der Linken-Fraktion angehört, wieso eigentlich im Thomanerchor keine Mädchen mitsingen. Im Sinne der Chancengleichheit brachte er die Öffnung des Chors ins Gespräch. Er stellte dazu einen Antrag, der jedoch deutlich abgelehnt wurde. Eine Ratskollegin warf ihm sogar vor, sich "herabgewürdigt" zu fühlen, weil der Antrag eine weibliche Schutzwürdigkeit suggeriere.

Gegenüber dem "NZZ Magazin" meint Andreas Reize zur Debatte: "Es gibt Frauenchöre, Mädchenchöre, Männerchöre, Streichquartette. Der Knabenchor ist Teil dieser kulturellen Vielfalt, den ich auch pädagogisch sehr wichtig finde. Eine Bubengruppe mit Neun- bis Zwölfjährigen funktioniert anders als eine gemischte Gruppe. Die Erfahrung zeigt, dass die Knaben in diesem Alter nicht singen wollen, wenn die Gruppe gemischt ist, und es ist schwierig genug, Knaben zum Singen zu bringen."

Matteo De Bastiani, ein aktueller Thomaner, schätzt das rein männliche Klima im Thomaner-Alumnat, weil "jeder hier so sein kann, wie er ist. Sobald Mädchen mit dabei sind, verhält man sich irgendwie anders".

Das Battle

2019 beschwerte sich eine Mutter, dass ihre Tochter nicht bei einem Knabenchor angenommen wurde. Aus diesem Anlass entstand das Video "(K)ein Unterschied? – Singen und klingen Mädchen anders als Jungen?". Dazu sagt Michael Fuchs, der Stimmarzt des Thomanerchores, dass ein reiner Mädchenchor immer ein bisschen anders klinge als ein reiner Bubenchor oder ein gemischter Chor. "Das heißt nicht, dass das eine besser ist als das andere, aber es gibt den Unterschied." Das bestätigt auch Musikwissenschafterin Ann-Christine Mecke. "Tatsächlich können geschulte Zuhörer Knaben- und Mädchenstimmen mit einer Trefferquote von mehr als 60 Prozent unterscheiden."

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg
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